Sünde ist immer eine Entscheidung
Die 
Sünde ist immer eine Form von Ungehorsam und des Willens, daraus 
resultieren auch alle Folgen. Deshalb wendet sich sowohl die göttliche 
Ordnung als auch die Abkehr davon immer an den Willen, besonders 
tragisch durch die vererbte (aber überwindbare!) Schwäche dieses 
Willens. Sünde ist immer eine WAHL, nicht einfach eine automatische 
folge, der man hilflos ausgeliefert ist. (Denn im letzten ist kein 
Mensch, ja nichts was es gibt, ganz von der göttlichen Vernunft, also 
dem Sein, dem logos selbst, abgetrennt. Es würde sonst ins Nichts
 fallen. Das gilt übrigens auch für den Teufel selbst, den vom Engel nur
 der verfestigte Wille GEGEN das Sein unterscheidet. Denn im Engel, im 
Geist gibt es keine Zeit, herrscht ewige Aktualität. Damit ist eine 
Entscheidung ein für allemal und unwiderruflich.) Was wir wählen ist aber davon abhängig, was wir denken!
JEDE
 Sünde hat nun ihrer Art nach auch spezifische Folgen. Ursache und 
Wirkung stehen immer in spezifischem Zusammenhang. Welt ist nun aber 
eine Geflecht aus unterschiedlichsten Einzeldingen, die allesamt auf 
ihre jeweilige Art aufeinander wirken. Eines aber bleibt immer gleich: 
Jede Sünde ist ein Mißbrauch Gottes, ein Verstoß gegen seine Liebe, die 
immer auf die Erhaltung des Menschen udn des Seienden (der Welt) 
ausgerichtet ist. Deshalb hat jede Sünde einen Aspekt des Unendlichen. 
Nicht aber die konkrete, aktuale Sünde. Sie ist immer spezifisch. 
Dennoch oder deshalb nimmt jede Sünde etwas von der "gesamten" 
Glückseligkeit des Menschen. Auch und vor allem, weil sie die 
Erkenntnis trübt, und die höchste Glückseligkeit des Menschen aber darin
 besteht, Gott, die Wahrheit also, zu sehen.  Jede Sünde ist aber nicht 
nur ein Verstoß gegen die Natur, sondern ein Verstoß gegen die Natur der
 Vernunft, und deshalb macht jede Sünde unglücklich(er).
Deshalb
 sieht Thomas v. Aquin auch nur zwei Wege zur menschlichen 
Glückseligkeit: Das Leben in vollkommener Kontemplation, oder das Leben 
in vollkommener Tugend. Denn der Sinn dieses Lebens besteht darin, wie 
es der alte Pichler-Katechismus (den der VdZ noch in der Schule vor sich
 liegen hatte) formuliert: die ewige Glückseligkeit zu erreichen. 
Einmal, unwiderruflich das einzige mal, sonst würde sich Gott ja selbst 
widersprechen.
Die Tugend manifestiert sich in vier 
Fähigkeiten: Den Verstand, den Willen, sowie die zwei Arten des 
Appetits, also der neigungshaften Zuwendung zu Dingen, Objekten - die 
der Schwäche zum Guten, und die der Begierde, der Leidenschaft.
Die Verwundungen durch die Sünde
Jede
 dieser Fähigkeiten hat ihre Art der Verwundung. Die des Verstandes 
besteht in einer Ignoranz gegenüber dem Guten. Der Verstand ist durch 
die Erbsünde schon geschwächt, weil er seine Anorientierung an Gottes 
Wissen verweigert und damit verfleischlicht hat. Der Wille ist 
geschwächt in seiner Anhalteneigung zum Guten, damit zur Wahrheit (alle 
menschlichen Fähigkeiten sind ja eng miteinander verflochten, der Leser 
vergessenicht, daß wir hier immer gewissermaßen mit Hilfbegriffen als 
Veranschaulichungen arbeiten, wo wir notgedrungen im Nacheinander 
entfalten, was aber ineinander ist, was aber nicht mehr vorstellbar ist,
 dazu müßten wir "schauen".) Jede Sünde verstärkt also die Tendenz 
generell, sich zum Bösen zu wenden, zur Nichtung.  Das nennt man eben: 
Bosheit. Je mehr jemand sündigt, desto mehr bindet er sich ans Böse. 
Die
 nächste Verwundung ist die des Appetits, der sich der Überwindung von 
Schwierigkeiten widmet. Es ist die Wunde der Schwachheit. Damit wird er 
Mensch feige und angstvoll. Er verliert die Neigung, etwas zu tun, das 
zwar richtig, aber schwierig ist. Wir können zwar wissen, was richtig 
ist, was zu tun wäre, aber wir verlieren den Antrieb, es zu tun. Der so 
Geschwächte tut das Falsche, die Sünde, ohne sie anzugehen. Vergebung, 
Beichte nimmt dann zwar die Sünde weg, vergibt sie, aber sie nimmt die 
Folgen dieser Sünden nicht weg. Wer also solcherart geschwächt ist, wird
 es immer mehr, TROTZ der Beichte. 
Die vierte Wunde 
ist die der Begierde, der Leidenschaft. Die Begierde reißt jeden Appetit
 aus seiner Natur, indem sie ihn maßlos macht. Sie entfremdet den 
Appeitt von der Vernunft. Damit stärkt sie die Abwendung von der 
Vernunft mit jedem mal, in dem diese Sünde begangen wird, weil sie 
dessen Appetitkraft stärkt. Sie bestimmt somit immer mehr auch die 
Stimmungslage des Menschen, also seine Geneigtheiten zu handeln.  Hier 
spielt nicht nur die Stärke, sondern auch die Häufigkeit eine große 
Rolle.
Letztendlich ist die Folge, auf die jede 
Sünde zuäuft, die des Todes. Das zeigt sich übrigens auch darin, daß 
manche Sünden eben beobachtbar nachvollziehbar direkt zum Tod führen, 
sowohl bei uns, wie auch bei den Adressaten unserer Handlungen.  
Sünde
 führt damit mehr oder weniger zum Verlust des Verstandes. Das ist in 
kleinen Dingen erkennbar, durch irrationale Einzelreaktionen, aber 
natürlich auch im großen Ganzen, wo die Sünde buchstäblich zur 
Geistesverwirrung und -krankheit führt. Sie macht auf Dauer gesehen den 
Menschen unfähig, die Realiltät einzuschätzen bzw. mit ihr umzugehen. 
Sünde
 macht uns unfähig, das Gute, das Richtige zu tun. Wo immer der Mensch 
gegen die Ordnung einer Sache verstößt, schwächt er seine Fähigkeit, 
diese Ordnung überhaupt noch zu sehen und zu befolgen. Der Sünder 
verliert die innere Kraft, die Ordnung der Welt - die Wahrheit - auch 
innerlich aufrechtzuhalten, also die Bilder, Ideen der Welt und Dinge in
 ihrem richtigen Verhältnis zu bewahren. Seine Welt wird zerrüttet. 
Die Strafe ist notwendig 
Aber
 natürlich darf der Aspekt der Strafe nicht übersehen werden - als 
willentliche (Gott) Wiedereingliederungsanwegung in die Ordnung des 
Seins. Jede Sünde ruft also auch nach Strafe. Diese äußert sich meist 
durch das, was man als "Gewissenswurm" bezeichnen könnte, der die 
Orientierung des Menschen immer mehr schwächt, je länger und je 
mächtiger er wirkt. Das ist nicht einfach ein subjektives Geschehen, 
sondern objektive Folge des Widerspruchs zur ewigen Ordnung des Seins. 
Nur Menschen mit klarem Gewissen können klar und gut handeln. 
Doch
 gibt es auch die direkte Folge, daß andere Menschen auf den Sünder 
"strafhaft" wirken. Denn jede Sünde hat eine sozhiale Dimension. Sie 
reißt aus der Gemeinschaft der Menschen, als in Gottes Ideenwerk geboren
 und damit geordnet. Damit ist jede Sünde auch eine Sünde gegen den 
Mitmenschen. Und das schlägt nicht selten direkt durch. Die Sünde 
zerrüttet eben auch das soziale Leben! Und zwar an sich. Denn soziales 
Leben kann nur auf der Grundlage objektiver Ordnung - dem logos also - 
gedeihen. Die Sünde JEDES Menschen bricht mit dieser Ordnung, und damit 
mit der Basis udn Quelle (sic!) der Gemeinschaft aller Menschen. Unter 
Sündern gibt es nur Kumpanei, keine Gemeinschaft. Die oft so lächerlich 
oberflächlich kritisierte Tendenz einer Gemeinschaft, Sünder 
auszustoßen, fernzuhalten, wegzusperren, zu meiden, ist also sehr 
natürlich und zeigt einen völlig richtigen Grundtatbestand an.
 Morgen Teil 5)
*050717* 
 
