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Samstag, 15. Juli 2017

Es wird nicht schlimm. Es ist schlimm

"Wir sprechen über Demographie und tun so, als ob das Zukunft wäre. Aber das ist es nicht. Es ist schon da. Da tickt keine Bombe, wie es oft heißt. Die ist längst schon explodiert." Das sagt Prof. Bernd Raffelhüschen in einem weiteren Vortrag über unsere Sozialsysteme. Es ist im wesentlichen eine demogrpahische Katastrophe, die uns zu schaffen machen wird. Und der Pillenknick ist nicht der eigentliche Schuldige, er ist selbst nur eine zweite Welle. Die erste ist den niedrigen Geburtenraten zur Zeit des 2. Weltkrieges geschuldet. Denn in Bombennächten, mit Männern an der Front, zeugen sich Kinder nicht so gut. 

Die geburtenstarken  Jahrgänge der Nachkriegszeit (bis 1965) HABEN somit kein Problem mit ihrer Rente - sie SIND das Problem. Ein völlig absehbares Problem, denn die Zahlergeneration ihrer Rente ist bereits da, und sie wird sich (im Umlageverfahren gedacht) nicht vermehren. Wir werden aber nicht nur mehr Rentner haben, wir werden auch mehr kranke Rentner haben, die immer länger Leben, von Generation zu Generation um vier Jahre. Die Anzahl der Pflegefälle wird sich verdreifachen. Die Pflegeversicherung wird schon in kurzer Zeit aufgegeben werden müssen, denn sie kann gar nicht funktionieren weil zu viele Ansprüche haben, die zu wenig einbezahlt haben. Wir lassen uns leider viel zu sehr täuschen, weil wir in der Situation leben, daß es noch nie so viele Einzahler ins Rentensystem gab wie heute. Doch aus dieser Situation werden wir schon in wenigen Jahren schnurstracks in eine Situation fallen, die noch nie so schlecht war.

Also soll das alles eine zahlenmäßig viel zu geringe Generation an Kindern bezahlen? Das wird diese Generation selbst bezahlen müssen, denn die viel zu wenigen Jungen werden "mit den Älteren reden wollen," und sie werden sehr deutlich reden wollen. Denn dann werden 2/3 der heutigen Beitragszahler die doppelte Anzahl von Rentnern erhalten müssen. Die Konsequenzen liegen auf der Hand. Denn eine weitere Beitragserhöhung ist ausgeschlossen, bereits jetzt hat das deutsche Sozialsystem eine Beitragsquote von 43 % von den Einkommen, rechnet man alle auch indirekten Beiträge sind es gar 50 %, und zwar von den Brutto-Brutto-Löhnen, also auch die Arbeitgeberanteile mitgerechnet. Es bleibt also nur eine Lösung: Die Leistungen müssen dramatisch gekürzt, die Lebensarbeitszeit aber kräftig erhöht werden. 

Und das ist nur gerecht, meint Raffelhüschen. Denn die geburtenstarken Jahrgänge haben ihre Bringschuld nicht gebracht - Kinder. Nur Kinder aber können ein Rentensystem (das im Umlageverfahren funktioniert) aufrechthalten. Das Rentenniveau der Zukunft wird kaum mehr als heutige Sozialsätze ausmachen, und das haben die heute 30-50jährigen, die diese Maßnahmen voll zu spüren bekommen werden, selbst verursacht. Denn ihnen war, wie Raffelhüschen sagt, lieber ein wenig Tralala zu genießen als Kinder in die Welt zu setzen. Gut, sollen sie. Aber die Konsequenzen müssen sie auch tragen.*

Erst ab 2070 wird sich wieder eine gewisse Generationenparität und damit Entspannung einstellen. Die Entwicklung selbst ist aber heute nicht mehr umkehrbar. Auch eine Umstellung auf andere Sozialversicherungssysteme (z. B. wie in der Schweiz) ist nicht möglich, jedes System schafft sich seine Voraussetzungen und Bedingungen, die man nicht einfach ändern kann und über Generationen wirkt.

Aber die wirklichen Probleme stellen sich bei drei eigentlichen Brennpunkten. Und der erste sind die Beamtenpensionen. In deren Altersstruktur und jeweiliger Anzahl eine Lawine auf uns zukommt. Diese Lawine hat damit zu tun, daß in den 1970er Jahren die Zahl der Beamten auf das Doppelte (sic!) angewachsen ist. In einem Jahrzehnt also. Diese Beamten werden in den allernächsten Jahren ebenfalls in Pension zu gehen beginnen. Bis zum Jahr 2025 werden in Deutschland dreimal so viele Beamte pensioniert sein wie 2012. 

Diese Pensionen werden aber nicht von Beitragszahlern (also: Beamten) bezahlt, sondern müssen ebenfalls vom Steuerzahler getragen werden. Von Steuerzahlern, die aber nie geboren wurden! Gleichzeitig werden die Kosten der Verwaltung von heute rund 8 % auf 25 % der Steuerkraft steigen. Die Leistungen bzw. Kosten der aktiven Verwaltung mitgerechnet, wird damit das gesamte (heutige) Steueraufkommen nur noch für die Verwaltung selbst aufgehen. Alle übrigen Landesleistungen - Universitäten, Schulen, Straßen, weiß der Deibel was alles - sind mit diesen Steuern nicht mehr finanzierbar. Die Lösung KANN also speziell hier ebenfalls nur heißen: Rentenkürzung und Verlängerung der Arbeitszeit.

Der nächste Brennpunkt ist das Gesundheitssystem. Denn anders als viele glauben, ist es keine Umverteilung von Gesund zu Krank, sondern aus naheliegenden Gründen ebenfalls eine Umverteilung von Jung zu Alt. Auich hier steht das System vor der Frage, entweder die Beiträge - deutlich - zu erhöhen, oder die Leistungen - deutlich - zu verkürzen. Das wird zum einen auf einen Leistungswettbewerb der Krankenhäuser hinauslaufen, zum anderen auf Versicherungsleistungen abzielen, die mit dem Verhalten der Bürger zu tun haben, also etwa die Zahnmedizin.  

Der dritte Brennpunkt ist die Pflegeversicherung, die Altenpflege. Die Raffelhüschen unter dem Motto sieht "Sie wußten, was sie taten!" Und sie taten alles falsch. Denn die geburtenstarken Jahrgänge haben einen Generationenvertrag aufgestellt den sie sehenden Auges auf den Punkt zulaufen ließen, daß die Generation, die ihn nun einlösen soll, GAR NICHT DA IST. Weil die Kinder nicht da sind, die diese Generation nicht bekommen hat. Und das wußte man, als man die Pflegeversicherung (1995) einführte. Da gab es diese Generation aber bereits seit 25 Jahren nicht mehr. Schon 2012 betrug das Defizit nur aus diesem Posten eine Milliarde Euro. Wie sich das bei einer Halbierung der Einzahler und einer Verdreifachung der Leistungsbeansprucher ausgehen soll muß einmal jemand vorrechnen. 

Die Lösung kann nur bei Privatversicherungen liegen, denn der Staat - das sind wir - kann den Generationenvertrag nicht einlösen, weil in den letzten 50 Jahren zu wenige Kinder in die Welt gesetzt wurden. Das sieht der Demograph asllerdings doch als bewältigbar, denn immerhin hat diese Generation ein Vermögen angehäuft, wie es beispiellos in der deutschen Geschichte ist. Es wird nun für das angegriffen werden müssen, das man sich durch wenige Kinder zu ersparen meinte, sich also als Problem selbst zuzuschreiben hat.**









*Dabei hat die Zuwanderung der letzten Jahre das Problem nicht nur nicht entschärft, sondern es sogar noch weiter verschärft, und zwar gewaltig. Das zeigt Raffelhüschen an anderer Stelle. Der Grund liegt in der Planlosigkeit, in der sich Zuwanderung nach Deutschland bis heute wahllos vollzieht und meist eine Zuwanderung in die Arbeitslosigkeit, bestenfalls in die untersten Lohnklassen bedeutet, wo sie sogar einem Verdrängungswettbewerb gegenüber heimischen Arbeitnehmern gleichkommen, also das Sozialsystem gar nicht entlasten. Eine weitere Konsequenz wird sich beim Pflegesystem zeigen, denn der Großteil der Zugewanderten sind Männer. Altenpflege ist aber eine spezifisch weibliche Tätigkeit. Aber das eigentliche Rentenproblem der "Flüchtlinge" wird erkennbar wenn man bedenkt, daß ein Zuwanderer mit heute durchschnittlich 30 Jahren Lebensalter, bei fünf Jahren (optimistisch gerechnet!) Integrationszeit und anschließender Niedrigqualifzierung, 43 Jahre Beitragszeitraum bräuchte, um rechnerisch die Mindestrente zu erreichen. Das hieße für jeden Zuwanderer ein durchschnittliches Renteneintrittsalter von 77 Jahren - wenn nicht die übrigen Steuerzahler das ausgleichen. Und das heißt: Durch Steuern.

**Darin gründen ja die Forderungen, und es stellt sich die Frage, warum sie nicht von Eltern laut gestellt werden, Sozialleistungen und Renten mit der Zahl der Kinder zu koppeln. Denn hier bestehen direkte und unabweisbare Ursache-Wirkung-Zusammenhänge. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit! Stattdessen werden absehbar gerade jene, die Kinder aufgezogen und deshalb das wenigste Geldvermögen haben, noch einmal benachteiligt. Denn die Verlagerung auf Privatversicherungen, der Umbau des Krankensystems auf Wettbewerbssystem, die privat zu deckende Alterspflege begünstigen neuerlich jene, die keine Kinder in die Welt gesetzt sondern ihr Geld für sich verwendet und als Vermögen gespart haben.





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