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Mittwoch, 19. Januar 2022

Wie ein König entsteht

Es ist eine wunderschöne Erzählung, und ich habe sie schon als Kind geliebt, wo ich die "Bibel unserer Kinder" von Anne de Vries wieder und wieder und wieder gelesen habe. Warum auch immer, bildet die Davids-Erzählung einen Schwerpunkt darin. Und darunter natürlich auch die Geschichte seiner Salbung, mehr noch: Seiner Erwählung von Gott.

So und nicht anders kann ein König "entstehen". Und NUR so hat er jene Legitimität, die ein Volk sein Haupt annehmen läßt. In dem es Tag für Tag und Stunde um Stunde vor Gott steht, der für es opfert und leidet und liebt, und der ihm so Gottes Gnade auf Erden gewährleistet - solange (!) er nach dessen Geboten lebt. (Man beachte deshalb den Erzählungskreis rund um Bathseba und die Folgen für David wie für Israel als Ganzes.)

Hier also nun die Erzählung, wie David vom Propheten Samuel ausgewählt wurde. Dem Gott der Herr eingegeben hatte, was er zu tun habe. Denn der eigentliche Handelnde bei der Königswahl und -salbung ist Gott. So sehr, daß auch die katholische Kirche bis heute nicht wirklich geklärt (nur entschieden) hat, ob die Königssalbung nicht doch auch das Sakrament des Priestertums einschließt. Deren jeweilige Einsetzungsriten ja praktisch ident sind. *

In jenen Tagen sprach der Herr zu Samuel: Wie lange willst du noch um Saul trauern? Ich habe ihn doch verworfen; er soll nicht mehr als König über Israel herrschen. Fülle dein Horn mit Öl, und mach dich auf den Weg! Ich schicke dich zu dem Betlehemiter Isai; denn ich habe mir einen von seinen Söhnen als König ausersehen.
Samuel erwiderte: Wie kann ich da hingehen? Saul wird es erfahren und mich umbringen. Der Herr sagte: Nimm ein junges Rind mit, und sag: Ich bin gekommen, um dem Herrn ein Schlachtopfer darzubringen.
Lade Isai zum Opfer ein! Ich selbst werde dich dann erkennen lassen, was du tun sollst: Du sollst mir nur den salben, den ich dir nennen werde.
Samuel tat, was der Herr befohlen hatte. Als er nach Betlehem kam, gingen ihm die Ältesten der Stadt zitternd entgegen und fragten: Bedeutet dein Kommen Frieden?
Er antwortete: Frieden. Ich bin gekommen, um dem Herrn ein Schlachtopfer darzubringen. Heiligt euch, und kommt mit mir zum Opfer! Dann heiligte er Isai und seine Söhne und lud sie zum Opfer ein.
Als sie kamen und er den Eliab sah, dachte er: Gewiss steht nun vor dem Herrn sein Gesalbter.
Der Herr aber sagte zu Samuel: Sieh nicht auf sein Aussehen und seine stattliche Gestalt, denn ich habe ihn verworfen; Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz.
Nun rief Isai den Abinadab und ließ ihn vor Samuel treten. Dieser sagte: Auch ihn hat der Herr nicht erwählt.
Isai ließ Schima kommen. Samuel sagte: Auch ihn hat der Herr nicht erwählt.
So ließ Isai sieben seiner Söhne vor Samuel treten, aber Samuel sagte zu Isai: Diese hat der Herr nicht erwählt.
Und er fragte Isai: Sind das alle deine Söhne? Er antwortete: Der jüngste fehlt noch, aber der hütet gerade die Schafe. Samuel sagte zu Isai: Schick jemand hin, und lass ihn holen; wir wollen uns nicht zum Mahl hinsetzen, bevor er hergekommen ist.
Isai schickte also jemand hin und ließ ihn kommen. David war blond, hatte schöne Augen und eine schöne Gestalt. Da sagte der Herr: Auf, salbe ihn! Denn er ist es.
Samuel nahm das Horn mit dem Öl und salbte David mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des Herrn war über David von diesem Tag an. Samuel aber brach auf und kehrte nach Rama zurück.
Erstes Buch Samuel 16,1-13


*Vergleiche dazu auch G. Waitz, der in "Die Formeln der Deutschen Könige und der Römischen Kaiser-Krönung" die traditionellen Formeln und Riten beschrieben hat, wie sie bis zuletzt für die deutschen Könige gültig und in Gebrauch waren. 

Natürlich nicht in allen Details, aber im wesentlichen nachvollziehbar, zeigen das auch bildlich die entsprechenden und wunderschönen, ja ergreifenden Szenen in der BBC-Fernsehserie "Queen". 

In der es im Wesentlichen um die Geschichte der derzeitigen Queen Elizabeth geht. (Die man sich dazu aber "wegdenken" müßte, denn nur ein Mann kann zum König gesalbt werden, nur ein Mann ist "Stoff" zuf Königs-"Form". Eine Königin ist deshalb nur die Platzhalterin und Vollstreckerin des Königs, und ohne diesen nicht König. Bekanntlich war das auch das Problem "unserer Kaiserin" Maria Theresia", wie man dem Volk erklärte. 

Die kraft der "Pragmatischen Sanktion" ihres Vaters Karl VII. den eigentlichen und in Frankfurt (lies Goethe's "Aus meinem Leben", er beschreibt herrlich den Tag, den er als Kind erlebt hat) gekrönten Kaiser, Franz-Stephan von Lothringen, also KEIN Habsburger, ersetzen sollte. 

Damit aber das Reich schrecklich verstümmelte. Weil niemand in Europa diese Unmöglichkeit, die nur durch die Aufklärung möglich war (weshalb ab Maria Theresia die deutschen Kaiser besonders aufklärerisch waren, und prompt das Reich schon nach wenigen Jahrzehnten 1804 bzw. 1806 endete) anerkennen wollte. Auch nicht der Preußenkönig Friedrich II., der ihr in drei Kriegen Schlesien herausriß. Man sieht einmal mehr, wie einfach es ist, im Film zu lügen.) 

Auch die Queen war nie KönigIN, weil ihr Mann, der voriges Jahr verstorbene "Prinz" Philip, der wahre König war. Wenn man in England auch die Meßliturgie seit Wycliff "anglikanisiert" und verstümmelt hat, weil der Reformbesessene wußte, daß man nur dadurch den Volksglauben ändern kann, und diese neue Liturgie zu einer gar nicht geschehenen Religionsreform - die wurde aus dem Kirchenraub dann nachträglich gemacht - wenigstens nachliefern wollte: Die Königsriten hat man ganz offensichtlich NICHT geändert. Denn da "ging es nun wirklich um etwas": Es ist der Ritus, der etwas sein und geschehen läßt. Alles andere ist Schein.