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Sonntag, 31. Juli 2016

Alles ist nur, weil es korrespondiert

Was also das Licht "leistet" ist Anruf an alles Dinghafte zu sein, diesem erfaßten Lichtquant zu antworten - und zwar: durch Anähnlichung. Erst in dieser Anähnlichung empfängt es jene Kraft,  an der es nunmehr durch seine Realität Anteil hat, in der es selbst sein kann.*

Dieses Selbstsein (zu dem das gewissermaßen physikalische, emanierte Licht als tragender Finger Gottes, des Seins überhaupt, anwegen will) ist aber kein autonomistisches Selbstsein, ein Dingseinkönnen, das für sich möglich wäre. Sondern es ist nur in der Realität und als Realität in einem unüberschaubaren (und in seinen Möglichkeiten unendlichen weil historischen, in der Zeit je auseinandergefalteten) Beziehungsgeflecht zu sehen. Jedes Ding ist also nur Ding weil und insofern es in einer Bezogenheit steht, udn das heißt auch: Abhäüngigkeit. 

Denn die Schöpfung - alles, was Sein im Seienden hat, als Übernahme einer Ähnlichkeit mit dem Licht - strebt in seiner Tendenz zu einem Erhalt in seiner Gesamtheit und als Gesamtheit, und teilt einander den jeweils adäquaten Aspekt des Lichtes (analog, das heißt ähnlich, aber in einer je anderen Form, so wie Sonnenstraholen sich im Prisma - dessen "Geheimnis" seine Form, seine Lenkung der einfallenden Lichtstrahlen ist! - brechen und in Farben aufspalten) mit.

So ist einerseits die reale Schöpfung tatsächlich quantitativ-summativ, aber als endliche Schöpfung nicht unendlich, und doch ohnendlich weil potentiell ohnendlich. Das heißt, daß eine je aktuelle Präsenz der Dinge (die aber immer nur ein Durchgang in Aktivität ist, aus Vergangenheit in ein unbestimmbares Zukünftiges) zwar nur endlich sein kann (und schon gar in der Vergangenheitsbetrachtung, denn was wir sehen ist auch immer Vergangenheit), aber als Aktives (ohne das es nicht wäre) genau nicht in dieser Endlichkeit fixiert ist.

Unendlichkeit als Gegenwärtigseiendes** ist nur im (zeitlosen) Geist möglich, den man wie einen Anschluß des Endlichen ans Unendliche sehen könnte. Es ist deshalb nur dem Menschen möglich, der sich AUF der Schöpfung zu dieser Ohnendlichkeit (in der das Leben nicht aufhört) aufschwingen muß bzw. kann bzw. dazu gerufen ist.

Antwort aber kann nur etwas geben, sagt Thomas v. Aquin (s.th. bzw. d.v.), wenn es zuvor verschieden war, also ein "Proprium" - etwas Eigenes - hatte. Nur dann kann es sich angleichen.  Im letzten ist dieses Verschiedene nur dem Menschen möglich, weil er im (freien) Urteil auch DAGEGEN urteilen kann. Dinge, Tiere, Pflanzen können sich nicht DAGEGEN entscheiden, ihre Aktivität ist ausschließlich erleidend, sie sind nicht frei. Dinge, Pflanzen, Tiere sind als Entitäten (Seiende), die ihr Seiendsein erleiden, die gewissermaßen "an sich selbst leiden", und NUR insofern können sie sein. Der Mensch kann auch nicht-sein (im Irrtum) oder nicht-sein-wollen (in der bösen Tat).

Der Mensch kann und muß (!) sich zum Licht verhalten, er kann gar nicht ohne Antwort bleiben. Sodaß es (immer) an ihm liegt, die Welt ins Sein und sogar in die Ohnendlichkeit zu führen (in Anähnlichung, NICHT aus eigener originärer Schaffenskraft!) - oder nicht. Und er kann es tun durch Suchen der Wahrheit, die also als dynamischer (personaler) Prozeß, als Aktivität verstanden werden muß. Sie IST nicht einfach eine "gedankliche Richtigkeit", auch wenn sie damit zu tun hat, sich darin ausdrückt.***

Zugleich wird deutlich, daß die Freiheitserfahrung wie -realisierung direkt an eine personale Begegnung mit der Welt (und deren Sein als gespiegeltes, schattenhaftes, unverfügbares Sein in ihr) gekoppelt ist.



*Man täuscht sich also sehr leicht, wenn man meint, daß die Sonnenstrahlen die Energie "für" den offenen Blumenkelch HABE, der sie auffange und DAVON zehre. In Wahrheit tanzt das Ding (die Blume in dem Fall) mit dem Sonnenstrahl den Tanz des Selbstseins, und hat in der Antwort die ihm aufnehmbare Kraft, weil es an ihrem Wirklichsein nun teilhaben kann, so lange der Sonnenstrahl das auch will. Wir dürfen uns die Welt und die Dinge also nicht einfach wie eine Billardkugel und einen Queue vorstellen, sondern als Aktivität und Zuneigung ZWEIER Seiten - korrespondierend! Und es korrespondiert NUR ALS GESTALT und IN GESTALT.

Simples (und gewiß mangelhaftes) Beispiel, um es ein wenig anschaulicher zu machen: Eien Maschine zerfällt, wenn sie nicht die ihr adäquate Antwort gibt. Zugleich ist sie ein Beispeil dafür, was dem Menschen möglich ist: denn er kann durchaus eine Art "zweiter Welt" schaffen. Aber er kann es nur, in dem er auf Dinge zurückgreift, die in ihrer primordialen Art auf die erste Wirklichkeit - Sonne, Licht - zurückgeht. Die Maschine ist auf eine Weise Menschenwerk, transzendierte Urdynamik sozusagen. Aber sie ist in allem von der ersten Wirklichkeit abhängig, in allen ihren Teilen. Ohne göttliches Wissen keine Idee, ohne primordiale Welt (der "Rohstoffe", sagen wir es so) keine Maschinenteile.

**Gegenwart ist ja ein Paradoxon: Denn genau das Gegenwärtigsein hat kein konkretes Seiendes, sondern IST Konkretion im Übergang von Vergangenem zum Zukünftigen. So ist zwar alles nur, weil es gegenwärtig ist, aber in diesem gegenwärtig sein ist es nie real - und doch nur darin real. Alles ist also nur in Aktivität (actu) real. Als käme es in gewisser Hinsicht nur auf diese Antwort an, um real zu sein, nicht auf ein manifestes reales Dingsein, das nie statisch gedacht werden kann. (Statisch ist nur das Tote, und nicht einmal das, denn es zerfällt, überläßt man es dem Selbstsein.)

***Vielleicht kann man es so ausdrücken: Es GIBT zwar (potentiell) "richtiges Denken", aber das gibt es nur in personaler Teiladäquation an eine Teilwahrheit. Für eine Gesamtwahrheit, die alle Dinge in rechte Ordnung stellen kann (wozu ein unendlicher Intellekt nötig wäre; wer Wahrheit "denken" will, rational denken will, wird auf Unendlichkeit bzw. Unerschöpflichkeit und Ungenügendheit stoßen; hier wäre nur noch die Poesie, die Kunst als Darstellungsmedium möglich), reicht es nicht aus. "Richtiges Denken" versagt also unmittelbar an ihren Rändern - in den Bezügen und Beziehungen der Dinge. Deshalb ist die Frage nach dem "richtigen Denken" (in der Wahrheit bzw. mit diesem Anspruch) eine ganz konkrete, je individuelle Frage der Gestaltung der Beziehung eines Menschen zu Gott (denn AUS dieser Beziehung austreten kann er sowieso nicht.) Aus diesem Grund findet sich in der Art, wie jemand denkt, was er spricht, sagt, welche "Richtigkeiten" in seinem Denken zu finden sind und wie er damit umgeht, auch ganz konkret eine Art lexikalischer Niederschrift und Matrix seiner Verhältnisgestaltung zu Gott und über sich selbst.




*090616*