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Freitag, 5. Dezember 2014

Da ist nichts mehr zu retten

Die Sache um die Bank Hypo Alpe Adria, die die Republik Österreich zwischen 20 und 25 Milliarden Euro (jener Betrag, der in Östereich in einem Jahr an Einkommenssteuern anfällt) kosten wird, 10 Milliarden davon hat sie bereits gekostet, soll hier nicht weiter aufgewärmt werden. Sie langweilt allmählich. Weil nichts Neues zu erkennen ist. Auch nicht durch den Bericht eines Kontrollausschusses, der nun veröffentlicht wurde, und der Republik unsäglichen Dilettantismus bescheinigt, mit dem hier "verhandelt" wurde, um eine totgeschossene Bank aus nicht nachvollziehbaren Gründen um jeden Preis zu verstaatlichen. 

Nichts anders stand an dieser Stelle bereits vor fünf, sechs Jahren geschrieben, und dazu hätte es keinen Prüfbericht gebraucht. Das war alleine aus Kenntnis der Politik und der Menschen in diesem Land erkennbar und der Rest im Detail zumindest erahnbar. 

Hier heute nach Gründen im Detail zu suchen, um so etwas zukünftig zu verhindern oder Verantwortliche zur Verantwortung zu ziehen - was defacto unmöglich ist, und ohnehin niemals passieren wird, zu sehr hat man sich bereits darauf konzentriert, die Last der Verantwortung auf die Schultern des verstorbenen Jörg Haider abzuladen - ist müßig. Denn das Problem liegt woanders, liegt viel grundsätzlicher, und ist defacto nicht zu beheben. Nicht von dieser Generation, nicht von den nachfolgenden Generationen, die flächendeckend kastriert wurden, nicht von dem, was sich hierzulande Elite nennt. 

Es ist das Problem der Unfähigkeit zu schöpferischem Handeln. Das man durch lächerliche Versuche zwar zu kaschieren versucht, etwa indem man Ideologien aufwärmt und alten Ideenleichen neues Leben einzupusten versucht, oder indem man, wie es Deutschland vormacht, unsinnige Ideen mit großem Verve vertritt, wie die vertrottelte Idee der Energiewende demonstriert, die man durch "Willen" bereits an einen point of no return getrieben, und damit Weichen gestellt hat, in denen Deutschland und dem ohnehin nur nachtrottenden Österreich noch Hören und Sehen ob der Steuerlasten vergehen wird, die sich daraus ergeben. Und aus den Änderungen der Lebensweise, die in einem Quantensprung totalitären Notwendigkeiten zu folgen haben wird.

Was überall fehlt ist das Ziel, der Sinn, es ist das, worüber man sich gerne lustig macht: Es ist der Mythos, das "poetische Ziel", ohne das ein Staat in sich zusammenfällt wie ein Luftballon nach einem Kuß mit dem Kaktus. Nur ein solches schöpferisches, poetisches Ziel hätte auch die Verhandlungen um den damals bevorstehenden Konkurs eines der größten Bankenkonglomerate Mitteleuropas anders lenken können.  Stattdessen hat eine Teilmenge einer Elite, der jeder Kontakt mit der Wirklichkeit bereits abhanden gekommen ist, die deshalb nur noch zwischen Alternativlosigkeit und Notwendigkeit (und aufgeblasenen Schnapsideen) pendelt, nur das nächste Desaster zu verantworten. Von dem großmäulig zu distanzieren der einen Hälfte ja nun möglich ist. Aber - sie hätte es zwar vielleicht anders gemacht, aber ein gleichwertiges Desaster, nur auf anderen Ebenen, angerichtet, das wagt der VdZ zu behaupten.

Ein wirkliches Dilemma, in dem wir uns mittlerweile befinden. Einerseits nämlich würde es im Sinne eines Erhalts des Staates (und nur so ließe sich auch künftig vernünftig handeln) starker Loyalität bedürfen. Aber dazu bräuchte es bereits wiederum eine Naivität, die ans Verantwortungslose grenzt. Denn anderseits müssen wir uns praktisch flächendeckend mit politischen, verwaltungsbezogenen und intellektuellen Eliten herumschlagen, deren Inkompetenz so klar auf dem Tisch liegt, wie die Morgensonne durch die Wolken blitzt. Ob es da reicht, an eine "Dritte Republik" zu denken, wie die NZZ schreibt? Vielleicht von denselben Eliten, nur mit anderen Namen, initiiert und getragen?

Ein System kann niemals von unten heraus reformiert werden, das ist eine der maßgeblichen Erkenntnisse, die der VdZ in allen Bereichen, in die er bislang Einblick nehmen durfte, feststellte. So klar, daß er es schließlich auch in den Prinzipien des Seins verankert erkannte. 

Aber ein System kann auch nicht von denselben Geisteshaltungen bzw. Menschen reformiert werden. Und die Menschen fühlen längst, daß es keine gesellschaftlichen Institutionen mehr gibt, die das noch zu verändern vermöchten. Verzweifelt sucht man nach Auswegen in Form anderer Personen, verzweifelt wird schon jeder Bote, der zufällig an der Türe klingelt, gefragt, ob nicht ER die Zügel in die Hand nehmen möchte, weil man sich aus den Problemen nicht mehr hinaussieht. So ist zu interpretieren, wenn Medien nun eines der Aussschußmitglieder, Irmgard Griss, eine bereits pensionierte OGH-Richterin, die als Künderin der Untersuchungsergebnisse* aus dem Nichts in der Öffentlichkeit aufgetaucht ist, als "papabile for presidency" hochspekulieren, Zeitungen die Frage stellen: "Vielleicht ist sie die Lösung! Soll sie nicht Präsident werden?"

Immerhin zeichnet sie eines aus: sie hat die Politik in diesem Land "vernichtend" kritisiert, ihre Unfähigkeit offenbar erkannt und erwiesen, die muß doch zu etwas taugen? Hat sie vielleicht noch ein wenig Ahnung, wo es hingehen könnte und sollte, weil es niemanden sonst mehr, der das öffentliche Leben dominiert, zu geben scheint, dem man das zutraut? Offenbar sind sich in dieser Einschätzung alle also bereits einig, nur die Konsequenzen scheut man. Und diese Scheu ist es auch, die jede Änderung unterbinden wird. Immerhin drückt die Karrikatur (die hier einzubinden der VdZ sich gestattet; alle Rechte liegen aber bei Kurier & Pammersberger) eine große Wahrheit aus.

Österreich kann sich aus eigener Kraft nicht mehr reformieren. Es ist nicht in der Lage, das Neue zu sehen, zu gründen, zu verankern. Es braucht vielmehr bereits jene Lenkung von außen, um die es seit Jahrzehnten ohnehin so lauthals bettelt. Visionen können nur noch von Außenstehenden kommen. Aber nicht mehr freiwillig, sondern nachher - bereitwillig. Wenn andere die Entscheidung auch dafür getroffen haben, wenn auch dafür andere die Verantwortung übernehmen.



*Der VdZ ist übrigens sehr skeptisch, wenn er mit einem Untersuchungsergebnis konfrontiert wird, das - nachdem das desaströse Ergebnis des zu Untersuchenden ja bereits bekannt ist - mit Fakten argumentiert, die den Verhandelnden selbst zum Zeitpunkt der Verhandlungen gar nicht explizit bekannt sein konnten. Wie man sie heute aber weiß. Daß diese einem schöpferischen Verstand, einem Verstand der Wirklichkeitsbezug hat, einem männlichen Charakter dennoch "klar" gewesen wären, ist etwas völlig anderes. Es hätte eben den Mut des Gestaltenden gebraucht, der damit immer ein Risiko eingeht. 

Was also vorzuwerfen ist, in diesem Fall hat es sich ja besonders deutlich gezeigt, ist der Rückgriff auf "völlige Sicherheit" durch (rationale) Kriterien. Aber eine solche gibt es nicht, darauf abzuzielen ist ein Mythos. Ratio kann nur belegen, nicht entscheiden. Wenn man sich dennoch auf eine solche Gewißheit (mutlos) beruft, ist eine Entscheidung IMMER desaströs weil rückwärtsgewandt. Dann trägt man genau das nicht, was einzuhalten man vorgibt: Verantwortung. Dann soll Verantwortung durch "Sicherheit" abgelöst werden, durch den Mechanismus zwingender Logik. Für solche fatalistische Nicht-Entscheidungen braucht man aber keine Politiker, keine Eliten, keine Führungskräfte, dafür braucht man bestenfalls Verwaltungsingenieure, Erbsenzähler (Controller), und Computerprogramme.




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