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Donnerstag, 6. Juli 2017

Integration bedeutet Entwürdigung

Es ist hörenswert, dieses Gespräch, das Russia Today mit Bozon Brock, dem Kunst- und Kulturkritiker, vielen aus dem Fernsehen bekannt, führte. Hörenswert vor allem in den Passagen, in denen Brock auf das Wesen von Identität und Kultur hinweist. Selbst wenn der VdZ nicht ganz die denkerische Systematik entdecken kann, die zu diesen letztlich aber dann richtigen Einschätzungen Brocks führen sollte. Aber er weist richtig darauf hin, daß Identität und Menschenwürde untrennbar mit dem Bewußtsein des "Anderen" verbunden sind, dem das "Eigene" unvereinbar gegenübersteht. 

Das Integrale an diesem Ansatz ist nämlich nicht das "Gleichsein", sondern das Einende ist genau diese Akzeptanz der Unterschiedlichkeit, die auch prinzipiell unvereinbare Identitäten sehen und anerkennen muß. Damit eine Kommunikation überhaupt erst möglich macht, weil es eine Kommunikation von je "Eigenen" ist (und nur unter solchen überhaupt Kommunikation möglich sein kann). 

Nur solche können miteinander reden, die sich abgrenzen können, und nur solche können sich auch auf einen Modus Vivendi eines Miteinander einigen, auch und gerade im Erkennen der Abgrenzung. Und das ist es auch, was die Seele des Abendlandes genannt werden kann, das man viel zu leicht eifnach als "homogenen Kulturraum" bezeichnet. Nein, geeint hat Europa exakt diese Haltung der Akzeptanz des Unvereinbaren, die die friedliche Koexistenhz so unterschiedlicher Völker und Kulturen ermöglicht hat. (Man denke alleine an die Ungarn.) Das ist ja auch dann das genuin Christliche! Die katholische Liturgie, die die erste und eigentlichste Kraft dieser Einheit ist, macht eben nicht alle gleich, sondern stärkt alle im Eigensein, indem sie seine allgemeinsten transzendenten Wurzeln durch die hereingeholte Transzendenz selbst - im inkarnierten Gott - als Welt zur Welthaftigkeit stärkt.  

(Es gibt also keine universalere Kunst als den katholischen Kult, der auf die Dynamik des Personseins selbst abzielt, deshalb niemals einfach "Predigt" oder "Morallehre" sein KANN, weil er die Konkretisierung immer dem Eigenen überläßt, ja dieses voraussetzt. Erst so wird Freiheit, Würde, ja Menschsein in gottebenbildlichkeit real.)

Ein Eigensein, das sich in dem Moment aber selbst auslöscht, in dem es das andere nicht mehr anerkennt, sondern meint, es auslöschen und zum Eigenen machen, angleichen zu können. Wo das spezifisch Andere aber abgelehnt wird, ist nicht nur dieses in eine existentielle Kampfsituation gedrückt, sondern löscht sich genau dieses Eigene, das die Harmonie von allem in Gleichheit verlangt, selbst aus. Das gilt umso mehr, als Menschsein auf Kultur angeweiesen und ausgerichtet ist, also immer in eine Kulturgruppe hineingespreizt ist. Damit wird auch klar, daß es Identität und "das Andere" nicht ohne Kulturbezogenheit geben kann.  

(Überspitzt: Wo also ein Europäer - den es ja nur ALS Finnen, Dänen, Bayern, Provencalen oder Mailänder gibt - glaubt, er würde den anderen "lieben" oder "akzeptieren", indem er beginnt, seine Lebensgewohnheiten anzunehmen, Kebap zu essen und mit Curry süßsauer zu würzen, unterliegt er bereits einem tragischen Fehlschluß, der genau das Gegenteil von dem bewirkt, was er vorgibt zu beabsichtigen. Im Grunde ist das sogar eine Beleidigung Gottes!)

Denn alles Eigene ist immer und zugleich, ist untrennbar mit einem völlig Anderen verbunden. Nur daraus läßt sich Eigenes bestimmen - im Unterschied, den keiner auszulöschen trachtet. Im Gegenteil, wird dieser Versuch alles gleich zu machen richtig als aggressiver Akt betrachtet. Denn niemand kann ohne Eigensein leben, niemand kann ohne Identität leben - die die Spreizpunkte zum "ganz anderen" braucht. Wo der andere versucht (oder versuchen soll), so zu werden wie ich, löscht er meine eigene Identität, löscht damit mich aus. Und das kann kein Mensch akzeptieren. Das heißt, um es zu wiederholen, daß vor allem das Unvereinbare gesehen und anerkannt werden muß, denn erst darin manifestiert sich wirklich Eigenes. Die Probleme der Massenzuwanderung aus fremden Kulturen, die die Politik Europas Völkern und Menschen aufgebürdet hat, sind also ganz anderer Natur, als heute dargestellt und als Handlungsimperativ verkündet wird. Brock nennt es auch beim Wort: Es ist der verordneten Dummheit zuzuschreiben, daß man das nicht sieht.

Diesen Ansatz findet der Leser ja auch auf diesen Seiten, und er berührt direkt das Migrationsproblem. Wo das selbsternannte Gutmenschentum mit viel neblichtem Gefasel "Menschlichkeit" fordert, in der die Natur der je "Eigenen" ineinander aufzugehen habe, was man dann "Integration" nennt. Das kann aber niemals funktioneiren, und die USA - seit je ein Einwanderungsland - zeigt es vor, das mit Desintegrationsphänomenen kämpft, die schon lange überwunden geglaubt wurden (wie dem Rassismus). Weil es die Würde des je Anderen nicht anerkennt, der Anderer ist WEIL er nicht das Eigene ist und auch gar nicht sein kann. Und nur insoweit überhauipt als Mensch mit Würde anerkannt wird. DAS ist dann der Konsens, auf dem eine Kultur aufbauen und bestehen kann.*

Brock zeigt richtig, daß diese widervernünftige und menschenunwürdige Auffassung von "Integration" im Rahmen einer Gesamtbewegung zu sehen ist. Denn auch in der öffentlichen Kommunikation besteht dieselbe Tendenz, jedem Andersdenkenden seine Würde und Existenz abzusprechen. Ihn soll es gar nicht geben, er hat kein Recht, im Gesamtkonzert mitzuwirken. Das hat die Folge, daß es zu einer immer größeren Gruppe von Ausgestoßenen kommen muß, denen die Zugehörigkeit zu dieser Kultur durch Entrechtung abgesprochen wird. Das macht das heutige Europa tatsächlich totalitär, denn so zu agieren ist das Wesen des Totalitären - das sich aber genau darin selbslt auslöschen muß. Entsprechend steigt der Fanatismus, mit dem "das Andere" gesucht (und "gefunden") wird, weil es den antinomischen Abgrenzhungsprozeß braucht. Erst er kann eine Gesellschaft stabilisieren, weil er die Menschen nicht ständig gefährdet sein läßt, sich selbst aufzulösen.

Konkret heißt das, daß das christliche Abendland zur Kenntnis nehmen muß, daß der Islam mit ihm NICHT vereinbar ist. Wenn sich die Politik nunmehr (und schon vor vielen Jahren und Jahrzehnten) entschlossen hat, muslimische Menschen, islamische Kultur nach Europa einzulassenn, so kann das nur dort und nur insoweit zu einer Situation eines "Friedens" führen, als diese Unvereinbarkeiten, die aus kulturellen Unvereinbarkeiten bestehen, jeweils für sich akzeptiert und eingehegt werden. Und wenn es auf eine Segmentierung der Gesellschaft hinausläuft, was ohnehin bereits unmöglich ist, nur fehlt der Mut, es zuzugeben. Was der VdZ aber für unumgänglich hält, will man Europa nicht endgültig in die Selbstauslöschung treiben. Was wiederum bewirkt, daß jeweils einer Gesamtkultur zugrundelliegende untergeordnete, kleinere Einheiten an Identitätsgruppen entstehen, die für sich größeren Identitätsgruppen quasi wehrlos und unterlegen gegenüberstehen.**

Das heißt weiters, daß wir in der derzeitigen Situation mit der Tatsache leben müssen, daß das "Flüchtlingsproblem" (als Mythologon für Zuwanderung) UNLÖSBAR in dem Sinn ist, wie wir es "lösen" wollen. Was heute einem Versuch gleicht, es durch Augenschließen wegzuzaubern. Wir können hingegen nur noch versuchen, noch halbwegs zusammenhängende eigene Kulturräume zu wahren, um den "Anderen" und "Unvereinbaren" ihre abgegrenzten Kulturräume zu überlassen, die uns möglichst wenig im Alltag tangieren, und sie nicht durch weitere Zuwanderung ausdehnen zu lassen. Weil sonst zweifellos das ungelöste Problem UNS überwältigen wird.









*Das gilt ja interessanterweise gerade für den Islam, und das läßt sich historisch wunderbar zeigen. In dem Moment, wo der Islam zur Mehrheitsidentität wurde und wird, sucht er nämlich das Andere im Außen, um sich im Kampf mit diesem selbst zu bestätigen und als Identität zu halten. Das gibt ihm diesen expansiven Charakter. Muslime in Europa waren (Spanien, Sizilien) überall dort kein Problem, wo sie in relativ kleinen Bevölkerungsanteilen auftraten, sodaß ihr Eigen- weil Anderssein sie nicht in ihrer Identität bedrohte, weil sie "die anderen" blieben.

**Das heißt aber auch, daß man endlich aufhört, unter dem Dogma einer angeblich notwendigen Grenzenlosigkeit einer völlig liberalisierten Wirtschaft die Lebensweise der Europäer zu "internationalisieren".





*090617*