Deshalb sind solche Stimmen zu hören! Afrikaner, die selbst sagen: Hört auf, uns als "Problemkontinent" zu sehen! Seht, was wir für Möglichkeiten haben, seht wie wir sie nützen wollen, seht was sich hier alles bewegt und schon bewegt hat! Ihr wollt Afrika helfen? Dann kommt, und macht Geschäfte mit uns. Ja, vieles von dem stimmt, was man über Afrika sagt. Korruption, Ausbeutung, Entwürdigung. Aber das sind Kinderkrankheiten, und die Afrikaner selbst sind nicht mehr länger bereit, das zu akzeptieren. Sie haben es auch satt, von der ganzen Welt als Objekt ihrer Wohltätigkeit angesehen zu werden.
Und die afrikanische Erneuerung kommt von der Besinnung der einfachen Leute, kommt von deren Begreifen, daß es an ihnen liegt. In einem Land wie Nigeria, das mit einem jährlichen Bruttosozialprodukt von unter fünfhundert Dollar zu den ärmsten der Welt gehört hat, hat ein südafrikanischer Telephonkonzern ein Telekom-Netz aufgebaut, das ihm jährlich sechshundert Millionen Dollar Gewinn einbrachte. Heute gibt es in Nigeria fast vierzig Millionen Telephonanschlüsse. Vor fünfzig Jahren waren es gerade viertausend. Mit dem Angebot stieg die Eigeninitiative der Menschen, das Gewünschte auch zu erreichen - ein eigenes Handy. Heute gibt es eine ganze Anzahl von eigenen, nigerianischen Telephongesellschaften. Heute wächst die nigerianische Wirtschaft jährlich um über sechs Prozent. Und dieses Wachstum kommt nicht mehr vom Ölsektor, von dem Nigeria lange aber schlecht verwaltet gelebt hat. Damit ist auch die Inflation auf mittlerweile elf Prozent gesunken (von sechsundzwanzig Prozent und mehr), und die Währungskurse und damit die Investitionsbedingungen sind stabil. Stabilisiert sich aber ein Land, strahlt das auf alle seine Nachbarländer aus.
Der beste Weg, Afrika zu helfen ist ihm zu helfen, sich selbst zu helfen. Wenn also ausländische Gesellschaften meinen, in Nigeria mit seinen 140 Mio. Einwohnern Geschäfte zu machen, dann sollen sie kommen. Es gibt jede Menge Nachfrage. Und wenn sie Arbeitsplätze schaffen, wird es dem ganzen Land helfen, sich auf eigene Füße zu stellen.* Nigeria braucht nichts geschenkt.**
*Das erinnert an einen hier bereits vor Jahren gebrachten Bericht, daß Unilever in Südamerika die Slums als völlig überraschenden dynamischen Markt entdeckt hat, der die schwächelnde Westsektion des Konzerns sogar aufgefangen hat. Niemand hatte geglaubt, was für ein Geschäftsvolumen in den angeblich ärmsten Schichten der Bevölkerung stecken konnte. Und zugleich wurde damit die Versorgungssitution in diesen Gebieten dramatisch verbessert und nebenher waren Arbeitsplätze geschaffen. Gebiete, in die zuvor nur (heimische) unlautere Geschäftsleute gingen, die zu Wucherpreisen - weil sich niemand für diese notorisch unterversorgten Gebiete interessierte, die angeblich ja "keine Kaufkraft" hatten - verkaufen konnten.
**Geschenke, Geldzufuhr hat noch nie - buchstäblich: noch nie! - in der Geschichte ein Land aufgebaut, im Gegenteil, immer schwer geschädigt.
*070616*