Es ist nicht ein Mißverständnis, was heute bedenklich häufig zu hören ist - wenn vom "Leben im Augenblick" die Rede ist. Denn dann wird so getan, als sei dies nur in der Form des Traumes möglich, so, wie auch Kinder zu Anfang noch leben. Oder durch bewußten Versuch, Erinnerung aufzuheben, also die Gestalten der Welt aufzuheben. Dies weist zwar auf einen an sich richtigen Gedanken hin - nämlich den, daß es Leben und Sein nur im Kombipaket gibt, und daß Leben dort am vollkommensten ist, wo es ds Sein in größter Fülle trägt, ja es weist auch auf die wichtige Tatsache hin, daß wir selbst es sind, die uns an dieser Fülle hindern (oder sie erlangen) können - aber das menschliche Sein ist das Sein als Ich. Und als solches hat es nur soweit und dort Gegenwart, wo es sich ins Ganze des Seins einbettet. Und dies geschieht (will der Mensch noch mit sich identisch bleiben) nur durch und in der Wahrheit, im Akt der Wahrhaftigkeit (Sittlichkeit).
Nur dort, aus dem Ganzen des Seins heraus, kann von Handeln und Selbstvollzug überhaupt gesprochen werden: Wenn das Einzelne des Wahrgenommenen in das Ganze - durch den Sinn - eingeordnet wird. Nur insoweit hat es ja überhaupt Sein, nur insoweit ist es ja überhaupt erst, und nur dort unterscheidet es sich von der Illusion, dem seins- weil beziehungslosen (realitätslosen) Gedankending.
Während der Mensch im Traum (und in gewisser Hinsicht auch im Kind) noch aufgegangen, nicht zu sich selbst gefunden hat. Wozu er sich nach und nach ergreifen muß, einerseits, und anderseits, um dieses Sein in immer größerer Fülle zu repräsentieren, das Einzelne der Welt in das Ganze eingeordnet haben. Indem er es auf den Sinn hin mehr und mehr - als Sein - in sich hereinholt.
Fehlt dieses Ganze, bleibt Erleben beziehungslos nebeneinander stehendes Stückwerk von Einzeleindrücken und -dingen. Ähnlich, wie es bei gewissen Geisteskrankheiten, aber auch bei gewissen Drogenerfahrungen zu beobachten ist. Für einen solchen Menschen gewinnt das Leben nicht ein Mehr an Fülle dadurch, daß er sich von jedem Sinneseindruck je neu und je mehr oder weniger überwältigen läßt. Im Gegenteil. Denn ein Mehr an Erleben - an Leben - wird erst in dem Maß wirklich und für ihn erlangt, in dem er vom Leben, dem Sein her, in diesem auch in seinen Bewußtseinsakten her lebt, und damit: vom Sinn des Ganzen her die Dinge des Einzelnen in ihrer Fülle, in ihrem Beziehungsreichtum in sich tragen kann. In der Erinnerung damit.
Der Träumende erinnert sich nicht, eben auch so, wie das Kind erst allmählich zur Erinnerung kommt. Das Wesen des Personseins ist aber im Ziel gegründet, mehr und mehr aus sich selbst leben zu können. Das Sein in sich zu bergen, als Analogie in der abstrahierten Erinnerung.
Das Sein, schreibt Louis Lavelle in "Die Gegenwart und das Ganze", ist ein universales Ich, in dessen Innerem (dem Sein, sonst wären wir ja nicht; Anm.) wir unser individuelles Ich bilden, das allein in den Bereich unserer Erkenntnis fällt. Denn das Gedächtnis findet in der Ewigkeit des Seins seine Begründung.
Die verschiedenen Augenblicke der Zeit sind miteinander verbunden, weil sie alle unabtrennbar zum Sein gehören und der eine wie der andre in einer Gegenwart verstreichen, aus der wir niemals herausgetreten sind und auch niemals heraustreten können. Aber worin besteht nunmehr dieses Verstreichen, wenn nicht in der unaufhörlichen Umwandlung einer gegenwärtigen Wahrnehmung in eine gegenwärtige Erinnerung? Damit erweist sich die Zeit als eine rein subjektive Ordnung, die es dem Ich gestattet, nacheinander mit jedem Aspekt des Seins zur Koinzidenz zu gelangen, aber dadurch, daß sie diese momentane Koinzidenz jedesmal in einen geistigen, persönlichen und dauerhaften Besitz verwandelt.
Die verschiedenen Augenblicke der Zeit sind miteinander verbunden, weil sie alle unabtrennbar zum Sein gehören und der eine wie der andre in einer Gegenwart verstreichen, aus der wir niemals herausgetreten sind und auch niemals heraustreten können. Aber worin besteht nunmehr dieses Verstreichen, wenn nicht in der unaufhörlichen Umwandlung einer gegenwärtigen Wahrnehmung in eine gegenwärtige Erinnerung? Damit erweist sich die Zeit als eine rein subjektive Ordnung, die es dem Ich gestattet, nacheinander mit jedem Aspekt des Seins zur Koinzidenz zu gelangen, aber dadurch, daß sie diese momentane Koinzidenz jedesmal in einen geistigen, persönlichen und dauerhaften Besitz verwandelt.
Das Ich bildet sich mit und in der Begegnung mit dem Sein, die nur über das Einzelne vonstattengeht, sodaß sich das Ganze (Sein) in ihm aktualisiert. Das Einzelne fordert unentwegt das Ich, sich zum Ganzen (Sein) hin zu weiten (und so zu einen). (Weshalb auch der Mangel, das Unerfüllte, einen Aspekt des Seins enthält, den es im Erkennen zu aktualisieren gilt.)
Nur dieses sohin gebildete Ich ist überhaupt aber gegenwärtig. Der sich verlierende Mensch hat gar keine Gegenwart, könnte man sagen, weil er kein individualisiertes, separiertes, selbst-ständiges Ich ausgebildet hat. Erst in diesem Ich (dem Sein somit) wäre ständige Gegenwart verwirklicht, als andauernder Akt der Präsenz.
Es bliebe anders ein Faktum, Wahrnehmen bliebe ein Zustand, dem kein Akt entspräche, das Selbst würde in sich auseinanderfallen. Das Ich dringt, so könnte man es auch sagen, gar nicht in die Dimension der Welt (als Teil von ihr) vor, und handelt damit gegen sein eigenes Wollen (das in dieser Hinsicht ein Sollen zeigt), als Wesensbestimmung und damit Antrieb des nicht-gewirklichten (unendlich kleinen, ausdehnungslosen) Ich zu verstehen. Es bleibt dem gleich, von dem es im Gleichnis heißt, daß er sein Talent vergräbt. "Wer aber nicht hat, dem wird auch noch das genommen, was er hat."
Nur dieses sohin gebildete Ich ist überhaupt aber gegenwärtig. Der sich verlierende Mensch hat gar keine Gegenwart, könnte man sagen, weil er kein individualisiertes, separiertes, selbst-ständiges Ich ausgebildet hat. Erst in diesem Ich (dem Sein somit) wäre ständige Gegenwart verwirklicht, als andauernder Akt der Präsenz.
Es bliebe anders ein Faktum, Wahrnehmen bliebe ein Zustand, dem kein Akt entspräche, das Selbst würde in sich auseinanderfallen. Das Ich dringt, so könnte man es auch sagen, gar nicht in die Dimension der Welt (als Teil von ihr) vor, und handelt damit gegen sein eigenes Wollen (das in dieser Hinsicht ein Sollen zeigt), als Wesensbestimmung und damit Antrieb des nicht-gewirklichten (unendlich kleinen, ausdehnungslosen) Ich zu verstehen. Es bleibt dem gleich, von dem es im Gleichnis heißt, daß er sein Talent vergräbt. "Wer aber nicht hat, dem wird auch noch das genommen, was er hat."
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