Den langfristigen Beziehungen (durch die Gewohnheit von kurzfristigen zu solchen umgewandelt) fehlt es aber an Treue. Sie sind Säcke, die man abgestellt hat. Die bewegen sich auch nicht mehr. Bis eine Kraft kommt die stark genug ist, um sie wegzuheben, und woanders hinzuwerfen. Der Wunsch nach Veränderung ist dabei stark, und er ist der Wunsch nach Korrektur. Aber er wird zum Warten, bis es "von selbst" geht. - Ab da sah sich der Staat mit seiner kleinsten Zelle konfrontiert, die er mit begründet hatte. Die zugleich aber auch ihn begründet - die Ehe, und darauf aufbauend, also in demselben (vom Staatsgewalt garantierten und vielfach geschützten) Schleier des Schutzes des Intimsten stehend, die Familie. Wo Ehebruch wenn nicht gleich ein Strafdelikt, so dann zumindest als Rechtsbruch ein Vergehen war, das den Geschädigten stützte. IN der Ehe schützt also er Staat sich selbst.
Eine Beziehung ohne Ritual zu beginnen ist nur dem bereits Abgestumpften, Rohen, Banalen Menschen möglich, der von seinen Trieben beherrscht die Mühe des (nur als kultivierten möglichen) Menschseins vermeidet und alles Formenhafte niedertritt.
Nicht nur ähnlich, nein, sogar unter dem Vieh (das nichts gegen seine Natur tut, es sei denn, der Mensch hat es dazu geformt) verhalten sich also alle die, die "trotz allem" noch "Beziehungen" oder gar "feste Beziehungen" - wo die primitive Faulheit sich dann austoben kann, wo Treue zum bequemen Gewöhnen des bereits Halbtoten wurde, für den substantielle Veränderung zur immer größeren Bedrohung wird, daß er damit seine Faulheit gefährden würde - etablieren.
Ich habe deshalb sehr wohl und oft und nah genug die Beobachtung gemacht, daß es vor allem die Trägen, die von Acedia, dieser Trägheit des Geistes Überwältigten sind, die mit der Zeit nichts mehr verändern wollen. Die Stinkfaulsten sind es vereinfacht gesagt dann, die schließlich sogar "langfristige Beziehungen" führen (als wäre das noch ein Akt, und nicht ein "einfach Passieren lassen") udn das der Welt sogar noch als positives Beispiel dafür vormachen, daß es keine Ehe bräuchte, um "glücklich" zu sein. (Wobei - fragen Sie, werter Leser, einmal die Frauen in solchen "Beziehungen", wie es ihnen wirklich damit geht.)
Nein, nicht die Dauer ist das hervorragendste oder gar das alleinige oder allein kennzeichnende Merkmal der Ehe. Diese kleinbürgerliche Perversion wollen wir endlich ausgeräumt wissenm it der sich die vielen Untoten noch einmal zu retten versuchen.
Dauer des gemeinsam geführten Lebens (und nur darum geht es ja, nicht um das Bestehen der Ehe selbst, oder um Treue, beides sind ganz eigene Belange) ist lediglich und möglicher- weil natürlich wünschenswerterweise deren Folge, ja.
Aber das Wesentliche der einheit, die zum Menschsein führt bzw. diesese schafft weil vollzieht ist etwas ganz Anderes: Es ist die Verschweißung zweier "Halben" (als alleine Unerfüllten) durch das Ja zu jenem Einen, aus dem dann beide zu sich selbst werden. Es ist die Verschweißung durch den Akt, der erst im Ritus wirklich und real wird, und dann permanet nur im Akt ist weil immer wird: Als Besiegelung wie Beginn der Hingabe, in der Selbstweggabe der eigenen Leiblichkeit an den anderen.
***
So, wie ein klares Ritual des Kennen- und Liebenlernens den Einzelnen an der hand nimmt, und ihn ohne daß er persönliche Kräfte aktivieren muß in die Erfüllung seines größten Wollens führt. Kräfte, die er noch gar nicht aktivieren kann, weil er sie noch ga rnicht HAT, sondern genau mit der Einheit in der Zweisamkeit erst bekommt, erst dort wird er ja zu sich selbst, erst dort konstituiert sich seine Identität.
Es gab klare Prozeduren, wie Junge und Mädchen sich zueinander verhielten, weil ihre Stellung zueinaner klar war und auf klarsten Konsens abzielte. Es gab deshalb und nur deshalb auch alle möglichen Formen, wie man weitere Absichten kundtun konnte.
Sei es in kleinsten Gesten, sei es in winzigen Äußerungen, die dem Bereiten bereits etwas sagten (oder sagen könnten; wie viel im Jugendsein ist ein unsicheres Raten, ob das Mädel diese Geste absichtlich gesetzt hat, sodaß es Bereitschaft zur Liebe anzeigen könnte, oder ob der Junge wirklich jedes mal, wenn sie sich im Schulgang begegneten, absichtlich herblickte, vielfach verklausuliert, oder ob er absichtlich, also weiter zielend, genau und immer dort zu sitzen kam, wo er das Mädel im Blick haben konnte. Und so weiter, und so fort, ich bin sicher, daß jeder Leser etwas gesetzteren Alters (und ich bin sicher, auch die ganz Jungen, ich sage dazu aber gar nicht mehr) so seine eigenen zarten, liebreizenden, amüsanten Erfahrungen gesammelt hat.
Bis dann die Schritte weitergingen, die immer aber ein klares Ziel hatten, das so selbstverständlich war wie der Apfel in der Torte: Die Ehe, die Verheiratung. "Wen wirst Du einmal heiraten" war also noch in den 1960ern (in denen ich meine Kindheit verlebt habe) eine selbstverständliche Frage FÜR JEDEN. Wen wirst Du einmal heiraten.
***
Natur und Kultur sind keine Widersprüche, sondern fließen ineinander. Sie werden erst dort Feind, wo die Kultur zur Anti-Kultur und DAMIT zur Anti-Natur wurde - Es war selbstverständlich, weil es zur Natur des Menschen gehörte. Niemand, wirklich niemand suchte "eine Beziehung", oder eine "feste Beziehung". Keine Frau wäre damit zufrieden gewesen, kein Mann hätte darauf seine Existenz aufgebaut. Und genau so selbstverständlich war dann der Nachwuchs, wo es niemandem einfiel ernsthaft darüber nachzudenken, ob es "nur zwei" Kinder sein sollten, oder "gar drei oder vier". Was kam, wurde genommen, was nicht kam oft genug erlitten. Denn diesen ganzen Aufklärerungsschwachsinn hat noch nie ein Mensch gebraucht. Was dem Menschen so tief eigen ist - glaubt denn wirklich jemand allen Ernstes, daß dazu Anleitung nötig ist?
***
Deshalb, weil es so zu rNatur des Menschen gehört, ist auch eine "Sexualaufklärung" völlig unnötig, ja ein Eingriff in die Intitmitätsgebote der Sache selbst. Eine "christliche Aufklärung" ist Unsinn, die gibt es nicht, und kann allerbestenfalls als Antwort auf die primitiv materialistische "offizielle" (und mittlerweile per Gesetz "vorgeschriebene") Sexualaufklärung in allen Bildungswegen gesehen werden, in der allzu schlimme Auswüchse vermieden werden sollen.
Daß die Mutter ihre Pflicht bei der Tochter erfüllt, so wie der Vater beim Sohn, so wie aber auch die Gleichaltrigen-Generation untereinander (die an sich gar nicht abzulehnen ist, denn sie enthält immerhin auch die tagesaktuelle Adaption von Kulturinstitutionen, und das braucht es, weil es das gibt und geben muß) sobald sich die einen oder anderen körperlichen Zeichen des Erwachsenwerdens zeigen war immer selbstverständlich. Und allen dummen Erzählungen zum Trotz, hat noch jeder letztendlich seine ihm angepaßte "Aufklärung" erhalten. Und "gewußt wie es geht".
Nur eines wußten nicht viele - wie man das Selbstverständliche verhindert. Wie man verhütet. Wie man eine Bezihehung STATT EINER EHE führt. Denn Beziehung, wie es die Zeitungen nennen, die von diesen erstaunlcihen Tatsachen berichten, ist NICHT EINE FORM DER EINHEIT der Geschlechter, die zum Menschsein führt, sondern sie ist ein GEGENKONZEPT gegen die Ehe, die die einzige weil natürliche Form dieser Einheit ist. Die sich alle jungen Menschen so sehr wünschen. Die aber der Hälfte von ihnen NICHT MEHR GELINGT.
Insofern gibt es eine kleine Hoffnung, die sich in jener Zahl verbirgt, die von den Medien als die "schlimmste" dargestellt wird. In jenen 40 Prozent, die NOCH NIE EINE FESTE BEZIEHUNG hatten. Sie tun intuitiv das Richtige. Sie suchen keinen Gewaltakt, mit dem sie das Fehlen der Wege - und darum geht es - zur Einheit mit einem Partner durchbrechen wollen, indem sie die Früchte dieser Einheit wie Diebe aus den Gärten stehlen, in denen die Bäume so überreif mit nicht geernteten Früchten stehen. Und wo keine Mutter die Töchter dazu treibt, sich in die Betten zu werfen, weil doch jede Frau "eine Beziehung" braucht (noch mehr, übrigens, als Männer) Meist mit der schrecklichen ABsicht, die Töchgter genau derselben Zerstörung zu unterwerfen, die sie selbst erlitten hatten, als Töchter (und Söhne) der "sexuellen Befreiung".
In der nun eine riesige Gruppe, ganze Generationen vor der furchtbaren Tatsache stehe, daß sie älter werden, und niemanden haben, der das Leben mit ihnen teilt, mit dem sie ihr Leben (das im Alter halt vielfach von Lasten beschwert wird, die freilich anderer Art sind als die der Jugend) teilen können. Auf daß es Sinn erfülle und Frucht bringe. Ganz selbstverständlich, weil ganz natürlich. Die Sucht nach Facebook und ähnlichen Ersatzmitteln kann und muß deshalb so verstanden werden. Als Suche nach Riten, in denen dieser für jeden Menschen so brennende Wunsch auch seine Erfüllung findet. Und er Mensch zu dem findet, was die einzige Kraft ist, die die Welt bewegt: Liebe. Die eine Entscheidung ist.