Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 28. Februar 2013

Maßgebender Gott (2)

 Teil 2) Sich ein Volk heranbilden




Friedrich II. hatte es wie immer mit Staatsnotwendigkeiten begründet. Die Kassen waren auch damals leer, Friedrich verschuldet, der Krieg mit dem Papst in vollem Gang - der Deal war alternativlos. Und "imminens necessitas" war immer vorhanden, auch für alle möglichen Steuern, die immer "Ausnahmen" waren. Auch wenn Friedrich als der reichste Fürst Europas seit Karl dem Großen galt - Kapital hatte er nie angehäuft. Wurde die Lage entspannter, erließ er auch mal wieder Steuern. Immerhin waren auch seine Gegner die finanzkräftigsten Mächte der damaligen Welt: die Kirche, und die oberitalienischen Städte. Bis, ja bis ... das Land erschöpft war. Friedrich hatte mit der Welt Raubbau betrieben. Aber er hatte erstmals eine "Nation" geschaffen: Und das aus einem derartigen Völkergemisch, wie Sizilien eines war - denn nur dort war möglich, was er durchzog. Nur hier traf er auf keine stärkeren verwurzelten Gegenkräfte.

Gleichzeitig verbot er sizilischen Frauen, ohne seine Zustimmung Zugereiste zu heiraten. Denn sizilische Frauen sollten die Ehe eingehen, um ... Nachwuchs zu ziehen, so den Staat zu erhalten. Das verlangte bereits normgeprägte Männer, aber er wollte auch ein sizilisches Blut züchten, um aus diesem Blutsgemisch irgendwann ein einheitliches Volk zu erhalten.

Und das gelang: Als dreißig Jahre nach Friedrich die Franzosen - das Haus Anjou hatte sich das Land angeeignet -  vertrieben wurden, erhob sich das sizilische Volk in einem wahren Nationalrausch unter dem staufischen Adlerzeichen mit unvergleichlicher Brutalität und schlachtete in einem Blutrausch die Gallier ab. Sizilischen Frauen, die von Franzosen schwanger waren, wurden sogar die Leiber aufgeschnitten, um die fremde Frucht herauszuholen und zu zertreten.

Wer sich den Gesetzen fügte, erlangte "das ewige Heil". Wer nicht, wer auch nur kritisierte, war verdammt, und wurde schwer bestraft. Denn das Volk war der Organismus, den der Kopf zu ordnen hatte, der vom Kopf selbst lebte. Der Kaiser war die Fortführung der Inkarnation Jesu, sein Staat war Gottes Reich auf Erden. Des (gebildeten) Kaisers Vernunft war die Vernunft Gottes, er war gottunmittelbar, brauchte keinen Mittler (in Wirklichkeit auch keine Kirche), sondern er selbst war der inkarnierte, fleischliche Mittler.

Den Querverweis auf den  maßgeblichen Heiligen dieser Zeit, den Heiligen Franz von Assisi, hier einzufügen geschieht nicht ohne Hintergrund. Denn auch das Problem des Hl. Franz liegt in dieser Gottunmittelbarkeit, die die franziskanische Spiritualität kennzeichnet, und die, wenn sie nicht ihr natürliches Maß findet (Franz' "Rettung" war, daß er nie die konkrete Hierarchie anzweifelte; nur darin her er sich von so vielen Ketzerbewegungen der damaligen Zeit - aber damit fundamental - abgegrenzt, wurde seine Bewegung keine Sekte), direkt in Reformation und Renaissance mündet, und damit in der Neuzeit anlangt.






Teil 3 morgen) Das Reich Gottes auf Erden wird säkular




***