Wenn der Leib ins Böse führt (Haltungen)
Damit
 wird deutlich, daß der Leib ins Böse selbst führen kann und definitiv 
auch führt, zumindest tendentiell, wenn auch nicht immer sofort und 
ganz. Die Art dieser Begierden widerstrebt also der Vernunft. G. K. 
Chesterton drückt es einmal so aus: der Mensch nach dem Sündenfall ist 
wie jemand der auf ein Pferd springt, das in alle Richtungen rennt. Die 
Herrschaft über dieses Pferd zu gewinnen, ihm also die Richtung der 
Vernunft vorgeben zu können, ist das, was man als "Tugend" bezeichnet. 
Sie stellt die leiblichen Ausrichtungen wieder in eine Vernunftordnung.
Die vierte Folge der Erbsünde
 ist die Verdunkelung des Verstandes. Dies ist in gleicher Weise auch 
bei aktueller Sünde der Fall. Der Geist wird als Sündenstrafe 
verdunkelt, das Licht weicht. Diese Verdunkelung des Verstandes ist in 
zwei Bereiche geteilt. Der erste ist daß aus dem Vestoß gegen die Natur 
(Sünde) das natürliche Licht des natürlichen Verstandes verdunkelt wird.
 Aber der Verstand ist  nicht nur körperlich zu begreifen (wie die 
Vergeßlichkeit bei Krankheit als Beispiel zeigt), sondern er ist 
untrennbar mit dem geistigen Aspekt verknüpft, der unabhängig von jeder 
Materie operiert. (Ein abstrakter Gedanke, sagen wir, ist völlig 
unabhängig von den konkreten Teilgedanken, die er zusammenfaßt.) 
Damit
 hängt er zum einen eng mit der Vorstellung zusammen, und damit zum 
anderen mit dem Urteil, in dem wir das Vorgestellte bewerten und 
gewichten und wirken lassen. Ein Beispiel: Wenn wir beten und zwar 
wissen, daß wir beten und das auch wollen, aber ständig von 
Vorstellungsbildern einer schönen Frau gefesselt sind. Man kann das 
durchaus auch "Unkonzentriertheit" nennen bzw. so verstehen, die immer 
eine Unfähigkeit ist, mit der Vernunft die Vorstellungskräfte zu lenken.
 (Das ADHS-Syndrom ist also kein Syndrom für sich, sondern die logische 
Folge eines Mangels der inneren Ordnung.)
Zwar kann 
niemand GANZ die Vernunft verlieren, ein letzter Rest bleibt immer, 
solange der Mensch eben lebt. Aber man kann ganz klar die Aussage 
treffen, daß Sünde den Menschen DUMM macht. Je mehr jemand sündigt, 
desto dümmer wird er. Die Soziologie weiß ganz klar, daß ein asoziales, 
verrottetes Charakterbild auch entsprechende Folgen für die 
Lebenstüchtigkeit hat. Asoziale, von viel Sünde gekennzeichnete 
Menschengruppen sind deshalb immer auch "dumme", untüchtige soziale 
Menschen gewesen. 
Es ist eine Abwärtsspirale: je mehr 
jemand sündigt, desto dümmer wird er, und je dümmer man wird, desto mehr
 sündigt er. Damit wird es einem Sünder immer schwieriger, geistige 
Dinge - Geist - zu realisieren. Denn er wird immer mehr auf physische 
Dinge fixiert, von diesen gebunden. Geist hingegen braucht eben 
Freiheit, als Ungebundenheit an rein physische Vorgänge, die die einem 
mögliche Vernunft nicht nach physischen, ungeordneten Gesetzen, sondern 
nach denen des logos, der Vernunft also formen..(Woraus der 
geistige Wert von Armut und Keuschheit vielleicht deutlich wird.) Die 
leiblichen Neigungen dominieren (in ihrer Verzweckungseigenschaft) die 
Vorstellungswelt, die Orientierung nach geistigen Gesetzen wird immer 
schwieriger.
Wer sündigt, wird dumm
Damit
 verdunkelt die aktuell begangene Sünde auch das Vermögen, Sünde 
überhaupt zu erkennen. Denn wir trainieren unsere niedrigen 
Geisteskräfte regelrecht darauf, nicht den Gesetzen der Natur zu folgen.
 Der Sünder wird insgesamt gesehen also irrational, selbst wenn er im 
Teilhaften noch "logisch" zu denken vermag. Bis die Sünde zum Laster 
wird, also zum Gegenteil der Tugend, zur eingeübten, verfestigten 
Haltung. Dagegen anzukämpfen verlangt dann bereits enorme Einzelkraft 
(durch die dem spezifischen Laster entsprechende, entgegengesetzte 
Tugend.)
Das funktionert aber genau so umgekehrtt. Je 
tugendhafter jemand wird, desto klarer wird sein Verstand, desto 
geistiger seine Vernunft. Mit anderen Worten ist der Tugendhafte in die 
Lage versetzt, seine geistigen Bilder mit der geistigen Ordnung in 
Übereinstimmung zu bringen (Vernunft).  Aber mehr noch. Der Mensch der 
Tugend vermag auch, seine Sinne immer akkurater zu machen. Auch diese 
richten sich nach der objektiven Welt aus. (Vereinfacht und als 
Beispiel: Der solchermaßen wirklich kultivierte Mensch vermag Dinge zu 
spüren, zu schmecken, zu empfinden, die dem lasterhaften Menschen 
einfach vorenthalten sind. Er SCHMECKT, RIECHT, FÜHLT das nicht, was der
 Tugendhafte schmeckt, riecht und fühlt. Weshalb es auch logisch ist, 
daß der lasterhafte, vernunftlose Mensch zu immer roheren "Genüssen" 
neigt. Seine Sinne stumpfen ganz real ab. Wieder ein Beispiel: Der 
sexuell hemmungslose Mensch VERLIERT den Sinn für die Freuden und 
Spielformen der Erotik, er wird immer mehr nur noch auf vordergründige, 
gar harte Lusterfüllung ausgerichtet sein.
Damit wird 
auch DIREKT die Fähigkeit verringert, zu erkennen! (Das kann keine 
"Bildung" ersetzen!) Der sündige Mensch erkennt also immer weniger von 
der Welt, und was er erkennt, wird immer gröber, einfacher 
zweckorientiert.
Wer nicht sündigt, wird klug 
Umgekehrt
 erhöht der Mensch mit dem Wachstum seiner Tugend die Fähigkeit, immer 
mehr, immer weitgefächertere Informationen aufzunehmen und damit immer 
erhellendere Aussagen über die Welt zu treffen. Wahrheitsfähigkeit, 
Erkenntnisfähigkeit, "Wissen über die Welt" und Tugend (bzw. Laster bzw.
 Sünde) hängen also DIREKT zusammen. Es gibt eines nicht ohne das 
andere. 
Damit wird auch klar, daß es verschiedene 
Zustände von Kulturen gibt. Daß sich innerhalb der Kulturen ein Grad der
 Wahrheitsfähigkeit ausbildet, der entweder der Erkenntnisfähigkeit des 
Einzelnen zu- oder abträglich ist.  So können ganze Kulturen erbliinden 
und immer mehr fehlgehen (also immer mehr nur noch falsch entscheiden), 
weil sie sich auf ein Teilgut richten, dabie aber gegen eine 
Gesamtordnung verstoßen - oder sich in sich befruchtend erhellen und 
wachsen weil sich der Gesamtordnung der Vernunft immer mehr 
eingliedern. 
Der Sündige schneidet sich also von der 
Gnade ab. Die Gnade aber ist es, die den Willen stärkt und den Verstand 
erleuchtet. Gut zu denken, salopp formuliert, ist also eine Gnade, 
nämlich die Gnade der Teilhabe an der absoluten Vernunft. Die Sünde 
schneidet davon ab, und damit natürlich von der Weisheit. Denn die 
Weisheit ist die geschenkte Befähigung des Menschen, sich und die Welt 
so zu sehen, wie Gott - die absolute Vernunft - sie sieht. Eines der 
sichersten Zeichen für die Sünde ist deshalb, wenn ein Mensch nicht mehr
 hören will, was Gott sagt, sondern Gott nach seinen eigenen Maßstäben 
"definiert". (Wenn also z. B. Gott nur noch nach subjektiven Gefühlen 
bewertet wird. Man kann daraus auch von dieser Seite den ganzen Wahnsinn
 der subjektivistischen Wende in der Liturgie, noch weiter, in ganzen 
Religionen: etwa im Protestantismus, begreifen!)
Der Sünder spaltet sein Selbst 
Aber
 ein entscheidender Aspekt der Sünde ist die Spaltung des eigenen 
Verstandes. Denn der Wille, der zum sündigen Verhalten treibt, handelt 
GEGEN das zutiefst innere Wissen um die Gesetze der Vernunft. Das 
Unterbewußte, um es einmal so zu sagen, sagt uns also (immer!), daß 
etwas falsch ist, wozu uns aber das bewußte Wollen treibt, ja zwingt. 
Damit wird dem Verstand Gewalt angetan. (Gewalt ist ja das Handeln gegen
 die Natur einer Sache.) Damit zwingt sich edr Sünder selbst, seinen 
Verstand zu verdunkeln, weil er sich dazu zwingt, GEGEN die Wahrheit zu 
handeln (und das als Denkbewegung zu verfestigen.) Damit gewöhnt sich 
der Sünder eine Art zu denken an, die seine Vernunftfähigkeit mehr und 
mehr verdunkelt. Selbst wenn sie sich noch in scheinbar logischen 
Zirkeln von Teilrichtigkeiten bewegt, wird er immer weniger in die Lage 
kommen, ein Insgesamt der Vernunft, also in Widerspruchsfreiheit und in 
einem zusammenfassenden Denken zu denken. Frü den, der beständig 
sündigt, der in Sünde lebt, wird es deshalb nicht einfach so, daß er 
nicht die Wahrheit sehen möchte (gerade bei Sündern ist die Sehnsucht 
nach Wahrheit oft besonders ausgeprägt) - er wird sie vielmehr nicht 
mehr sehen KÖNNEN. 
Natürlich wird damit auch die 
Fähigkeit, Gott oder religiöse Wahrheiten zu erkennen, immer mehr 
beeinträchtigt. Der Sünder kann sie in ihrer Relevanz nicht mehr in sich
 abbilden und bewerten. Da nützt dann auch kein Argument mehr. Der 
Sünder kann die Wirklichkeit Gottes gar nicht mehr erfassen. Es fehlt 
ihm (um es mit Heidegger zu sagen) die "Sprache der Sprache". Er mag es 
so und so "richtig" formulieren, aber er versteht es einfach nicht.
Die
 nächste direkte Folge der Sünde ist die Zerrüttung des Verhältnisses 
von Mann und Frau. Denn die Sünde macht das ganz normale, alltägliche 
Leben eben immer problematischer, immer schwieriger. 
Indem
 er der Sünde folgt, stellt sich der Mensch aber auch ganz deutlich 
unter den Einfluß des Bösen, der Dämonen, des Teufels. Sie bekommen 
zwangsläufig immer mehr Kontrolle über den Menschen,der Mensch 
unterstellt sich ihnen. Daß sich das ind er Praxis meist scheinbar kaum 
direkt bemerken läßt (oder Dämonen sich nur selten direkt einschalten) 
liegt wohl darin, daß sich für die meisten Menschen bzw. Sünder der 
Aufwand gar nicht lohnt bzw. nötig ist, sie fallen sowieso schon in 
seine Hände, und sei es, weil die Kultur bzw. Unkultur die Menschen 
massenhaft von Gott abfallen läßt.
 Morgen Teil 4)
*050717* 
 
