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Sonntag, 10. Februar 2013

Die Wirklichkeit des Buches

Aus 2009) Manchmal ist Egon Friedell, der sich selbst als "vielseitigen Dilettanten" bezeichnet, so oberflächlich und "literarisch", ja bloß eloquent und sophistisch, daß man überlegt, ihn (in "Kulturgeschichte der Neuzeit") überhaupt weiterzulesen. Genervt ob sogar falscher Rückschlüsse hält man inne und überlegt, ob man das Buch nicht endgültig ablegt.

Aber dann wieder finden sich so kurze, prägnante und treffende, durchaus originelle Formulierungen, daß man wieder weiß, warum man sich den Marathon doch antut.

So in seiner höchst prägnanten Analyse des Protestantismus und Luthers. Friedell schreibt, daß der Protestantismus schlicht und ergreifend das reale Geschehen der Erlösung auf Golgotha durch einen Bericht davon ersetzte. An die Stelle des menschlichen Irrens und Fehlens setzte er die unmenschliche Form einer Irrlehre und Rechthaberei: die wissenschaftliche Form. Und an die Stelle der Kirche die Schule. Ja selbst die (verbliebenen) Sakramente werden der "Magie" entrissen - - und wirken nun durch das Wort alleine. Luther ersetzt somit das Ganzheitliche des Mittelalters durch das Intellektualistische des Buches. Und leitet somit jenes "literarische" Zeitalter ein, das auf direktem Weg zur Verstandesreligion der Aufklärung und des Rationalismus führt.







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