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Donnerstag, 14. Oktober 2010

Inspiration - nicht Ideen (2)

Man lasse, schreibt Henri Bremond, sich nicht täuschen, Inspiration mit dem Nachfolgenden zu verwechseln. Man lasse sich nicht von Bildern des Rasenden, Atemlosen, Gesträubten verführen, die in unserem Geist das bloße Wort "Inspiration" erweckt.

Die Raserei selbst ist keinesfalls mystisch. Sie ist verursacht durch den Zustrom von Gedanken und Gefühlen, die häufig der Inspiration vorangehen, und ihr fast immer folgen. Man mache sich zudem klar, daß der Dichter fast immer nur das behält, was sich ihm am auffallendsten und stärksten eingeprägt hat. Analyse ist nicht seine Sache! 

Er würde zugeben, daß sich ihm ein ruhiges Säuseln eröffnete, eine Gewißheit, eine Zuversicht was das Gelingen betrifft Aber keineswegs eine klare Schau des Werkes. Es ist nicht die Aufgabe der Muse, zu diktieren! Außerdem ist sie sofort wieder verschwunden - die Arbeit am Werk scheint zwar befeuert, aber sie ist um nichts reicher, als sie zuvor war.

Das mystische Leben selbst wallt nicht auf. Es durchglüht, was vorhanden ist, es befeuert, was auch zuvor an Aufgabe und Talent vorhanden war. Der durchglühende geschenkt Moment läßt nur verwandelt und ganz erscheinen und durchdringen, was die Mühsal des Talents zu vollbringen hat. Sie gibt Schwung und Bewegung, und durchbricht Grenzen der Sicht, die zuvor einengten.

Die Besuche der Muse sind stets kurz, und sie sind launenhaft. Aber häufig selbst bei den Mittelmäßigsten. In Wirklichkeit ist es bei diesen meist nicht die Inspiration, die fehlt, sondern das Talent oder die Kraft.

 
*141010*