Der Mensch
braucht die Wahrheit. Formt Bilder seiner Wirklichkeit.
Schöpferischer Akt.
Der Mensch braucht also die Wahrheit,
um überhaupt leben zu können. Wenn der Mensch irrt, oder noch mehr:
irren will, geht er zugrunde. Das kannst Du im einfachsten Alltag
entdecken. Wie aber kommt sie in den Menschen hinein, diese Wahrheit?
Wie kann er die Bilder in sich formen, wie nehmen sie Gestalt an?
Durch das, was er sieht, was er von
außen sinnlich in sich hineinläßt, das ist das eine, und in einer
Reaktion, in seinem eigenen Willen, daraus Bilder seiner Wirklichkeit
formt. Das ist ein schöpferischer Akt, bei jedem Menschen. Er muß
im Außen sehen, was sein Gut ist, seine Freiheit, sein ewiges Leben.
Also braucht es dazu vorhandene Bilder, und zwar möglichst Bilder
der Vollkommenheit der Dinge. Denn so wird ihm die Wahrheit am besten
erfahrbar. Er nimmt diese Bilder auf, und fügt sich ihnen im
Betrachten. (Man erkennt nur, wenn man dem, was man sinnlich
aufnimmt, auch Gehorsam ist! Sonst erfährt man gar nie, was es für
Eigenschaften etc. hat. Wer nicht gehorsam ist, wird niemals
erkennen, er wird nur rationale oder phantasievolle Konstrukte bauen,
bis er verdurstet ist.)
Zum einen sind da die Bilder der
Natur. Auch Du wirst sicher schon erlebt haben, wie sich in ihnen
etwas - eine Schönheit, Erhabenheit etc. - verbirgt, das einen
erhebt. Und das heißt: zu vollerem Leben bringt. Denn darum geht es
ja.
Zum anderen sind da die vom Menschen
gemachten Dinge als Bilder, als Sinnbilder. In ihnen kann ein Mensch
dem anderen zu mehr Leben verhelfen, oder auch das Gegenteil. Das ist
alles ganz real praktisch erfahrbar, und auch Du hast es sicher
bereits erfahren. Man kann unterscheiden in Menschen, die zerstören,
und Menschen, die aufrichten, aufbauen. Und das alles durchaus in
zeitlichem Wechsel. Denn der Mensch ist in vielem sehr fragil und
wechselhaft. Er muß das Aufbauende, das Leben, das Schöne damit,
etablieren, zur Gewohnheit formen, und institutionalisieren - was man
dann Kultur nennt.
Ich spreche hier der Einfachheit halber immer vom Sehen, es ist aber natürlich für jeden Sinn aussagbar, nur je auf andere Weise, in einem anderen Teil seines Selbstseins, denn die verschiedenen Dinge - gehörter Ton, gesehene Farbe und Gestalt, gehörter Rhythmus als Gespür, gerochener Wohlgeruch als wesentliche Aussage über das Wesen eines Dings, Geschmack von den Dingen - wirken allesamt auf verschiedene und meist vielfach kombinierte Weise. Aber das macht etwa sogar klar, warum man die Architektur der Musik zuordnet.
Ich spreche hier der Einfachheit halber immer vom Sehen, es ist aber natürlich für jeden Sinn aussagbar, nur je auf andere Weise, in einem anderen Teil seines Selbstseins, denn die verschiedenen Dinge - gehörter Ton, gesehene Farbe und Gestalt, gehörter Rhythmus als Gespür, gerochener Wohlgeruch als wesentliche Aussage über das Wesen eines Dings, Geschmack von den Dingen - wirken allesamt auf verschiedene und meist vielfach kombinierte Weise. Aber das macht etwa sogar klar, warum man die Architektur der Musik zuordnet.
Es geht um das Entstehen der
vollkommenen Bilder hinter bzw. in den Dingen beim Betrachter. Das
macht ihn leben, das macht alle Menschen leben. (Wenn man sagen wir
ißt, ist es gleichfalls nichts anderes, als das in dem Gegessenen
vorhandene Bild, das das Gegessene selbst erst sein läßt, in sich
aufzunehmen, abzulösen und daraus zu leben. Die heutige
pseudo-naturwissenschaftliche Auffassung, die alles zu
"chemisch-physikalischen" Prozessen reduzieren möchte (und
in der Physik längst erkennen muß, daß es nicht so ist, daß die
materialistisch-mechanistische Sichtweise der Welt nur eine Reduktion
einerseits, ein Rückverschieben der Grenzen anderseits ist, ohne zu
einem Ergebnis oder Verstehen zu kommen), irrt hier fundamental, das
quasi zu mechanistischen Aufbauvorgängen heruntererklären zu
wollen.
Darstellung.
Kunst. Sinn im Gefüge der Welt
Und darum geht es auch in der Kunst.
Die ich nun dahingehend angerissen habe, was ihr Sinn im Gefüge der
Welt ist. Der Mensch stellt das Leben, die Schönheit, die
Vollkommenheit dar, um die Welt (die im Menschen hängt und gipfelt)
im Bestand zu halten. Das ist auch genau das, übrigens, was in der
Liturgie der Kirche passiert. Die das Urbild aller Kunst ist. Darauf
einzugehen würde aber endgültig jeden Rahmen hier sprengen, in dem
ich sowieso nur andeuten kann. Endgültig auserklären kann ich hier
nicht, da müßte man Bibliotheken schreiben.
Was macht
den Künstler aus. Wahrnehmen. Gehorsam. Unsichtbare sichtbar.
Dann aber ist da eben der Mensch als
der, der "macht" (poesis heißt: das Gemachte). Muß der
Wahrnehmende also dem Wahrgenommenen gegenüber gehorsam sein, ihm
folgen, um es zu erkennen, muß es der Herausstellende, der Künstler
(hier fügen wir erstmals das Wort ein), in genau derselben
Gehorsamshaltung nach innerem Bilde, nach dem Bilde, das es nämlich
darzustellen gilt, formen und herstellen. Der Künstler macht also
das Unsichtbare sichtbar, und darin ist er Gott sehr sehr ähnlich,
wenn auch nur ähnlich, nicht Gott selbst. (Denn er selbst ist ja nur
ein Abbild, weil geschaffen.) Er macht etwas, ein Bild, eine Statue,
eine Dichtung, und stellt sich aus sich heraus, und von sich weg. Sie
erhält ein Eigendasein. Sie ist nicht mehr er selbst, sie ist
Schöpfung. Etwas, das als so wie ein Stein, ein Hund, eine
Yukka-Palme die Welt im Bestand hält! Eine ganz hohe Sendung also!
Also muß er selbst in höchstem Maß
wahrhaftig sein. Nichts in dem Dargestellten darf nämlich vom
Wesensgesetz des Dinges, das er macht, abweichen. Er darf - NICHTS
WOLLEN. Außer: gehorsam und wahrhaftig zu sein. Und dazu dient ihm
auch ein Können. Das unter Umständen (man denke an das Spielen
eines Instruments, das viel viel Fertigkeit braucht) auch gelernt und
ausgebildet werden muß. Denn sonst wird ja das, was er innerlich als
Bild hat, das er innerlich "sieht", nicht so, wie er es
sieht!
Hier zeigt sich erstmals eine
Rangordnung zwischen dem, was man als Konflikt zwischen Müssen und
Können bezeichnen könnte. Denn auch ein Virtuose KANN. Aber er wird
nie ein Künstler sein. Denn dazu muß man das Bild aus sich selbst
gewissermaßen schöpfen. Die Vollkommenheit muß in einem selbst
sein.
Morgen Teil 3)
*040717*