Bezug zur
eigenen Geschichte
Man baut eine Firma auf, und stellt
sie wieder ein, weil einen der Vorgang dahinter, das, was sich
geistig abspielt, viel mehr interessiert, als der Bestand einer
Firma, Geld, Ansehen etc. Ich werde hier schon ganz konkret, wie Du
siehst. Denn mir ist nach sechs Jahren hartem innerem Kampf damals
klar geworden, daß das einzige, was mich interessiert, der
neutrale Schöpfungsvorgang ist. Aber als Unternehmer muß man
anders denken. Also habe ich die Firma in Konkurs geschickt, was ja
rein wirtschaftlich gesehen gar nicht notwendig gewesen wäre. Aber
sie hat mich erstickt!
Und noch mehr wurde mir nach dem Jahr
als Manager bei Neusiedler klar, daß ich nicht für ein normales
Berufsleben tauge. Es ging nicht! Was ist da immer - und später
immer klarer - passiert? Ich habe kraft Intelligenz und Erfahrung die
Dinge sehr rasch durchschaut, und damit wie aus einem Drehbuch meist
blitzschnell "perfekt" machen können. Ich habe also
Theaterstücke inszeniert und auf die Bühne gestellt, in allen
diesen Berufen! In denen ich in den Augen vieler ja immer sehr
erfolgreich war! Aber ich KONNTE nicht. Nach einem halben Jahr begann
es in mir - alles war immer mehr gelähmt, ich war zum Schluß dieser
Geschichte, bei Wenzl 1999, schon regelrecht körperlich gelähmt,
unfähig zu denken. Damals, 1999, war es zu Ende, endgültig.
Was war zu Ende? Der Versuch, den ich 1983 gestartet hatte, aus Angst, (...), aus Angst vor mir selbst und dieser ungeheuren Last des Künstlertums, die mir damals aufgegangen ist. Denn ohne Figur zu leben heißt, völlig ungesichert zu leben, ohne Identität! Heißt als Mensch ständig über dem Nichts zu schweben! MAN IST - buchstäblich - NICHTS.
Was war zu Ende? Der Versuch, den ich 1983 gestartet hatte, aus Angst, (...), aus Angst vor mir selbst und dieser ungeheuren Last des Künstlertums, die mir damals aufgegangen ist. Denn ohne Figur zu leben heißt, völlig ungesichert zu leben, ohne Identität! Heißt als Mensch ständig über dem Nichts zu schweben! MAN IST - buchstäblich - NICHTS.
Die Erscheinung, die ich damals an
diesem Gründonnerstag Abend hatte, spielte eine spezifische Rolle,
die ich aus heutiger Sicht als notwendig und gut erkenne, damals
jedenfalls bewirkte, daß ich alles Künstlertum abwarf, "in die
Hände Gottes zurücklegte", um ein "gutes Leben" zu
beginnen. Da war zufällig Deine Mutter, der gegenüber ich mich wie
gegenüber aller Welt als "schuldig" empfand, und der Rest
ist Dir bekannt. Wobei ich immer vor mir Angst hatte, und deshalb
jeden, wirklich jeden meiner Schritte "am Boden festgenagelt
habe", also mit enormen Mut zum Risiko Verantwortungen
einbetoniert habe, um nicht davon laufen zu können.
Daß in dieser Zeit so viele Kinder
von mir gezeugt wurden, war damit kein "Versehen", es war
der letzte Ausdruck meines Willens zum Schaffen! Wenn überhaupt
dieser Plan aufgehen hätte können, hätte ich aber eine ganz andere
Frau gebraucht. Darüber können wir ein andermal reden. Nur so viel:
Deine Mutter hat auf mich wie eine Mörderin gewirkt, die alles Leben
erstickt, und mich beinahe auch ums Leben gebracht hätte.
Abschluß
der eigenen Geschichte. Einsicht als Künstler. Ultimo ratio. Bezug
zur Geschichte der Tochter
Ich erzähle Dir das als Exempel,
nicht um es aufzuarbeiten oder sonst etwas. Ich erzähle es Dir, weil
ich an mir erlebt habe, daß man seiner Berufung zur Kunst, wenn sie
denn da ist, nicht davon laufen kann.
Aber das zeigt sich nach und nach. Du
bist nun 28 Jahre alt, (...). Das ist genau der Zeitraum, in dem das
Leben aller Menschen das erste mal kräftig umbricht. Man korrigiert
das erste mal, was am Anzug des Lebens nicht paßt. Frauen sind da
etwas früher dran, da läuft es ca. von 28-30 Jahren Lebensalter ab,
bei Männern passiert es etwa von 32-35 Jahren. Schau Dir Biographien
an, ganz normale Menschen, Du wirst oft entdecken, daß sich darin
ein erster und oft kräftiger Bruch findet.
Du scheinst es - wie ich - nicht zu
schaffen, ein normales Leben zu führen. Aber Du läufst, so mein
Eindruck, Dir in vielem vor allem an zu leistender Charakterarbeit
noch davon. Auch bei mir war es zäh, und ich habe lange gebraucht,
um den Mut zu finden zu sagen (und ich ringe noch heute, wo ich weiß,
daß das gar nie aufhört): ich mache nur noch das, wozu ich berufen
bin. Das war deshalb leichter, weil mir ja ohnehin alles zerbrochen
ist oder (!) zerbrochen wurde. Wozu ein altes Sprichwort ja sagt: Wer
sein Schicksal nicht wählt, den zieht es: VOLENTEM FATA DUCUNT;
NOLENTEM TRAHUNT. Dem Willigen ist das Schicksal Führer, den
Nichtwollenden zieht es.
Ich mußte aus meinem Lebensverlauf
immer endgültiger schließen, daß die Welt mir gegenüber ohnehin
feindlich bleibt, so lange ich versuche, in ihr als "normaler
Bürger" zu bestehen.
Morgen Teil 5)
*040717*