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Montag, 5. Dezember 2022

Die ergebnislose Suche nach der Heimat

Als sich 1883, wenige Jahren nach dem US-Bürgerkrieg, die Planwagen nach dem Westen in Gang setzten, waren miene eigenen Urgroßeltern noch Jugendliche, aber sie lebten bereits. Das gesgft, um die zeitliche Nähe bzw. die Kürze der historischen Spanne vor Augen zu bekommen, die in den beiden US-Fernsehserien "1883" und "Yelolowstone" umklammert werden.

Die eine spielt in dieser Zeit der Landnahme im Westen, als Millionen von Einwanderern, aber genau so auch entwurzelte ehemalige Südtstaatler aufbrachen, um sich in einem Niemandsland eine neue Heimat aufzubauen.

Und was das bedeutet, wird einem durch diese filmische Aufarbeitung sehr klar. Sie betraten nicht nur ein Land, in dem sie um jede Ecke nochmit Indianern zu rechnen hatten, die ihnen nach dem Leben trachteten um ihre eigene Heimat zu verteidigen, noch waren nicht alle "befriedet", das heißt in Reservate abgeschoben und eingehegt,, sondern das hieß auch in einen gesetzlosen Zustand einzutreten: 

Dort, westlich oder nördlich von Fort Worth und Fort Laramie, war zivilisatorisches Niemandsland, und dorthin auszubrechen war der bewußte Abschied von der Zivilisation. Man würde nichts mehr vorfinden, alles würde man selberr aufbauen müsen. Dort gab es keine Zivilisation, und was dann entstehen sollte, war eine im Grunde planlose, konzeptlose Schöpfung. (Daß es doch eine gewisse Form von Kultur gab, entdeckten manche denn doch, und manchen war die Kultur der Indianer sogar Lebensrettung.)

Aber an sich stieß man in ein Nichts vor, das sich aus dem bloßen Überlebenswillen und subjektiven Vorstellungen der Siedler zu einem Etwas formen würde. Die oft gehug einer Ordnugn entflohen, und diesen ordnungslosen Zustand als "Freiheit" zu wählen. Wo das Recht des Stärkeren galt, un das heißt des Brutaleren, Skrupelloseren. Wer diese Eigenschaften nicht hatte, lebte nicht lange. Und wer gar noch seine Famlie dabei hatte, entschied sich rasch für eben diese Skrupellosigkeit, wollte er seine Liebsten schütze und bewahren.
Die Charakteristik der Beziehungen bleibt 140 Jahre dieselbe. Als hätte eine Familie nur ein Repertoire von Archetypen, die sich wieder udn wieder zwar variieren, aber doch gleich bleiben. 
Die TV-Serie "Yellowstone" knüpft an diese Zerit an. Si9e spielt in Montana im Nordwesten der USA, diesem Etappenziel der Siedlertrecks von 1883 (der nach Oregon wollte, es aber wie so viele nie erreicht hat), wie es sich 140 Jhre später zeigt. Und sie zeigt es in der selben Famile. 

Das filmische Vorhaben ist also höchst ambitioniert, und spannender als ich erwartet habe. Denn recht rasch beginnt man zu begreifen, da hier versucht wurde, eine historische Kontinuität aufzuzeigen, die aber in der Aussage mündet, daß sich in diesen 140 Jhren ... NICHTS geändert hat. 

Gezeigt wird eine Welt ohne Erlösung. Nach wie vor ist Überleben eine Frage des Kampfes, der Brutalität, ist das Recht das Recht des Stärkeren, und das Überleben eine Frage desjennigen, der als erster zuschlägt.
Aber so auf Blut gebaut, so ungesühnt dabei, wurden die alten Geister nie vertrieben, das Land nie wirklich angeeignet. Die Geister, die im Hintergrund gestanden sind, haben je nur dieselben Geister provoziert. 
Somit war die Zeit der Kolonialisten bis zum heutigen Tag eine Übergangszeit des Nebeneinander, eine Zeit des lauten Geschreis der Menschen, das Vorherrschaft vorgetäuscht hat. Das hat sich wohl in den 1950ern entschieden. Nun folgen zwangsläufig wieder die zurückkehrenden alten Dämonen. Die Indianer, so in "Yellowstone" haben 1883 prophezeit, daß sie in sieben Generastionen das Ladn zurückholen werden. 
Diese Welt kennt keine Bermherzigkeit, keine Rücksicht, keine Nächstenliebe, kein Selbstopfer. Die Suche nach Heimat ist also erfolglos geblieben. Was man sieht sind Menschen, die 2020 dieselben sozialen Nicht-Struukturen aufweisen wie 1883. Zwar fährt man mit Pickups, und nijcht mehr mit Planwagen, zwar hat man Handys und automatische Gewehre, Hubschrauber und Duschen und Technik bis zum Abwinken. Aber die Kultur hat sich nicht bilden und festigen können, der Zustand hat sich keinen Deut geändert - eine Kultur besteht nicht, nur ein Zivilisationszustand. Eine Zivilisation, in der das Recht die Funktion eines nützlichen Instruments für subjektive Interessen hat, aber ansonsten eine Kulturnation nur simuliert. 


Sogar die Indianer sind dieselben geblieben. Gewiß, sie sind dezimiert, und viele haben resigniert. Wir wissen, daß in den Reservaten der Alkoholmißbrauch eine extreme Rolle spielt, und daß der fast obligtorische Kindesmißbrauch als Symptom der Invertierung verstanden werden muß, in dem die Depression keinen Bloick nach außen mehr zuläßt, sich alles ins Innere zurückzieht. 

Aber sie haben eine neue Waffe bekommen - die Casinos. Und mit diesen nehmen viele Indianer den Kampf neu auf. Denn Casinos sind, wie es an einer Stelle heißt, wie "ein Fluß, der nur in eine Richtung fließt", und deshalb auf Dauer die Weißen ausbluten, die Indianer reich werden läßt. Und so haben einige den Kampf gegen die Siedler wieder aufgenommen, und sie führen ihn genau so hart wie ehedem, oft sogar mit denselben Mitteln, wie Viehdiebstahl, nur heißt er nun anders und ist rechlich-formal anders kostümiert.

Frauen spielen in dieser Welt eine Nebenrolle. Wo sie europäischen Herkunft sind, sind ohnehin nur einige Töchter überlebenfähig, die als Lieblinge der Väter stark und "Mannsweiber" weil den Vätern die besseren Söhne sind. Denn männische Frauen sind vom Vater leicht steuerbar, der die starke Mutter nie beherrschen konnte, und sich so auf die Mädchen konzentrierte. Die sich gerne in diese neue, weite Welt ziehen lassen, welches Privileg sie nur den Männern - eben den Vätern - verdanken. Während in diese Konstellation weiche Söhne heranwachsen, die ihren Mangel an Nestwärme in der Welt durch Rückzug auf Geüfhle und Nähe und die Mutter kompensieren. "Du hast dieselben Hände wie deine Mutter," sagt der Vater an einer Stelle in "Yellowstone".

Und die deshalb gerne ... Indianerinnen zur Frau (oder statt solchen) nehmen. Aber um das Werk des Vaters weiterzuführen sind diee Gebiolde zu schwach, und sie würden untergehen, wären da eben nicht die "Vater-Töchter". Denn die Mütter leben in der Regel nicht lang. Es kann sogar sein, daß sie dem Verdrängungskampf der Töchter zum Opfer fallen, in "Yellowstone" könnte man das als Motiv zu erkennen meinen.  Es geht fast unter wenn der Vater (gespielt von Kevin Kostner, selber ein Mischling, halb Indianer, halb Deutsch-Ire) einmal kurz davon spricht, daß nach ihm seine Ranch untergehen wird. So viel Blut, so viel Anstrengung - und dann die Auflösung des (scheinbar) Erreichten. Dauer, Ewigkeit somit, hatte der Geist, in dem sie losgezogen sind, also nicht. Wie auch? Ihm fehlte die Transzendenz.

Der Grund für so eine harte, lieblose Welt ist eben rasch evident. Denn das ist eine Welt ohne religiösen Kult, eine Ersatz-Religion ohne Gott. Eine Welt, die sich die Menschen bauen, und dann kommt das dabei heraus. Was noch religiös aussieht ist ein Calvinismus-Verschnitt, ob die eine oder andere Denomination ist gleichgültig, als Moralkrücke und in derselben Funktion wie die Gesetze der Sheriffs von 1883, nur schwächer, der da sagt: "In dieser Stadt gibt es nur einen Killer, und der bin ich."

So bekommt man den Eindruck, die heutigen USA von Folge zu Folge besser zu verstehen. Ja erstmals zu verstehen. Was bleibt ist zwar nichts Sympathisches, aber es ist das Begreifen eines Faszinosums, dem Millionen Menschen erst erlegen sind, und das sie dann aber nicht mehr los ließ. Nicht, weil sie Heimat und das Erhoffte fanden, sondern weil sie nicht mehr zurückkonten, sodaß nichts blieb als weiterzukämüpfen, und in dieserm Kampf aller gegen alle zu überleben. Wer hätte ihnen auch eine Heimreise bezahlt? Und das, nachdem sie die meisten ihrer Anvertrauten verloren htten, im Kampf gegen die Indianer oder von Banditen ausgeraubt und umgebracht? 

Eine Heimat haben aber die wenigsten gefunden. Nur Besitz und Eigentum, an das sie sich klammern, weil se sonst ins bodenlose Nichts fallen würden. Und Sozialstrukturen, die nur durch eine Art von Bandengesetz bestehen. Das interessanterweise aber der Ur-Struktur des Hauses sehr nahe kommt. Wo die Zugehörigkeit durch den Eid, das Wort der Annehme, die Adoption entsteht, und ein Zuwiderhandeln der Ausstoßung inWildnis und Werhlosigkeit gleichkommt. 

Einen erweiterten Kreis, eine Unterwerfund der Welt durch eine Ordnung, also eine Kultur, die über ganze Landschaften greift und von jedem gachtet, respektiert und geliebt wird, gibt es dort aber nicht, bestenfalls in Einzelfällen (wo homogene Siedlergruppen aus europäischen Landsgtrichen gemeinsam gesiedelt haben, wie in den Gebieten der Amish.) 

Das utnerscheidet diese USA vom historisch gewachsenen Europa, wo diese Häuser, die dann zu Staaten wurden, auf der Grundlage der Familie und der Liebe des Christentums gewachsen waren. Wo sich genau diese Skrupellosigkeit und Brutalität erst überwinden läüßt, weil die Welt selbst als Gottes Eigentum gilt, und Ordnugn erst durch Gehorsam seinen Gesetzen gegenüber ensteht. Diesen Schritt haben die USA nie vollzogen.
Denn anders, als viele glauben oder vorschützen wollen waren die USA bewußt die erste Staatengründung der Geschichte OHNE einen direkten Gottesbezug. Der war zwar dort erwünscht, wo er manchen nützlich erschien, aber er war nie ein Gründungsprinzip. Das war bewußt der erste säkulare Staat der Geschichte. 
Wie er entstand, wie er sich dann entwickelt hat - nämlich GAR NICHT - sieht man in den TV-Serien "1883" und "Yellowstone" recht beeindruckend. Die Menschen zeigt, die allesamt verlorene Heimat suchen, aber nur Ersatzgebilde dafür finden.
Eine Kontinuität freilich wird begreifbar, sie wird sogar zum eigentlich treibenden Geschichtsmoment. Und das ist jene Transzendenz, die ein Schwur, ein Eid bedeuten. Eine Transzendenz, die eher noch die Indianer für sich beansprichen können. Wenn deshalb in "1883! Versprechen gegeben werden, die sich 2020 in "Yellowstone" zu erfüllen scheinen, oder zumindst eine neue tragende Rolle zu spielen beginnen, dann werden wir erinnert, daß ein rien weltimmanentes Leben keine Wurzeln findet - und irgendwann vom Wind der Geschichte wieder fortgeweht wird. Denn es ist eine Welt ohne Religion. 
Haben die Römer ihre 1000 und mehr Jahre des Bestehens nicht zuletzt diesem Umstand zu verdanken, daßsie nicht einen Ort, nicht ein haus, nicht eine Stadt gründeten, ohne sie ZUERST von Göttern ausgehend zu gründen, somit von diesen gewissermaßen gründen zu lassen, und nur auf ihren erklärten Willen hin, so zeigen sich die Unterschiede mehr als deutlich. 
So sehr manches zwischen dem amerikanischen und dem römischen Imperium vergleichbar scheint, so sind es zwei völlig unterschiedliche Geschichten. 
Vielleicht sollte man die Gegenwart der Welt, die Zeitgeschichte unter diesem Aspekt noch einmal genauer ansehen. Es könnte sein, daß man manches ganz neu zu begreifen beginnt. Das kann auch ein Trost sein.

Ob Paramount, der Produzent dieser beiden in den USA sehr erfolgreichen TV-Serien, diese Aussage wirklich treffen wollte, ist aber eher zu bezweifeln. Wohl wollte man die "geschichtliche Wahrheit", verstanden als Tatsachentreue, zeigen. Genau dadurch ist die Wahrheit um die USA als ein Land, das nie zur Heimat wurde, wahrscheinlich so deutlich herauszulesen. 



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Erstellung 04. Dezember 2022 - Ein Beitrag zur