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Donnerstag, 27. Januar 2022

Wohin aber gehören wir?

Im Grunde ist es nicht verwunderlich, dennoch staune ich von Tag zu Tag mehr. Wenn ich beobachte, mit welcher Kraft und mit welchem Saft und mit welchem Hintergrund (nämlich dem eines verdrängten, auf andere Gebiete verlagerten Verzweiflungsgeschehen) Weltanschauungen und Neo- oder Pseudoreligionen* aufblühen.

Auch hier kann man die Völker in jene zwei Gruppen geteilt sehen, in die die Weltbevölkerung zu zerfallen scheint. 

Die Gruppe der matriarchalen Diebe - Deren eine, größere, nach außen homogenere ist die, die als Teil eines von der offiziellen Staatsmacht geforderten, protegierten und vertretenen Narrativs (salopp formuliert) alles tun und gutheißen². Denen eine Logik als Rechtfertigung dient, die als allem zugrunde liegend, aufgrund der mit Medienmacht behauptet zugrundliegenden und verbindlichen Moralsätze - "Menschenrettung", "Weltrettung", "Klimarettung", "Gesundheit", "Solidarität", "Schutz", "Sozialbudgetentlastung", im Grunde ist das unbegrenzt, es geht hier um Sprachdiebstahl, um Entwendung der Nomina, die auf einen neuen Hintergrund, auf eine neue "Sprache hinter der Sprache" (Heidegger) aufgesetzt werden, also um das, was man mit Schizoidität bezeichnet** - als Bezugspunkt hat. 

Weil diese Verankerung in der Welt als Teil einer Gemeinschaft höher gewertet wird, ist eine immer weiter gehende Abwendung von der Vernunft die Folge. Wobei der bereits erwähnte Diebstahl generell als hervorstechendstes Merkmal gesehen werden muß. 

Was sie gestohlen haben und weiterhin unrechtmäßig besitzen? Es ist der gesamte strukturelle Gesellschaftsapparat, die gesamten institutionalisierte Kultur. 
Was auch immer sich also abspielt - es gibt einen von allen begehrten Gegenstand, und das ist die Struktur der offiziellen Autorität und damit Macht in einem Volk. 
Und das hat keine Gründe in einer "psychologisch analysierten Mechanik". Diese Siebengescheitheit können wir dort lassen, wo sie hingehört - im Koloniakübel. Vielmehr gehört das Streben  nach Zugehörigkeit zur Absoluten Autorität einerseits zum Wesen des Menschen, und äußert sich anderseits durch Eingliederung an einen Ort innerhalb einer von der absoluten Autorität geschaffenen, gehaltenen und verlangten Ordnung. 
Weil aber jeder Mensch von Anfagn seines EXistierens an eine Zugehörigkeit zu einem alles umfassenden Allgemeinen hat, kann sich sein Leben also nur erfüllen, wenn es einer offiziellen, also von der Umwelt sowohl repräsentierten wie auch anerkannten Autoritätsstruktur angehört. 
Jeder Kritiker hat also dieselbe Zugehörigkeit wie der von ihm Kritisierte. Das ist heute nicht anders als es jemals war. Beide Gruppen, von denen hier die Rede ist, geht es alos um dasselbe. Sie vertuschen es nur je anders. Und die größte Vertuschungsaktion überhaupt ist der Psychologismus á la Freud, der zum Scheinventil des Irrationalen wurde, in das unsere Kultur hineingeschlittert ist. 

Die Gruppe der vaterlosen Unfreien - Die zweite Gruppe zerfällt wiederum in unzählige Untergruppen und Solitäre. Denn ihr fehlt die Autorität, der offizielle Gesellschafts-, Kommunal-, Staatsaufbau, und der ist nicht zu ersetzen, auch wenn das viele glauben. Die einzige Metaebene, die hier Hilfe bieten könnte, die katholische Kirche, wird ja von den meisten dieser Gruppe Zugehörigen abgelehnt. Wir zählen sie deshalb auch hier nicht dazu, die ist eine eigene Kategorie, und läuft auf einer anderen Weltebene. Generalaussagen sind also hier sehr schwer zu machen, generell herrscht eine mehr oder weniger vorhandene Bereitschaft, sich der Vernunft zuungunsten der ersten Gruppe festzustellen. 

Was zugleich auch die Motivlandschaft als sehr vielschichtig erkennen läßt, denn wie der falsche liberalistische Freiheitsbegriff liegt Mitgliedern dieser Gruppe (wie gesagt, soweit man es so formulieren kann) sehr häufig eine Identitätsgründung und Eigendefinition als Antinomie, als "Gegen"-Behauptung zugrunde. Deshalb kann man dieser Gruppe auch eine erhöhte Anti-Patriarchale als anti-väterliche Neigung zuschreiben. 

Ohne deshalb der erstgenannten Gruppe diese Vaterneigung zuzuschreiben, ja ganz zum Gegenteil: Dort liegt eine matriarchale Grundhaltung vor. In jedem Fall fehlt jene für sich stehende (also nicht nur in der "gegen-"Haltung bestehenden) Allgemeinheit, die erst in der Lage wäre, Selbststand in der Welt zu geben. Die es nur im Prinzip des Vaters gibt.

Was auch immer in dieser Gruppe erzählt wird, daß das Objekt der Begierde NICHT der obgenannte offizielle Apparatus ist - glauben Sie es nicht, werter Leser. Es ist hier Lüge und dort Unkenntnis des eigenen Selbst, nicht selten auch pure Selbstverweigerung. (Weil etwas anderes gestohlen wurde: nicht die äußeren Strukturen, sondern das eigene "Ich" wurde in die Hosentasche gesteckt, und damit auf und davon gerannt) Auch diese Gruppe wünscht sich nichts sehnlischer, als väterliche, ordentliche Autorität auszuüben. Und  

Mangels eines einheitlichen Narrativs (was oft als Beispiel mit Bezeichnungen wie "Meinungsfreiheit", oder "jedem wie er es will" verbrämt wird), das nicht selten auch Verschwörungen als Haltepunkt hat (einerseits, ja sogar meist reale, richtig detektierte Verschwörungen, wie deren Überinterpretation zu Neurosen oder Hysterien, was sehr häufig, wenn nicht fast immer aber der Fall ist, weil allen diesen Menschen ein Gesamtordnungsrahmen fehlt, der erst die Teilerkenntnis in den ihr zugehörigen Rang und Platz stellen könnte, denn die Wirklichkeitserhellungskraft dieser Thesen und Erkenntnisse wird meist maßlos und realitätslos überschätzt) 

Es gibt aber Haltungen, die BEIDEN dieser Gruppen gemein sind. Und wir nennen sie bewußt Haltungen, nicht Anschauungen oder Begründungen, die jeweils nur Haltungen ("Richtungen des Herzens") rationalisieren. 

Das ist allen voran jene Haltung, in der der Kraft des Denkens und Sprechens (somit also dem "herumstreifenden Wort", aus welcher Formulierung der Bezug auf Gott sehr gut erkennbar wird) als realitätsschaffender Kraft die größte Macht zugeschrieben wird. Wie immer man es auch dreht und wendet, ist dieser Bezug auf die Sprache also der maßgebliche Merkmal (man knnte es so sehen) ALLER Religionen, Weltanschauungen, Philosophien*** usw. usf.

Bei der einen, der erstgenannten Gruppe äußert sich das in einer immer (weil ungebrenzbar) totaleren Sprachkontrolle. Der Sprache wird jene wirklichkeitsschaffende Kraft zugeschrieben, in der (und hier zeigt es sich am deutlichsten als Form des Aberglaubens) jede Kritik als Angriff auf ein gesolltes Zukunftsbild betrachtet und deshalb unterdrückt (und umgeleitet³) wird. 

Die Sprache wird also zum Totem, zum Fetisch: Wer sie angreift, greift auch die Wirklichkeit an, als jene Kraft, die Gegenwart schaffen kann, also Zukunft ist. In diesem einer Utopie entsprechendem Rang, darf nur gesprochen, geschrieben, ja zunehmend gedacht werden, was einer gewünschten und gesollten Zukunft entspricht. Das führt zu einem völligen Sprachverderb. 

Das Wort wird identitäts- weil wesenlos, und zu einem Brei aus Phrasen und Rudimenten, nicht zuletzt "angereichert" aus allen möglichen "Weltsprachen" (weil im Fremdländischen zumindest für gewisse Zeit noch der Wirklichkeitsbezug erhalten, die Sprche also als Ausdruck tauglicher bleibt als die Muttersprache) bis sie tot ist. An ihrer Stelle folgt ein Lallen, ähnlich dem "Sprechen" eines Tauben (und deshalb Stummen), das im übrigen meist nicht ohne den ganzen Körper einsetzende Gestik auskommt. Wenn im Heiligen (wäre er vollkommen bzw. war es vor dem Sündenfall Wesen des Menschen so, und wird nach dem Jüngsten Tag wieder allgemein "human" werden) das Wort zum "Sakrament" würde, also Ausdruck, Melos, Inhalt, Mimik, Denken, einfach alles in den Worten zusammenfällt****

Die in der zweiten Gruppe häufig zu beobachtende "Toleranz" ist übrigens bereits eine Vorstufe zum Lallen. Der Sprache wird ihre Ernsthaftigkeit genommen, um solcherart die "Einheit" eines "alles ist gleich und gleichrangig" überzuhängen. Wie diese Gleichheitsideologie dort besonders fatal wirkt, weil sie es praktisch immer als Gruppennarrativ sogar bestreitet. Weil es einem kaum begrenzbaren, faßbaren Codex von "Werten" widerspricht, der in dieser Gruppe "herrscht" (und somit ebenfalls zu allererst aus der Antinomie, der Behauptung es sei "anders", lebt.)

In dieser Gruppe sind genau deshalb auch unzählige In Wahrheit: So viele, wie es Mitglieder gibt. Weil nur zwei Dinge zusammenfassen können: Als unechte Erfassung ist es die Vergemeinung im Auflösen im Mütterlichen, als echt ist es die Einheit in der Wahrheit, die wiederum aus der Entscheidung zum Prinzip Vater - Sohn zur dann erst individuellen, beim Menschen in den Selbststand kommenden Realität wird. Ist die erste Gruppe matriarchal, ist die zweite anti-patriarchal.

Der revolutionäre Geist -  Dieser Zustand der Sprache ist keineswegs neu oder originell. Er ist in seiner heutigen Gestalt historisch gewachsen. Aus einem Geist, der allmählich die Kultur zersetzte (was wir als Spätmittelalter bezeichnen), und über die Renaissance - in einigen Gegenversuchen, wie im frühen Barock, und noch einmal in der frühen Romantik - zur mehr und mehr tragenden Kulturform geworden. Das Descartes'sche "Cogito ergo sum - Ich denke, also bin ich" wurde (wie es jedem echten Gedanken widerfährt) zur Vulgärform des Subjektivismus und Konstruktivismus. 

Das heißt, daß das menschliche Denken reines Bewußtseinsgeräusch ist, und das menschliche Dasein nur in der materialen Form des Denkens besteht. Was nicht gedacht wird, ist also nicht. Und was die Welt wäre oder ist, ist nicht denkbar. Wir können uns nur - über Technik - in diesem großen unbekannten, scheinbar unendlichen Umfeld einrichten. Noch einmal hat sich aus dem sinnlos gewordenen Universum (das keine Kategorien in sich trägt, sondern nur von uns zu solchen phantasiert wird) in Hegel dann die Sinnfrage erhoben, und dem Denken quasi göttliche Qualität zugeschoben. Sodaß sich die Welt aus ihrer eigenen Dynamik heraus zur Allgegenwart des göttlichen Geistes (als Vernunft) entwickeln würde. (Was Teilhard de Chardin noch einmal zu einem großen, aber unwahren Versöhnungsversuch mit dem Christlichen zusammenfaßte, und dabei einen synthetischen Entwurf einer vergöttlichten Welt und Zukunft erfand. Eine Konzeption, die weit über ihn hinaus Verbreitung hat.) 

In der Beobachtung der "alternativen" oder (sich selbst so bezeichnenden) "kritischen Szene" fällt nun auf, wie verbreitet dort Weltanschauungen sind, die genau das zum Hintergrund haben. Weltansschauungen, in denen das Gedachte zum Grundstein des sich Realisierenden gemacht wird. In denen das "positive Denken" den Garant für eine gute, besser Zukunft stellen soll. In der alles, was geschieht, direkt auf den Einzelnen zurückgeführt wird. Ganz so als sei alles, was einem zustößt, nur Produkt des eigenen Befindens und Vorstellens, sodaß sich die Welt, ändert  man selbst sich, automatisch mit ändert. Ohne noch ihre realen Strukturen udn Ordnungseigenschaften berücksichtigen zu müssen. Krankheit wird dann zur Vorstellung von einem Wohlsein in der Welt, von einer "Harmonie" mit (womit eigentlich? auch hier unterscheiden sich die Konzepte) "Natur" oder "dem Göttlichen". 

Alles das enthält einzelne Worte, die dem großen Wahren entstammen. Aber jeder täuscht sich der da meint, das wäre auch der ermächtigende, ja imperativische Grund, darauf "Gemeinschaft" aufbauen zu wollen. Die wirkliche Gemeinschaft unter Menschen - und sie ist das große Ziel weil sie der große Ausgangspunkt des Menschen selbst ist: Universalität, wie sie in Jesus Christus (und vom Menschen heißt es ja: "Nach seinem Abbild schuf er ihn") sichtbar wurde - ist das erste und natürlichste Streben, weil es das Streben nach der Einheit mit Gott ist. 

Der Wesensunterschied zwischen Geschöpf und Schöpfer ist aber, daß das Geschöpf zu sich selbst findet indem es dem Schöpfer ÄHNLICH wird, der Mensch kann also nur sinnbildlich bzw. über das Urbild Jesus Christus, der göttlichen Person, "vergöttlicht", in das Leben der Dreifaltigkeit hineingehoben werden.

Der Mensch wird also nie wirklich weltschöpferische Kraft haben. Er wird sie nur abgeleitet, als Teilhabe am göttlichen Wesen haben können. Deshalb gibt es ja als Schlüssel die Vergebung, als die göttliche Geste, MIT DER der fehlende Einzelne, der von der Vollkommenheit abweicht, wieder restauriert und gottfähig gemacht wird. 

Das Reden über Schöpfung, wie es in der zweiten Gruppe sogar sehr häufig ist, ist im Grunde also dort nicht weniger Lüge, als in der ersten Gruppe. Niemand aber würde ernsthaft den Meschen als Geschöpf sehen, niemand ernsthaft die Evolution anzweifeln, niemand ernsthaft den Menschen daran gebunden sehen, daß die Realität der vorgefundenen Welt von Gott gewährte (oder zugelassene) Realität ist. Die Reden vom Schöpfer sind längst leere Metaphern. Dabei handelt es sich hier bereits um eines der alles entscheidenden Kriterien, weil es die Grundhaltung betrifft.

Vielmehr ist beiden Gruppen jener Geist eigen, der eine Empörung gegen Gott zum Wesen hat. Die Unterschiede ergeben sich lediglich daraus, auf welche Art die wirkliche Wirklichkeit ferngehalten wird. Bei den mutterverschmolzenen Dieben ist es die überlebte, tote Form eines Abgusses einer früheren Welt, die zu besitzen ihre göttliche Legitimation ist, bei den Zweiten, den Vaterlosen, ist es die Rebellion gegen den Vater als Auflehnung gegen jede vorgegebene) Ordnung, also gleichermaßen eine Verweigerung der wirklichen Wirklichkeit. Die (zumindest in Teilen) jederzeit durch eine "neue Ordnung" (und eine solche wünschen sich hier auffallend viele) ersetzt werden kann und soll. Was dann als "schöpferisch" bezeichnet wird.

Beide Gruppen träumen von einer Neuen Welt. Der große Reset ist das Ziel beider Gruppen. Und beide haben nichts mehr herbeigesehnt als die endgültige Zerstörung der überlieferten, traditionellen Kultur des Abendlandes. Die einen wissentlich und willentlich, die anderen unbewußt und in Zulassung weil zu geringer Verankerung in den Wurzeln.

Es gibt deshalb etwas für den Katholiken Entscheidendes. Und das ist die Herauslösung und Unterscheidung von beiden dieser Gruppen.  Dazu braucht es aber eine Läuterung der Haltungen. Die Hände müssen alles loslassen, wo sie sich doch noch an die oder an eine "schöne, erlöste Welt" klammern, die "vielleicht doch zum Erfolg" geführt werden könnte. Bei dem sie dann dabei sind. 

Katholisch sein heißt zwar nicht, irdisches Gelingen zu verachten oder abzulehnen. Aber es heißt zuerst einmal, es als die der Hingabe an die Wahrheit, Bescheidenheit und Reinheit im Betreiben der Lebensaufgabe immanente Frucht an dem Ort zu nehmen, an den es nach der Vorsehung Gottes hingehört.


*Mit Pseudoreligionen bezeichne ich jene "Gott-Beziehungs-Formen", Denkweisen (die sind es zumeist, somit eine Form von Gnostik) und Verhaltensweisen, die in Wirklichkeit umbenannter Technizismus sind. Wo also eine Metaphysik dahintersteht, in der die Welt als Mechanismus gesehen wird, den ich bei entsprechender Kenntnis und Vorgangsweise bedienen und beherrschen kann. Die meisten Esoterik-Formen gehören hier dazu.

²Auch, ja gerade Kartholiken lassen sich dadurch täuschen, weil sie diese rudimentäre Vernunft oder teilweise Vernunftbereitschaft für tragfähige Gemeinschaft halten. In Wahrheit aber würden sie eben in einer eigenen "Meta-Gruppe" stehen. Doch diese (rein irdisch betrachtet:) Einsamkeit als Alleinigkeit ist menschlisch schwer durchzuhalten. Und weil es dem Katholiken aus verstehbaren Gründen an Todesbereitschaft gerne mal fehlt (sogar Jesus hat Gott Vater gefragt, ob er nicht doch den Blutkelch von ihm nehmen könnte) sucht er in den trockenen Zweigen der toten Büsche, ob nicht doch da und dort ein grünes Blättlein, ob nicht dieser oder jener Ast nicht doch ein Trieb sein könnte, der frisch bewässert wieder ergrünen könnte. Also sucht er auch in diesen beiden Gruppen (nur aus unterschiedichen Motivkomplexen) nach Gemeinschaft. Und manch einer verspielt dadurch sogar sein Seelenheil, weil er sein Goldpfund gegen eine warme Mahlzeit eintauscht.

**Das ist der wahre Grund, warum eine Kommuniktion immer schwerer wird, bis sie unmöglich sein wird. Gemeinschaft, Gemeinsamkeit wird deshalb nur noch über eine symbolische Ebene möglich sein. Unter völligem Verzicht auf die Worte (wie wir sie derzeit kennen), unter völligem Abdrängen der Sprache in Laute ohne Bedeutung, wird Gemeinsamkeit (und kein Mensch kann ohne Gemeinschaft leben) nur noch über (erst zu findende, ich vermute also: neue) Symbole und Zeichen möglich werden.

***Philosophie ist ja überhaupt jene Tätigkeit, die die Bedeutung von Worten erforschen will. Sie blüht immer zu Zeiten, in denen das öffentliche Narrativ verworren, irrational und dysfunktional wird. Um die historische Regelmäßigkeit dessen, was wir heute erleben, noch deutlicher zu machen, möchte ich nur auf den Umstand hinweisen, daß in jener Phase, in der das antike Griechenland ebenso wie das antike Rom (800 Jahre später) endgültig als kulturschaffende Kraft zerfallen ist, auch die Mysterienreligionen, also rein erlebenszentrierte, auch "neo-heidnische" Kulte und Riten, populär wurden.

³Überhaupt muß dem Vorgang des Umleitens von Antrieben, Energien, Spannungsentladungen und Verhaltensantrieben in beiden Gruppen die größte Relevanz zugeschrieben werden. Oft genug geschieht das auf symbolischer Ebene.

****Das Wort wird so zum vollkommenen Gebet. Und wir sollten unsere Beten als Rezitieren der durch die Tradition als vollkommene Zeichen und Symbole überlieferten Worte - Somit wird erkennbar, daß alles gute Beten letztlich aus der Heilgen Schrift stammt. Es wird besonders in den Psalmen auf seine höchste Ebene gestellt. Jesu Sprechen und Beten ist deshalb voll von Zitaten, denn sein Sprechen IST ein fortwährendes Beten. Während in den apostolischen Briefen des Neuen Testaments der Versuch, sich diesem Sprechen zu näheren, nachvollziehbar wird. Der Rang der Kirchenväter (also der Schriftsteller und Heiligen der ersten, Jesu geschichtlicher Gestalt also am unmittelbarsten folgenden Männer) wird damit erkennbar, in deren Schriften sich aus naheligenden Gründen einer noch frischeren Überlieferung der göttlichen Realität noch besonders viele Worte in einem solcherart verstandenen Gebetsrang und -ringen finden.


*240122*