Welche Erkenntnis, die von Kant über Hegel bis zu Dilthey ihre fundierenden Theoriespuren zieht, im seinem einen Extrem zur Ablehnung jeder absoluten Wahrheitsmöglichkeit führte - weil alles "subjektiv" und damit gleichermaßen "unwahr" sei, also ein Ding niemals durch den Menschen objektiv beschreib- und erfaßbar sei. Warum? Weil es kein Ding "an sich" real gibt, wie Kant es als mathematisches Ideal der Wissenschaft proklamierte.
Weil es Dinge nur gibt, wenn und insoweit sie in einer Beziehung stehen, also von einem unendlichen Netz von Bezüglichkeiten umwoben sind. Und die Quantenphysik bestätigt das: Definierbar, meßbar, bestimmbar sind atomare Vorgänge erst, wenn man sie in eine Beziehung gestellt hat bzw. so behandelt. Beziehung, die außerhalb ihrer selbst liegt, die das gesamte atomare Geschehen also in umgreifende Bedingungen stellt.
Der Physiker und Mathematiker Wolfgang Smith hat es so formuliert: Die mathematisierte Welt der Physik gibt es gar nicht.
Die reale Welt ist von der sinnlichen Qualität des Menschen nicht zu lösen, und er kann ihr nicht anders begegnen: Die vielgepriesene Evidenz ist ein sinnliches Erlebnis, keine mathematische Gleichung.Die Darstellung der Welt in Mythen und Märchen ist wahrer und realitätsgerechter, als es jede physikalische Formel je auszudrücken vermag. Denn das Wesen der Welt IST ihre Trägerschaft von Erkenntnis, die immer bezüglich ist.
ABER dabei in ihren Grundstukturen von einem das Hier-und-Jetzt-sein des Menschen übersteigenden Menschsein ausgeht, und deshalb die dazupassende Grammatik enthält.
***
Was auch vor allem in der Simplifizierung, die als Propaganda zur imperativischen Volksmeinung wurde, verheerende Auswirkungen hatte. Weil damit jede Irrationalität gerechtfertigt werden konnte, jede Wahrheit "relativ" und damit unbedeutend wurde. An jedem Stammtisch, in jedem Kaffee-und-Kuchen-Kränzchen war fortan der oder die der oder die weit Überlegene, der jede Logik (die bekanntlich eine Art seltsamen Zwangwesens weil autoritativen Gebahrens hat) mit einem eleganten "Naja, ist halt Deine Meinung, ich habe meine. Es ist halt alles relativ." vom Tisch wischte.
Und mit einem lächelnden Seufzer entweder einen kräftigen Schluck vom Bier nahm, während so nebenbei nach dem Ergebnis des Spiels Rapid gegen Sturm gefragt wurde, oder - einen zivilisatorischen Bruch weiter - die Dame von und zu Hochgott mit gespreiztem Finger ihre Kaffeetasse zum Mund führte, und die Hausherrin wegen ihrer hübschen Blumen am Salontischchen lobte.
Rationalität, das ist der Kern dieser Wahrheit, der auch im Angesicht des Absoluten hält, ist aber keineswegs eine Chose für sich. Sie ist keine Mathematik, in der sich alles Denken, wie es Descartes sich ausgedacht hat, auflöst, und der Mensch seine maximale Wahrheit findet. Rationalität ist vielmehr überhaupt erst Rationalität (im Rahmen einer Logik, als richtiges Zuordnen von Dingen in ihren Beziehungen untereinander) wenn sie ZUVOR von einem Willen begründet wie auch dann umfaßt wird.
Und sie ist erst überhaupt Denken, wenn sie sich an diesem umgreifenden Rahmen orientiert und daran in allem "Denkbewegtheiten"festhält, die bloße Ratio daran ausrichtet. "Das Gedachte, wie es als gar nicht hinterfragbare Ersttatsache vor uns liegt, geht dem Denken voraus, sonst denkt man nicht," beschreibt das Antonio della Caraffa.
Die Qualität einer Argumentation ist also nicht in erster Linie die einer "strengen Logik". Die ist es AUCH, aber erst nachfolgend, wenngleich unverzichtbar als Kriterium des Widerspruchsfreien.
Das alles heißt, daß es NIE um "rationale Argumente" geht, soll die Einigkeit zwischen Menschen erzielt werden. Das zwar auch, aber erst in zweiter Linie: Für den Feinschliff. Denn wo sich das Einzelne nicht ins Insgesamt fügt, muß es irrtumsverhangen sein.
Somit ist der Ort des Arguments das Später. Es folgt, NACHDEM eine Einheit gewollt und hergestellt ist, die aus einer den Begegnenden GEMEINSAMEN RICHTUNG stammt, in die diese blicken. Sodaß eine Einigkeit bereits besteht, kann sie DANN durch das Argumentieren verfeinert und abgestimmt werden. Wobei durchaus unterschiedliche Positionen noch übrigbleiben können.
Bleibt also, daß Einheit unter Menschen jedem rationalen Konstruieren VORAUS läuft und laufen muß. Hinter dem plakativen Spruch, daß es darum ginge, daß alle ihre Argumente auf den Tisch legen (können) sollten, um DANN das WAHRE herauszufinden, dem dann beide zustimmten, sind nichts als perfide Techniken des einen, den anderen mundtot zu machen. Und ihn zu einer Verbindlichkeit zu überltölpeln, in der er (wehrlos gemacht) eine Richtung, die mit der seinen unvereinbar ist, ja die ihm zuwiderläuft und ihn schädigt, zulassen soll.
Das ist dann der Ort des Bösen. Denn das Böse, das Welt- weil Menschenzerstörende breitet sich überall dort aus, wo der Mensch zuläßt. Es nimmt jede Möglichkeit wahr, den Raum zu zerstören (Irrtum ebenso wie Böses engt ein, schon bemerkt? dem Widersprüchlichen fehlt nämlich das, wasdas Sein kennzeichnet weil sich schafft: Raum)
***
An kaum etwas kann man das weltzerstörerische Übel des Liberalismus deshalb leichter erkennen als in seiner paradigmatischen Forderung nach "Toleranz". Der Freiheitliche ist deshalb nur deshalb - und immer! - "konservativ", weil er sein Pferd nicht verlieren darf, auf dem er in den Vernichtungsfeldzug reitet.
***
Nachträglicher nachgesetzter Nachsatz: Auch das wollte ich schon lange einmal gesagt haben. - Daß ich den Eindruck habe, daß in den letztenJahrzehnten eine Generation (oder schon GenerationEN) von jungen Männern heranwuchs, die ich nur noch als ewig-pubertäre Deppen bezeichnen kann. Und die wie dern Kinder alles wissender, immer frühzeitiger ausgereifter Frauen nachlaufen., von diesen wie mitgeführt werden. Kindisch und mit weicher Birne, sind sie der Weltläufigkeit der Partnerinnen nicht im geringsten mehr gewachsen.
Und das schlimmste dabei: Sie scheinen gar nicht zu merken, daß die Blicke ihrer Partnerinnen eher aus Scham gesenkt sind. Während sie doch lieber nach möglichen Bettgesellen suchend würden, mit sofort zu einer erwachsenen Begegnung bereiten Blicken im Grunde immer schon fremdgegangen sind. Blicken, die sich nämlich genau in jener Weise verhängen, die das Ja, ich will in als Aussage in die Welt senden, als gehörte ihr Partner ohnehin nicht zu ihnen, sondern sei nur der zufälligen Lage als Schülerin oder was auch immer geschuldet, aber nie mehr als eine Notlösung.
Da schlurfen sie also in ihren Snickers, das Kugelbrett unterm Arm (oder unter den Sohlen), mit ausgebeulten Jeans, die bis zu den Kniekehlen hängen, fummeligen ausgewaschenen T-Shirts mit "Lick me"-Botschaften, und ungepflegten Schädelkonglomeraten (oder, die andere Sorte, mit beim Türken auf den Millimeter ausgescherten Irokesenschöpfen), und meinen allen Ernstes, sie hätten eine Partnerin. Die in zwei Meter Abstand versucht, eine kultivierte Erscheinung zu bieten, und dabei aussieht wie die Mama, die ihren Sprößling Gassi führt und zu seinen Blödheiten natürlich milde lächelt.
Halt, eines fehlt noch, es ist auch immer häufiger zu sehen: Diese Pubertätsakademie wird noch dadurch bereichert, daß die pornoseitenbeflissenen Wichsbürzel ihre Stereoanlage auf der Schulter tragen, und die 2x600 Watt allen Ernstes für eine Art der Weltbeherrschung halten., legitimiert durch die jederzeitige Bereitschaft zu Mülltrennung, Klimarettung und Amerikahaß.
Man kann förmlich zusehen, wie diesen Mächen und Frauen mit jedem Schritt mehr klar wird, was für eine Kinderschar ihnen da als "altersgemäße Kohorte" gegenübersteht, die zur Dauergemeinschaft nut aus Versehen wird, weil man es nicht geschafft hat, was Anständiges zu kriegen, sozusagen. Aber was sie nun gekriegt haben, erhält sein Ablaufdatum schon in die Geburtsurkunde eingebrannt. Wenn nicht durch einen anderen, dann weil es irgendwann zum Punkt kommt, wo die Frau nicht mehr weiß, warum sie mit dem, ausgerechnet mit dem zusammensein soll.
Denn sie hatte doch noch mehr in ihrem Leben vor. - Und das ist bei der Frau das, was sie vom Mann erhält. Der Feminismus will das nicht ändern, er will es lediglich besser und verborgener instrumentasieren.
Die Zahl der Frauen, die so und ähnlich reden und denken - als stünden sie in Gefahr, etwas zu versäumen - wenn sie das Ende ihrer 20er, den Anfang ihrer 30er erreicht haben, ist so auffällig und weiter steigend, und hat sich seit gut zwei Jahrzehnten, in denen ich das auf diese Weise beobachte so zugespitzt, hat sich dabei gerade in Begegnungen der letzten Zeit einmal mehr bestätigt, daß mir die Gesamtsituation auf einen Punkt zuzusteuern scheint, den ich gar nicht zu Ende denken will. Weil dann den heute 60 und mehrj-Jährigen noch ein Pulk von Familiengründungsangelegenheiten auf den Tisch kommen wird, die sie sich heute noch gar nicht vorstellen können.
Das Partnerschaftsmodell, das ich nämlmmich als Norm am Horizont sehe, besteht aus einer Mittdreißigerin, die einen 65jährigen geheiratet hat, und in aller Eselsruhe und -geduld seine Arthritis pflegt, während sie in der sich ergebenden Freizeit im Shopping Center nach ein paar Hüten sucht. er sich mittlerweile mit Erich und Kurt beim Schnapsturnier im Gigereith-Heurigen trifft, Und (nachdem sie noch den bestellten Bio-Roten geholt hat) rechtzeitig daheim ist, weil er heute das Rezept Rehbraten á la Hundsfott ausprobiert. Und er mag es gar nicht, wenn sie da zu spät kommt. Und das respektiert sie. Denn es ist doch ein so niedriger Preis.