Nicht nur, daß wir [...] mit der Entdeckung der Gegenwart des Seins unser Dem-Sein-gegenwärtig-Sein entdecken, sondern auch unser eigenes Sein begründet sich nur durch die Erkenntnis vom Sein des Ganzen. Daher existierte das Sein des Ich nicht ohne dieses Sein des Ganzen, in dem es Platz findet und mit dem es unaufhörliche Beziehungen unterhält. Mehr noch, das Sein des Ich schließt potentiell das Sein des Ganzen in sich, aber um es aktualisieren zu können, darf das Sein des Ganzen nicht aufhören, ihm Halt zu geben und ihm mit dem inneren Auftrieb seines Tuns zugleich die Materie, aus der es schöpft, zu liefern.
So erkennen wir durch die philosophische Reflexion die Welt nicht als einen fertigen Anblick, sie läßt uns vielmehr das Werden dieses Anblicks erleben. Sie ist eine dem Sein innewohnende Erkenntnis. Sie offenbart uns eine höchst wirksame Aktivität, an der sie unser Bewußtsein teilhaben läßt. Dank dieser Teilhabe gestattet sie uns, uns selbst zu schaffen, unsere eigene Wirklichkeit in das All einzuordnen und sie, statt sie zu erleiden, hervorzubringen.
Louis Lavelle, "Die Gegenwart und das Ganze"
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