Teil 2) Sich ein Volk heranbilden
Friedrich II. hatte es wie immer mit
Staatsnotwendigkeiten begründet. Die Kassen waren auch damals leer,
Friedrich verschuldet, der Krieg mit dem Papst in vollem Gang - der Deal
war alternativlos. Und "imminens necessitas" war immer
vorhanden, auch für alle möglichen Steuern, die immer "Ausnahmen" waren.
Auch wenn Friedrich als der reichste Fürst Europas seit Karl dem Großen
galt - Kapital hatte er nie angehäuft. Wurde die Lage entspannter,
erließ er auch mal wieder Steuern. Immerhin waren auch seine Gegner die
finanzkräftigsten Mächte der damaligen Welt: die Kirche, und die
oberitalienischen Städte. Bis, ja bis ... das Land erschöpft war.
Friedrich hatte mit der Welt Raubbau betrieben. Aber er hatte erstmals
eine "Nation" geschaffen: Und das aus einem derartigen Völkergemisch,
wie Sizilien eines war - denn nur dort war möglich, was er durchzog. Nur hier traf er auf keine stärkeren verwurzelten Gegenkräfte.
Gleichzeitig verbot er sizilischen Frauen, ohne seine Zustimmung
Zugereiste zu heiraten. Denn sizilische Frauen sollten die Ehe eingehen,
um ... Nachwuchs zu ziehen, so den Staat zu erhalten. Das verlangte
bereits normgeprägte Männer, aber er wollte auch ein sizilisches Blut
züchten, um aus diesem Blutsgemisch irgendwann ein einheitliches Volk zu erhalten.
Und das gelang: Als dreißig Jahre nach Friedrich die Franzosen - das Haus Anjou hatte sich das Land angeeignet - vertrieben wurden, erhob sich das sizilische Volk in einem wahren Nationalrausch unter dem staufischen Adlerzeichen mit unvergleichlicher Brutalität und schlachtete in einem Blutrausch die Gallier ab. Sizilischen Frauen, die von Franzosen schwanger waren, wurden sogar die Leiber aufgeschnitten, um die fremde Frucht herauszuholen und zu zertreten.
Wer
sich den Gesetzen fügte, erlangte "das ewige Heil". Wer nicht, wer auch
nur kritisierte, war verdammt, und wurde schwer bestraft. Denn das Volk
war der Organismus, den der Kopf zu ordnen hatte, der vom Kopf selbst
lebte. Der Kaiser war die Fortführung der Inkarnation Jesu, sein Staat
war Gottes Reich auf Erden. Des (gebildeten) Kaisers Vernunft war die
Vernunft Gottes, er war gottunmittelbar, brauchte keinen Mittler (in
Wirklichkeit auch keine Kirche), sondern er selbst war der inkarnierte,
fleischliche Mittler.
Den Querverweis auf den
maßgeblichen Heiligen dieser Zeit, den Heiligen Franz von Assisi, hier
einzufügen geschieht nicht ohne Hintergrund. Denn auch das Problem des
Hl. Franz liegt in dieser Gottunmittelbarkeit, die die franziskanische
Spiritualität kennzeichnet, und die, wenn sie nicht ihr natürliches Maß
findet (Franz' "Rettung" war, daß er nie die konkrete Hierarchie
anzweifelte; nur darin her er sich von so vielen Ketzerbewegungen der
damaligen Zeit - aber damit fundamental - abgegrenzt, wurde seine
Bewegung keine Sekte), direkt in Reformation und Renaissance mündet, und
damit in der Neuzeit anlangt.
Teil 3 morgen) Das Reich Gottes auf Erden wird säkular
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