Lebensführung
des Künstlers.
Und hier spielt die Lebensführung
des Künstlers endgültig hinein. Denn wer sich mit Kunst
auseinandersetzt, schaffenderweise, ist sich selbst - und seiner
Berufung - zu größter Wahrhaftigkeit, Liebe (als das, was einen ja
überhaupt erst die Dinge formen lassen kann - man muß alles
lieben!) und Freiheit in der Lebensführung verpflichtet. (Freiheit
heißt aber eben genau NICHT WILLKÜR. Das wird heute meist völlig
mißverstanden! Freiheit entsteht überhaupt erst IN DER BINDUNG,
nicht in der Bindungslosigkeit! Sie ist eine Haltung, keine quasi
technische Folge von Entbindung oder Ungebundenheit, deshalb WIRD/IST
sie gerade in der Bindung.)
Wer aber Kunst macht, heute macht
(denn diese heutige Form des Künstlertums hat sich entwickelt, ist
eine kulturelle Errungenschaft, ein eigenes Thema), braucht einige
Grundvoraussetzungen.
Eigenschaft
des Künstlers. Universalität.
Allem voran, bzw. dient alles nur
diesem, ist die innere Eigenschaft, UNIVERSAL sein zu wollen. Das ist
nicht quantitativ zu verstehen, sondern qualitativ. Denn man ist
nicht mehr Künstler, weil man in Wien ausstellt, als wenn man in
Kleinwirkbaustetten in der Sparkasse eine Winterlandschaft gemalt
hat. Beides kann gleich viel Wahrheit enthalten - als Ausblick, als
Fenster zur Ewigkeit und damit als Hereinblick der Schönheit, die
gewissermaßen die Präsenz des ewigen wahren Bildes aus dem
Dahinter, dem Unsichtbaren, dem das Leben selbst Seienden bedeutet.
Dazu muß man sich als
Kunstschaffender von allem lösen, was auf das Figurentheater
ausgerichtet ist, das die Welt selbst ist. (s.o.) Alle Menschen -
sagen wir: der "normalen Gesellschaft" - sind ja
aufeinander in Zwecken und Interessen gebunden, in Identitäten, in
denen sie zueinander in Beziehung stehen. Sagen wir: als Schneider,
Tischler, Funkbeamter, Taubenzüchterverbands-obmann, usw. usf. Ein
unendliches (weil in der Tiefe und Vielfalt der Beziehungen nie
ausschöpfbares) und großartiges Panorama, das die Welt damit ist!
Der Künstler muß, um die Dinge
(liebend!) betrachten zu können (erkennen, betrachten ist ein
Liebesakt der Vereinigung! man läßt sich befruchten - die Dinge
stehen also zum Menschen in einem Verhältnis von Mann zu Frau), wie
sie wirklich sind, in ihrer Betrachtung nichts von ihnen wollen, das
ist das Entscheidende. Um aber überhaupt nichts "nicht wollen"
zu können, muß er innerlich geläutert sein. Er muß sich kennen,
er muß die Welt kennen, er muß von allem frei werden können. Denn
Interesse heißt, daß man von den Dingen in der Welt gefangen,
getrieben ist. (Etwas, das dem Menschen im Alltag nicht nur
gefährlich wäre, sondern ihm widerspricht. Deshalb KANN ein
Alltagsmensch das nicht akzeptieren oder verstehen, bestenfalls
respektieren, rational nachvollziehen.)
Was macht
den Künstler aus.
Und nach den langen, vorbereitenden
Ausführungen, kann nun der vorerst letzte, aber Deinem Fragen
anfänglichste Punkt eingefügt werden, dem
Dein Interesse ja eigentlich galt: Es geht um das, was nun
überhaupt einen Künstler macht, was einen wissen läßt, daß man
einer ist. Was Letzteres gar nicht so sehr ein eigenes Wissen ist,
sondern ein Rückfolgern, ein Schließen, ein Ableiten, in dem es
letztinnige Sicherheit erst nach einem langen langen Weg geben kann.
Denn schon der Moment, wo man eine Art "Künstlereben"
beschließt, ist meist dessen Ende.
Man ist als Künstler auf die Gesellschaft, in die man hineingeboren wurde, ausgerichtet. Sie gibt einem die Inhalte, mit denen man dann ringt, und die man überwinden muß, von denen man dadurch allmählich freiwerden muß, um das Nicht-Sichtbare Schöne interesselos zu sehen. Deshalb hat jedes Werk einen Bezugspunkt - Menschen, Gesellschaften, etc., der sich freilich allmählich, mit der Entwicklung des Künstlers, immer mehr erweitern kann und normalerweise auch tut. Und: das hängt auch mit seiner Wirkgeschichte (aus dem Werk) zusammen.
Man ist als Künstler auf die Gesellschaft, in die man hineingeboren wurde, ausgerichtet. Sie gibt einem die Inhalte, mit denen man dann ringt, und die man überwinden muß, von denen man dadurch allmählich freiwerden muß, um das Nicht-Sichtbare Schöne interesselos zu sehen. Deshalb hat jedes Werk einen Bezugspunkt - Menschen, Gesellschaften, etc., der sich freilich allmählich, mit der Entwicklung des Künstlers, immer mehr erweitern kann und normalerweise auch tut. Und: das hängt auch mit seiner Wirkgeschichte (aus dem Werk) zusammen.
Nun gibt es Seelen, Menschen, die in
einem unentwirrbaren, komplexen, ja geheimnisvollen Spiel aus
Gewordenheit, Gemachtheit und innerer Berufung keine dieser Figuren
(Identitäten) "halten" können. Man könnte das mit
Schicksal bezeichnen, es hat etwas von Verhängnis, also: über einem
verhängt sein. Ihr Zugang zu allem liegt nicht darin, den Menschen
etwas zu sein, sondern sich an das hinter allem Stehende hinzugeben.
Das ist es, was einen interessiert. Die Welt wird zum
"bedeutungslosen" Spiel.
Morgen Teil 4)
*040717*