Konsequenz.
Wofür?
Es gibt aber keine Versöhnung
zwischen dem, was die Welt der Figuren will und dem, was man an ihr
zu tun hat. Die kann bestenfalls allmählich eintreten, indem sie den
Wert dessen erkennt, was man ihr - als Außenstehender, gewissermaßen
- zu sagen hat. Was man ihr zeigen kann. Und man hat ihr zu zeigen,
was es ist, das sie in Wirklichkeit bewegt. Man hat ihr das
Unsichtbare in allem alltäglichen Lärm, der einem keine Ruhe läßt,
um die wirklichen Bewegungen zu suchen und zu erkennen, zu zeigen.
Wenn eine Kultur aber zu weit von der
Wirklichkeit entfernt ist, und das ist heute immer mehr der Fall,
wird ihr die Kunst - die wirkliche Kunst, nicht das Kunstgetue, das
ja bereits eine entschärfte, gar nicht mehr gefährliche, unwahre
Scheinfrucht ist - sogar zum Feind. Auf jeden Fall wird sie sie noch
weniger oder gar nicht mehr verstehen, denn zu viel müßten sie ihr
Leben umstürzen, um es wieder mit dem Leben zusammenzuschließen.
Verzicht auf
Anerkennung und Stellung. (Rat)
Für den Künstler heißt es in jedem
Fall - nicht nur heute - Verzicht, totaler Verzicht auf Anerkennung
und Stellung. Wenn Du dazu nicht bereit bist, dann hat es keinen
Sinn. Dann wirst Du nur ein nächster Gefälligkeitslieferant, kein
Künstler. Ich kenne genug Künstler, die dieser Falle aufsitzen und
aufgesessen sind. Sie werden mit der Zeit immer unruhiger und
innerlich zerrissen, und nicht wenige Säufer unter Künstlern sind
Opfer genau dieser Unwahrhaftigkeit und Mutlosigkeit.
Denn das allerentscheidendste
Merkmal, das mit allem oben Gesagten allerdings zusammenhängt, ist
die Hingabe an das Material. Ist für den normalen Menschen (wobei:
auch der Künstler ist eigentlich ein ganz normaler Mensch, vergiß
das nie! das ist ganz wichtig, das zu begreifen!) im Alltag die
Hingabe an sein Tischlerdasein, seine technischen Pläne, seine
Familie, die Ausbildung der Kinder, etc. etc. der Ort, an dem er
reift, das Material also, in dem und an dem seine Persönlichkeit
sich nach und nach bildet, so ist es dem Künstler (sonst wäre er ja
Philosoph, oder Priester, oder König, diese Berufe hängen alle im
selben Deutungskreis) nur möglich, sich IN SEINEM MATERIAL zu
reifen. Das ist ihm alles. Sein Singen, sein Bauen, sein Dichten,
sein Schauspielen (es gibt nur sehr wenige Künstler unter
Schauspielern, aus oben Gesagtem kannst Du es Dir vielleicht
vorstellen? Die Versuchung, auf der Bühne, im Film eigentlich IN DER
WELT ETWAS ZU SEIN ist riesig groß), etc. etc.
Es hat nur jedes Metier seine eigenen poetischen, sehr sehr praktischen Bedingungen und Gesetze und Anforderungen an die Person, weshalb es auch eine Rangordnung der Künste gibt. In allen aber wird dasselbe Grundsätzliche, wie ich es wenigstens im Ungefähr darzustellen versucht habe, wirklich (oder nicht, wenn man kein Künstler ist, oder scheitert, auch das gibt es, und zwar häufiger als das Gelingen.) Aber sie alle brauchen Bereitschaft zur Hingabe. Und das ist eine Tugend, das heißt eine sittliche Leistung (so, wie jede Erkenntnis eine sittliche Leistung braucht, nicht einfach "richtiges Denken" etc., Denken ist bereits eine sittliche Leistung.) Der lasterhafte Charakter wird schon daran scheitern. (Über das Künstlertum heute gibt es sehr sehr viele Irrtümer, und noch mehr Fallen, in die man tappt, so die der bereits erwähnten Romantisierung.)
Es hat nur jedes Metier seine eigenen poetischen, sehr sehr praktischen Bedingungen und Gesetze und Anforderungen an die Person, weshalb es auch eine Rangordnung der Künste gibt. In allen aber wird dasselbe Grundsätzliche, wie ich es wenigstens im Ungefähr darzustellen versucht habe, wirklich (oder nicht, wenn man kein Künstler ist, oder scheitert, auch das gibt es, und zwar häufiger als das Gelingen.) Aber sie alle brauchen Bereitschaft zur Hingabe. Und das ist eine Tugend, das heißt eine sittliche Leistung (so, wie jede Erkenntnis eine sittliche Leistung braucht, nicht einfach "richtiges Denken" etc., Denken ist bereits eine sittliche Leistung.) Der lasterhafte Charakter wird schon daran scheitern. (Über das Künstlertum heute gibt es sehr sehr viele Irrtümer, und noch mehr Fallen, in die man tappt, so die der bereits erwähnten Romantisierung.)
Und das bedeutet, daß es nur einen
Weg gibt: Den, sich ins Material zu ergießen. ZU TUN. Eigentlich
geht es nur darum: ZU TUN. Dieses Tun
und Tunwollen muß immer mehr ins Zentrum rücken.
Wieweit man dafür auf das normale
bürgerliche Leben mit allen Existenzbedingungen "pfeifen"
muß oder kann, (...), ist von einem Außenstehenden nicht
beurteilbar. Die Spannung wird immer bestehen, und dafür gibt es
keine Lösung - denn diese Spannung ist ja das, was gewissermaßen
den Künstler AUSMACHT und im Dasein erhält.
Morgen Teil 6)
*040717*