Eine kleine Perle unter den Werbefilmchenist dieser Nescaffe-Clip. Seine Botschaft ist wahr und schön, und weist dem Genußmittel - einer kultiviert eingenommenen Tasse Kaffee - seinen wichtigen und richtigen Platz zu: Als Hilfe zur Rückführung auf den tragenden Boden des Lebens, Regeneration, wenn zuvor alles danebenging, eingebettet in ein Ritual, in dem sich Mittel und Ritus nicht mehr scheiden läßt, und beides in seine je anderspolitge Wirklichkeit - hier Geist, dort reales, materielles Mittel - hebt.
Insofern geht nicht nur jedes Leben vom Fest aus, sondern das Leben, der Kult, hat die Aufgabe, das Leben selbst zu sich zu holen, und das ist - zum Fest.
Die "neu belebende" Wirkung des Kaffees prinzipiell auf bestimmte chemisch-physikalische Wechselwirkungen von Materie und Organismus zu reduzieren ist nicht nur kulturlos und technizistisch, es geht einfach an dem vorbei, was der Mensch ist. Weshalb sie vor allem dort kennzeichnend ist, wo der Mensch sich selbst (wie in der Notfallmedizin) bereits verloren hat, es nur um die Wiederherstellung bestimmter körperlicher Bedingungen (nicht: Ursachen!) zum Menschsein selbst geht, in dem erst der materiale Organismus zum Menschsein zurückgeholt werden kann.
Das kann man von Genußmittelherstellern sehr gut lernen. Die wissen, daß ein eingeblendetes EKG vor und nach Kaffeekonsum an ihrem eigenen Produkt vorbeiginge, und keinen müden Hund hinter dem Sofa hervorholen würde. Sie schlagen vielmehr Wege zu einem Kulturganzen vor, in dem ihr Produkt, das mehr ist als chemisch-mechanisches Mittel, das dem Menschsein zugedacht ist, eingebettet werden kann. Indem sie das Produkt vom technischen Zweck zum Sinn heben.
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