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Donnerstag, 21. Februar 2013

Aber wer produziert?

Warum um alles in der Welt gibt Google französischen Zeitungsverlegern Geld? Warum gründet das Unternehmen einen Fonds, den es mit 60 Millionen Euro dotiert, der (vorerst) französischen Printmedien beim Umstieg ins Netz stützen soll?

Eric Schmidt und Francois Hollande (Photo: Die Welt)
Nun, fast sämtliche Unternehmen der Internetbrache samt social media befassen sich mit der Verwaltung und Distribution von Inhalten. Damit aber haben bisherige Medien ihr Geld verdient. Das auf dem eigentlichen Geschäft aufgebaut war: Der Produktion von Inhalten. Trocknen die Produzenten von Inhalten aber aus, was bleibt Google dann noch zu verwalten und zu verteilen? Twittermeldungen von Privatnützern? Privatphotos von Strandurlauben, Kinderzähnen und Kellerpartys auf Facebook?

Nichts wird schon mittelfristig so zur Mangelware werden wie Inhalte. Auf allen Ebenen. Wenn google nun in Belgien Kooperationsverträge schließt, in Deutschland Abkommen zum Leistungsschutz aushandelt, so weil dem Unternehmen gar keine andere Wahl bleibt. Denn wer produziert noch jene Inhalte, die es dann zu verwalten gilt? Facebook- und Twitternutzer, die auf ihre Bildschirme starren um nur ja nicht zu versäumen, wenn sich endlich Inhalte zeigen? Die Generation der copy&paste-Blogger?


Aber ein noch viel größeres Dilemma zeichnet sich ab. Nicht nur, wer Informationsinhalte produziert, also Geschehen interpretiert, auswertet, einordnet wird das Mangelgut der Zukunft sein. Viel mehr alle jene, die das produzieren, worüber überhaupt zu berichten möglich und sinnvoll ist. Und gar keine Zeit haben, auf google zu starren, und kein Interesse, zu twittern.

Wird also google bald Fonds gründen, um jene von den Medien abzuschirmen, die bereit sind, noch so richtig "für sich" zu leben? Denn bald schon wird google als etwas ganz anderes auftreten müssen. Es wird jeden Stein auf der Erde umdrehen, um noch originäres Leben zu finden. Und Prämien ausschreiben für jene, die die Richtung der wirklichen Wirklichkeit noch erkennen.

Man könnte nämlich durchaus die Stimmung der Gegenwart mit jener vergleichen, die im Kino vor Beginn einer Aufführung eintritt. Wo sich alle in ihren Stühlen einräkeln, ihre Popcorn-Säckchen aufreißen, und die Coladosen griffbereit einrichten. Aber nichts passiert auf den Bildschirmen, auf die alle starren. Außer Vorprogramm, endlose Werbung. Oder IST das schon der Film, wie der Herr mit Studiertenglatze, Palästinensertuch und Nickelbrille aus der vierten Reihe in den Saal ruft? Nein, meint die Dame im Nebensitz, der kommt erst. Bald. Irgendwann. Hoffentlich. Noch ein Cola?




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