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Montag, 11. Oktober 2010

Ein-Bild-Geschichte als Filter

(Bei Betrachtungen über Giotto und Franz v. Assisi:) Von Anfang an hat der Maler das Bestreben, daß der Betrachter erkennen solle, was er da male. Und an diesem Bestreben fördert wie beschreibt sich der eigentiche Sinn der Kunst!

Denn Giotto filtert aus einer Episode des Franz (die er der Vita des Hl. Bonaventura entnimmt) das "Wesentliche", und zwar so, daß er zu jenen Schlüsselmomenten und -details kommt, die in ein Bild zusammengefaßt die ganze Geschichte erzählen.

So vertieft Giotto sich in die Figur Franz, und in die Umgebung, in der die jeweiligen Geschehnisse gespielt haben, und beginnt dadurch nachzuerleben, was in den Menschen vorgegangen ist (bzw. sein mag), wie das ihr Verhältnis zur Umgebung bestimmt hat. Und kann aus diesem Erlebensschatz heraus dann alles auf das Wesentliche eingedickt darstellen.

Diese Charakterisierung muß präzise sein, denn Giotto braucht alle Gesten, Blicke, Andeutungen, sie sind wesentlich für die Bilder, in denen sich ja Zeit auf ein Bild komprimieren muß. (Den Ausweg mancher Maler der Zeit, in ein Bild dieselben Figuren mehrmals zu malen, um so das Nacheinander zu erzählen, lehnt Giotto als unkünstlerisch ab.)

So wird seine Kunst konzentriert, und so wird das Bild auch erkennbar: Denn Giotto will etwas erzählen. Und jeder Ausdruck trägt etwas zur ganzen Geschichte bei. Die künstlerisch Abstraktion läßt die Zeit auf einen Allblick - wie jener Gottes! - gerinnen, und sie leitet aus dem Besonderen das Allgemeine ab - die "Idealisierung".

Der Weg Giottos führt über die Vielfalt des Lebens des Franz, die in Höhen und Tiefen quasi das Universum des Menschen repräsentiert, zu seinen späteren meisterlichen Arbeiten über das Leben Jesu. Dessen Regungen kennt er. Von Franz her.

Aber damit kommt die Kunst Giottos an einen Punkt, wo der, welcher den Heiligen Franz verstehen will, dies zuerst aus den Fresken Giottos kann, ja in deren Betrachtung tun muß, wie mancher meint.  


*111010*