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Dienstag, 12. Oktober 2010

Nur ein kleiner Gedanke

Es scheint so ein unspektakulärer, stiller Bedanke, wenn Spaemann aufweist, wie im Cogito von Cogito ergo sum des Descartes eine Annahme eines Gottes implizit enthalten ist. (Und: daß Descartes das wußte.)

Denn das Cogito, das sich selbst als Horizont setzen möchte, um zum ergo sum zu kommen, verliert seine Basis, auf der es sich als Denkendes (bzw. Gedachtes) erkennen könnte. Es braucht also seinen apriorischen Bezug eines Dritten, Außenstehenden - eines Gottes. Sonst kann es sich nicht als Seiendes verstehen: das zu konstatieren, setzt einen Standpunkt außerhalb des Seienden, des Raumes voraus. Das Descartes'sche Cogito "springt" also implizit, um sein "Ego" in ein Seiendes verwandeln zu können. Es ließe sich sonst das Denken nicht als "res cogitans" (als "denkbare Sache") denken.

Schelling schreibt es einmal so: "Ich bin. Mein Ich enthält sein Sein, das allem Denken und Vorstellen vorausgeht." Dieses "Ich bin", führt Spaemann aus, kann nicht als Resultat eines Prozesses der Reflexion des endlichen Bewußtseins versanden werden, denn dieser Prozeß ist unendlich. Erst durch die Antizipation des Anderen und seines Blicks wird er zum Stehen gebracht. Wenn der Andere ich nicht selbst täuschen will, muß er denken, daß ich denke. In diesem cogito me cogitare (das ich denke, das mich zum Ich denkt) weiß sich das Cogito als sum.

So ein kleiner, unscheinbarer Gedanke, dessen Anwesenheit sich seit Jahrhunderten findet, aber kaum beachtet wurde und wird. Dabei war er selbst und gerade Descartes bewußt (und läßt nur so ein sonst kaum verständliches theistisches Konzept verstehen, denn: warum hätte er sonst an einem Gott festhalten sollen?)

Aber er hebt den gesamten Konstruktivismus der Gegenwart aus den Angeln. Der die Welt ontologisch als nur im Menschen be- wie entstehend begreifen möchte.


*121010*