Wir erkennen aus dem Außen, aus der Welt die Ordnung des Seins, und hören im Schweigen und der Stille dessen Stimme. Dieser Ordnung getreu zu sein ist das, was wir mit Vernunft bezeichnen. Woran ersichtlich wird, daß zur Vernünftigkeit auch die Haltung zur bzw. der Sittlichkeit notwenig ist. Denn es obliegt uns, ob wir uns der Ordnung des Seins fügen, und ob wir sie überhaupt hören wollen.
Unsere Kultur wurde genau damit groß. Sie wurde groß, weil es zur Haltung wurde, dieser Ordnung zu gehorchen, und weil wir kraft der Vernunft auch eine Lebensumwelt gestaltet haben, die in ihren Strukturen demlogos der Welt folgt, diesen darstellt, und somit uns selbst zur Vernünftigkeit wie mit verborgener Hand anleitet.
Was aber hören wir, wenn wir nunmehr im Außen pausenlos und ununterbrochen mit Dingen konfrontiert werden, die es jeder Vernunft entbehren lassen?
Was lernen wir, wenn wir un fortlaufend mit Diongen im Alltag konfrontiert sind,d ie jeder Vernunftg entbehren? Und vor allem: Was lernen die Jungen, die diese Vernünftigkeit noch nicht zru Haltung machen konnten, die noch "weich", biegsam weil erst der Ordnugn des Seins nach in ihrer Vernunftfähigkeit geprägt werden müssen?
Eines lernen wir gewiß: Daß die Welt nicht mehr der Vernunft gehorcht. Denn es ist diese Haltung zur Vernunft, diese Vernünftigkeit, die uns im Selbststand und über eigenes Urteil (wie oben gesagt: Deren Grundlagen aber übernommen sind) in unserer Lebenswelt positionieren und bewegen läßt. Alles das ist uns nun genommen.
Ja, sogar mit einem Bezug zu einer als "unüberbietbar" etablierten Autorität - namentlich: Der Wissenschaft, die alles besser weiß - auf eine Welt verwiesen werden, die angeblich so komplex ist, daß es uns überhaupt nie und nirgendwo möglich ist, sich in ihr zu bewegen, weil wir sie gar nicht erkennen können. Zu heimlich ist diese Welt angeblich, zu verborgen als daß es dem "normalen Menschen" noch möglich ist, sich in ihr so zu bewegen, daß er sie nicht mit höchster Wahrscheinlichkeit stört und sogar zerstört. Nur eine Kraft vermag das zu verhindern, und das ist ... DIE WISSENSCHAFT.
Was immer uns normalen Menschen (oh ja, sagt da der eloquente Harvardjunkie, der sich locker drei Titel ersessen hat, er selbstr sei ja auch oft so normal, und sofort haue er in seine schönen Weltprinzipien drein, esse einen Big Mac oder spendiere den Kindern ein Videospiel oder fliege zum puren Vergnügen rund um die Welt, auch er sei ja ständig von der Normalität bedroht, auch er müsse sich deshalb ständig von der Wissenschaft neu sagen lasse, wie er sich zu verhalten, was ser von der Welt zu halten habe)
Und es gellt mir noch in den Ohren, als dieser "Wisenschaftler" den größten Unsinn verzapfte, dem - wie sollte es anders sein - niemand im Raum zu folgen vermochte, und dann (und in immer kürzeren Abständen) in die befremdete Gesichter allen Ernstes und mit mal entschuldigend, genau dadurch aber sein Wissen betonendem Schulterzucken die Worte in die Luft warf: "It's science!"
Es ist also wahr, und es ist wahrer als jeder im Raum es zu denken vermöchte. Weshalb ihm zu folgen sei. Denn er ist der Priester dieser Wahrheit, er ist der Künder des Ewigen, er ist der Mittler zwischen der wahren Ordnung der Welt un der unwahren Lebensweise der Menschen. Er ist der Hierophant, er ist Teil des Arkanums, der Versammlung der Wissenden, die über allen Menschen stehen, und denen deshalb unbedingt zu folgen ist. Die alles zu akzeptieren haben, was ihnen vorgesagt wird. WEIL ES WAHR IST. Warum? Because it is science.
Aber es ist kein theoretisches Geschwafel, das wir hier vom Stapel lassen. Es ist seit zwei Jahren und zunehmend und immer dichter eine Umwelt des Absurden geworden. Eine Umwelt, die vot lauter Unvernunft nur noch so strotzt, und in der sich die Autorität von ihrer Schlappe der selbst induzierten Autoritäts-Auflösung wieder zu erholen hofft: Indem jeder Politiker, jeder Müllkutscher, jeder Kostenberater und jeder Somelier seine Überlegenheit dadurch etablieren kann, indem er an dieser Wissenschaft teilhat. Wodurch? Indem er deren angebliche Gebote befolgt, und deren Befolgung von allen anderen verlangt.
Lassen Sie, werter Leser, diese Bilder aber einfach auf sich wirken. Lassen Sie zu, was dazu in ihnen an Bewegtheit entsteht, und fragen Sie sich dann, was passiert sein muß, daß wir akzeptieren, daß unsere Welt derartig verrückt - und das ist das Gegentiel von vernünfig - geworden ist. Verrückt, widersprüchlich, absurd, und ohne Sinn.
Hier, in diesem Punkt, stoßen wir nämlich auf etwas ganz Bestimmtes. Wir stoßenauf die Ursache einer sich bereits zum Syndrom ausgeweiteten Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit. Denn was wollen wir von einer Welt erwarten, in der wir nichts mehr finden, das unserem eigenen Menschsein, das erst Menschsein durch Vernunft ist,
Übrigens, so nebenbei: Wo immer sich eine Stimme erhebt, die im Namen der Wissenschaft Gehorsam abverlangt, die keine Grammatik der Vernünftigkeit mehr aufweist, sondern wie in die Welt geworfene Behauptung wirkt, die also auch nicht unserer eigenen (!) Vernunftgrammatik entspricht, sondern dieser widerspricht - wissen Sie, werter Leser, und vergessen Sie nicht, daß wir es dort ganz sicher nicht mit Wissenschaft zu tun haben. Sondern mit einem Glaubenssystem, mit einer Religion, die über eigene, uns aber nicht nachvollziehbare weil unser Verstehen "unendlich übersteigende" Aussagen Tatsachen verkündet, die zu befolgen dringend geboten ist, weil sie diese Welt bestimmen und tragen.
Wenn Sie nun solche Bilder wie die unten sehen, so erkenne Sie dabei ber noch etwas. Sie erkennen die Struktur der wahren Lüge. Die nicht mit einer "Unrichtigkeit" vorgeht. Das tun nur di ewirklich primitiven Lügen, die aber so leicht durchschaubar sind, daß sie in der Regel auch sofort erkennbar sind. Die meisten Lügen gehen viel perfider vor, schon gar in Zeiten wie diesen, wo der Einzelne mit Information zugeschüttet, also an komplexere Erkenntnisweisen gewöhnt ist.
Diese Art der Lügen ist aber noch aus einem Grund so beliebt. Sie verlangt nämlich vom Erkenenden sittliche Kraft. Denn diese Lüge läßt sich erst erkennen, wenn man den dargestellten Sachverhalt in jenen größeren, das Einzelne übergreifenden und erst einordnenden Rahmen stellt, in den es gehört, soll es überhaupt verstanden werden. Und - soll sich seine VERNÜNFTIGKEIT erweisen. Das Absurde ist nämlich nicht einfach das Unrichtige. Es ist ein Richtiges, das in einen anderen Rahmen gestellt seien Relevanz verliert.
Damit zeigt es auch seine Nähe zur Komik! Und zeigt damit die einzige Art, wie wir diesen ständigen Versuchen, uns von der Vernünftigeit hin zu Einzelrichtigkeiten zu ziehen, woraufhin wir unsere Urteilskraft einbüßen, ob etwas noch vernünftig IST (und nicht nur richtig, oder im Einzelnen und für sich gesehen ablauf- und richtigkeitsoptimiert)
Eines müssen wir auf jeden Fall versuchen, und einem gegenüber dürfen wir nie die Aufmerksamkeit verlieren, weshalb derzeit das Leben wirklich anstrengend ist, so anstrengend, daß uns allen bereits die Kraft ausgeht und die Menschen mehr und mehr resignieren: Es ist die Verankerung im Umfassenden der Welt und Wirklichkeit, in der wir stehen. Es ist jene große ganze Ordnung, die überhaupt erst erkennen und beurteilen läßt, ob etwas Vereinzeltes vernünftig ist - oder nicht. Wenn wir diese Verankerung verlieren, werter Leser, und er sei damit tatsächlich gewarnt, dann versinkt nicht nur die Welt im Okkulten. Sondern dann verlieren wir unsere Orientierung. Damit aber werden wir zu Opfern fremder Willen und Steuerungen.
Denn nein, unsere Kultur wurde nicht deshalb groß und stark, weil wir lauter Einzelerkenntnisse und Richtigkeiten hatten! Sondern unsere Kultur wurde groß und stark, ja weltbeherrschend stark, weil wir in der Lage waren, jenes Insgesamt zu etablieren, das den Sinn für das vorgab, was dann durch Einzelbemühungen und -entdeckungen ausgestaltet werden konnte. Denn im Einzelnen hatten die Kulturen der Welt vor - wie nachher sehr wohl auch diese "Wissensblättchen" in Händen. Aber was ihnen fehlte war ... der Sinn. Das große Ganze. Die Ordnungsvorgabe für das gesamte Universum. Der Katholizismus als das kat-holon, das umfassende Ganze.
Von diesem aus aber wird es noch unbegreiflicher, wie es sein kann, daß so viele Menschen in diesem Abendland es zulassen konnten und können, daß sich eine dermaßen okkulte, absurde Welt einrichten konnte. Nicht nur das. Wie es sein kann, daß so viele Menschen widerstandslos und sogar bereitwillig und in vorauseilendem Gehorsam - ohne den sich eine Lückenlosigkeit des Wahnsinn, wie wir sie derzeit erleben, nicht erreichen läßt - mittun.
Man hat mir schon vorgeworfe, ich sähe die Dinge zu pessimistisch. Gibt es nciht viel Einzelnes, das doch versöhnlich stimmen sollte? So viele Menschen, die nach wie vor "vom alten Schlag" zu sein scheinen, so viel Mitmenschlichkeit. Ja, antworte ich diesen, im Einzelnen stimmt das. Und wenn ich ganz willig bin, enn ich mich einfach zu sehr nach einer guten heilen Welt sehne, blende ich alles aus, und versinke in dieses Einzelne einer Begegnung.
Um dann aber, am nächsten Tag, am selben Abend, in der nächsten Stunde wieder aufzutauchen, und die Wahrheit meiner Behauptung erneut bestätigt zu sehen: Wir haben es nicht mit einer niedergehenden Kultur zu tun! Sondern wir haben es mit einer nicht mehr vorhandenen, mit einer verschwundenen Kultur des Abendlandes zu tun. Sodaß wir in einer Ruinenlandschaft leben, was wir uns durch umso emsigeres Renovieren der Relikte vergangener Zeiten selbst verbergen. Denn wer könnte so leben? Wer ertrüge es, täglich mit dieser Wahrheit konfrotiert zu sein?
Wobei die Menschen des ehemaligen Ostblocks sich diese Frage noch viel intensiver stellen müssen; denn sie haben diese Ruinen - und nur diese unveränderten, originalen, nicht behübschten Ruinen (Ungarn ist (neben Polen) im Behübschen und also in der Bereitschaft zur Selbsttäuschung übrigens ganz besonders eifrig) - oft noch täglich vor Augen.
Aber Kultur ist das Umfassende, das große Ganze. Dieses erst schafft sich das Einzelne. Sodaß ich mich frage, ob nicht sogar das meiste von dem, was "noch stimmt", nicht bereits Kultursimulation, und insofern also zynische Täuschung ist.