Dieses Blog durchsuchen

Montag, 25. Februar 2013

Goldrausch

Das Handelsblatt spricht in einem Beitrag bereits vom "Goldrausch". Und Wirtschaftsmanager, so schreibt es, bezeichnen es als "neues Gold", das herkömmliches Agieren in der Wirtschaft völlig verändern wird. Worum geht es?

Um Daten. Beinahe täglich tauchen mittlerweile Nachrichten auf, in welcher Form Daten und ihre Auswertung noch verwendbar sind. Noch sind diese Nachrichten mit einem Nebel des Staunens über das Neue umgeben. Wobei wir gewiß nur die Spitze des Eisbergs wahrnehmen. Wie immer sind die "Gefährlicheren" die, die nicht reden, sondern einfach tun.

Ein weiteres Beispiel soll illustrieren, was auf uns zukommt, wo wir bereits mitten drin sind:

Ein Nutzer mit Facebook-Account sieht sich auf einer Webseite ein Produkt an. Seine Spuren kann er natürlich nicht mehr verwischen, ab sofort ist dieses Produkt und er mit gewisser Aussage verbunden. Mann XY interessiert sich für Z. Beim nächsten Facebook-Besuch informiert das Unternehmen, für dessen Produkte sich XY interessiert hat, über das Cookie am Gerät des Benützers indirekt Facebook. Dieses wiederum schreibt ein Angebot an potentielle Lieferanten aus: Wer mehr bietet, darf auf der Seite von XY eine Anzeige schalten.

Natürlich muß man sich diese Entscheidungsroutinen, die solchen Prozessen zugrundeliegen, noch von viel komplexeren Informationen gesteuert vorstellen. Mit Stimmungs- und mathematisch enorm flexibel hochgerechneten Wahrscheinlichkeitsparametern, Verknüpfungen von Daten und Auswertungen unterschiedlichster Provenienz, die mit einer Sicherheit menschliches Verhalten (als Geneigtheit) vorhersagen können, die staunen machen könnte.** Was aber nur funktioniert, wenn der Benützer identifizierbar bleibt. So erklärt sich auch der immer aggressivere Kampf der unterschiedlichen Plattformen für social-media, ihre Teilnehmer ganz in ihren Anwendungskreisen zu behalten.




*Alles das läuft natürlich in Bruchteilen von Sekunden und rein computer-prozeßgesteuert ab, wo im Moment der Anwendung die wesentlichen Vorentscheidungen längst getroffen, die Ergebnisse nur noch die Konsequenz aus vorgefaßten Entscheidungsreaktionen sind.

**Dem Verfasser dieser Zeilen, der auf amazon häufig Bücher sucht (wieweit dies oder jenes noch erhältlich ist, etc.), wenn auch mehr sucht als kauft, fällt auf, daß die Suchresultate nicht nur die Inhalte der Bücher mit berücksichtigen, sondern mit offenbar immer exakter ausgewerteten bisherigen Suchen verknüpft werden, sodaß die ausgewiesenen Angebote immer präziser den Themenumkreis einer Suche mit erfassen - und anbieten. Erst unlängst hat er gestaunt, welche Autoren mit welchen Büchern mit angeboten wurden. Nach denen er nämlich noch nie dort gesucht hatte, die aber tatsächlich zu genau dem durch eine Suche berührten Themenkreis in genau der Richtung, die den Verfasser dieser Zeilen bewegt hatte, publiziert haben. Amazon hat offenbar mit dem Benützer-Account des Verfassers dieser Zeilen längst auch geistige Geneigtheiten zugeordnet, die sie mit den Buchinhalten (auf die amazon ja zugreift) mit mathematischer Auswertung immer raffinierter verknüpft. Denn Autoren wie Adorno mit Thomas von Aquin zu verknüpfen würde nicht auf der ersten Hand liegen. Und doch schaffen es diese Auswertungen bereits, so komplexe Gemeinsamkeiten zielgenau für den Benützer herauszufiltern. Aber wenn amazon das immer besser schafft, ist der Interessentenkreis für solche Informationen - man denke nur an Wahlprogramme, Wahlkämpfe - absehbar. Zumal wir uns längst mitten in einem hochkomplexen, aber immer erbitterter geführten Krieg befinden: Im Krieg um Meinungsbildung und -beeinflussung. Der sich schon längst nicht mehr damit begnügt, unterschiedliche Standpunkte gegeneinander abzuwägen. Sondern der nach jenen Schwachstellen im Rezipienten sucht, die diesen am zielsichersten ausheben und entwaffnen. Der Tag, an dem auch Zeitungsmeldungen nach Leser gewichtet und orientiert am Bildschirm erscheinen, dämmert längst.






***