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Freitag, 15. Februar 2013

Bolschewistische Spielformen

Aus 2009) Für C. G. Jung war Hitler ein Psychopath, der "zum Scharfblick einer Ratte oder eines Gassenjungen verdammt ist". Man unterliege leicht der Fehlmeinung, der Nationalsozialismus sei eine rechtsstehende, konservative Bewegung echter Gegnerschaft gegen den Bolschewismus. Aber er sei, meinte Jung, nichts anderes als eine deutsche Version des Bolschewismus, nur populärer und auch nihilistischer als dieser. (Vgl. dazu: Stalin war 1939 deshalb so problemlos zum Nichtangriffspakt mit Deutschland bereit, weil seiner Meinung nach der Nationalsozialismus im Grunde dieselben Zielsetzungen verfolge wie der Bolschewismus in der UdSSR.)

Jung glaubte, daß die patriarchalische Ordnung die Leitidee Europas sei. Sie schütze die einzelne Seele vor der größten psychischen Gefahr, dem Verlust ihrer Verwurzelung in Sitte und Überlieferung. Ist der Einzelne erst einmal entwurzelt und verliert er zugleich mit seinem persönlichen Verantwortungsgefühl (Hinw.: siehe dessen Zusammenhang mit Eigentum) seinen Selbsterhaltungsinstinkt, dann wendet er sich, Hilfe und Führung suchend, an den Staat.

Der aber ist jetzt nur noch ein Agglomerat der vielen "Wesenlosen", aus denen er sich zusammensetzt, und steht im Grunde "noch weit tiefer als die meisten von ihnen, weil er nur die zur stärksten Machtentfaltung gelangte Massen-Mentalität repräsentiert."

Jung meinte, daß während die eigentliche Aufgabe der Psychotherapie die Hinführung zu Freiheit und geistiger Unabhängigkeit wäre, sie tatsächlich ein bloßes Werkzeug der totalen Eingliederung des Individuums in den Staat sei. Auf diesen würden "die archetypischen Vaterbilder projiziert", so daß er als der universelle Fürsorger und die oberste Autorität erscheint. "Die beherrschende, die Jahrhunderte überbrückende und die kulturellen Werte lebendig erhaltende Ordnung wird von einer Ordnung der politischen Lenkung verdrängt, die im Dienste der Machtziele von Sondergruppen steht." Jung unterscheidet zwischen der "Gemeinschaft" als Voraussetzung (nicht als Ziel!) der menschlichen Existenz, dem "Staat" als einer Vereinigung von Individuen, und dem "Individuum", das "der einzige Träger des Lebens" ist.

"Jede menschliche Selbstbeherrschung endet, wenn der einzelne in eine Massenbewegung gerät und die Archetypen zu wirken beginnen."




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