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Sonntag, 16. Juli 2017

Nicht Inhalte, sondern Strukturen sind erkennbar

Welch Tragödie des Auseinanderklaffens von Aufgefordertheit und Macht, also Vermögen, vom Internet als Ausfluß des absurden Gleichheitswahns der Gegenwart, einem Endstadium des Weltverfalls,  in jedem Fall, bis zur masochistischen Selbstmarter gesteigert. Der der Einzelne meist, so gut wie immer, völlig hilflos gegenübersteht, weil er nicht in der Lage ist, die inneren Antriebe geistig zu ordnen.

Aufbauend auf einem verqueren Verständnis von Erkenntnis, das auf Information und deren maschineller, abakusartiger "Verarbeitung" ausgeht. Dabei nicht weiß, daß Erkenntnis nicht mit Information zu tun hat, als läge sie quasi auf einer Ebene des Denkens, die jedem gleichermaßen zugängig wäre, sondern weil Erkenntnis von Persönlichkeit und damit Sittlichkeit untrennbar ist. Nicht die Information, nicht das "Wissen", das angeblich durch die Schulen und Universitäten vermittelbar ist, ermöglichen ein Ordnen der Weltinformation, ein Urteil über ihren Stellenwert und damit ihren Platz in der Ordnung des Ganzen, sondern die strukturelle Geschichtetheit des Erkennenden ist die Voraussetzung für ein Erkennen von Adäquanz der einströmenden Information.

Die allseitige Zugängigkeit von "Information" macht die Menschen nicht "informierter", sondern verwirrter. Stopft ihren Kopf mit Daten voll, die sie nur ihrer Persönlichkeit entsprechend einordnen können, womit sie sich in der Regel heillos überfrachten. Bildlich gesprochen: Der Müllfahrer ordnet die Information über Quantenphysik so, wie er den Müll sortiert,  der Gemüsehändler so, wie er seine Gurken von den Tomaten scheidet, und der Pädagoge so, wie er seine Kandidaten maltraitiert. Aber sie bleiben was sie sind. Ihrer aller Ansprechebene wäre also nicht "Wissen", sondern das in allem gleiche Strukturelle der Ideen, und nur das. Die inhaltliche Entsprechung (sagen wir: als Kompetenz zur Lösung eines Problems) ist praktisch zufällige Angelegenheit der Inhalte, mit denen eines Stand gefüllt ist.

Das Allermeiste, was uns in den Medien als "Meldungen" und "Informationen" begegnet, ist für so gut wie alle Menschen völlig unverarbeitbarer Datenmüll, der sich als ungeformter Plaque ablagert. Es gehört zu den Meisterstücken der Menschenverwirrung sie glauben zu lassen, sie könnten, ja sie müßten das.

Daß zugleich mit der Informationsflut und dem eingeredeten Glauben, alles ginge einen irgendwie an, weil man es auch lösen könne, das Gefühl der Ohnmacht  bei den Menschen steigt und steigt, zugleich die Aggression steigt, die Verletzbarkeit bei der Begegnung mit "anderen Meinungen", hat genau darin seine Ursache.

Unsere "Bildungspolitik" macht heute deshalb nicht Akademker, "Bildungsträger" aus Müllmännern und Pädagogen, sondern heftet Müllmännern und Künettenarbeitern (wobei: nichts, absolut nichts gegen diese ehrbaren Berufe!) Etiketten einer völlig in der Luft schwebenden Phantasieordnung an den Revers, die sie in die Verwirrung einbetonieren, ja sie dazu verdammen. Wer als Bauer oder Feinmechaniker seinen Doktor macht, ist nachher kein Akademiker, sondern ein Bauer oder Feinmechaniker, der verwirrt ist und mit Information umgeht, wie eben ein Bauer oder Feinmechaniker mit Gerste und Hafer oder mit Uhrwerken umgeht.






*130617*