Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, 5. Juli 2016

Universities are a wreck right now

Sie sei entsetzt, sagt die amerikanische Universitätsprofessorin Camille Paglia, wie sich das Klima an den Universitäten (hier: Berkely) verändert habe. Die heutige Studentenschaft will sich wohlfühlen, und verweigert jedes Heraustreten aus einer Atmosphäre des Liebseins. Noch ihre Generation wäre eine der Rebellion gewesen, der Distanz zu allem, was sie hörten. Das hat sich völlig verändert. Die Studenten hängen heute an den Lippen der Professoren und nehmen alles unkritisch auf, was ihnen vorgetragen wird, sind völlig autoritätshörig. (Jemand meinte einmal dazu: Es geht heute um das WAS in der Bildung, nicht mehr um das WIE - erst das aber sei Bildung.) Umso aggressiver reagieren sie auf alles, was diese Harmonie stört.

Was ihre Generation (babyboomer, Anm.) so anders machte war die Art, sich mit der Bürokratie auseinanderzusetzen. Die sie bekämpfen, ablehnten, gegen die sie rebellierten, zugunsten eines freien Denkens. Das Gegenteil scheint heute der Fall zu sein. Texte werden bestenfalls als subjektive Zustandscharakterisierungen der Autoren unter dem Blickwinkel der political correctness gesehen, die sie schon a priori disqualifiziert. Mit entsprechender Blasiertheit werden die traditionellen Texte und Ideen betrachtet und abgelehnt, als hätten sie nichts mehr zu sagen, keinerlei Relevanz mehr für die Gegenwart. Dabei beruht auf diesen großen Ideen doch unsere Kultur!

Erst aus der Geschichte aber kann man erkennen, daß die Menschheit von Anbeginn an von denselben, bis heute unveränderten großen Ideen bewegt wird. Und darauf läßt sich dann auch das erkennen, was letztlich alle Menschen eint.

Diese Ideen aber werden ersetzt durch ideologische Verhaltensregeln, mit denen man vermeintlich sein Menschsein neu gründet. Damit wird das Denken so eingeschränkt, daß man von einer Verdummung auf wie durch die Universitäten sprechen muß. Ob ein Text gegendert ist, ist wichtiger als sein Inhalt. Es fehlt überall an Rebellionsgeist, am Mut aufzustehen und sich gegen die Vorschriften und Verhaltenszwänge aufzulehnen. Es fehlt an Enthusiasmus, sich mit verschiedenen Inhalten wirklich, leidenschaftlich auseinanderzusetzen. Selbst die Fakultäten unterwerfen sich widerstandslos den staatlichen Vorgaben und überhand nehmenden bürokratischen Vorschriften, mit denen sie drangsaliert werden. Universitäten sind zu Stätten der Sklavenproduktion verkommen.

Aber schon die Genderisierung, die Veränderung der Sprache macht eine Wissensgenerierung unmöglich. Es ist der Grundfehler daß davon ausgegangen wird, daß Sprache der Wirklichkeit nicht nur vorausgeht, sondern sie ersetzt. So zerfließt jeder wissenschaftliche Text zur bloßen Sprache, sein ideeller, objektiver, sachlicher Kern wird ignoriert. Ohne Sprache, die einer vorausgehenden Wirklichkeit zu folgen versucht, also frei, offen sein muß, weil in einer außerhalb liegenden Wirklichkeit gründet, kann es aber kein Wissen geben. Sprache ersetzt nicht Wirklichkeit, und sie ist schon gar nicht DIE (alleinige) Wirklichkeit. Sie muß dieser folgen, sie zu fassen versuchen. Wenn die Sprache bereits vorschreibt, was wie gesagt werden kann weil darf - wie soll da noch wirklichkeitsrelevantes Wissen entstehen? (Darüber sind auf diesen Seiten bereits zahlreiche Aufsätze zu finden: Gegenderte Sprache macht ohne jeden Zweifel dumm.) Geht man nicht davon aus - und das ist die Hybris der Zeit! - daß das heute Gewußte ein für allemal wahr sein wird, ja erstmals wahr ist. Entsprechend dieser Sichtweisen wird auch geglaubt, daß das Geschlecht nur in der Sprache begründet liegt, nicht in der vorausliegenden Biologie.

(Naja, das muß man differenzierter sehen, auch darüber auf diesen Seiten: der biologistische Ansatz, der als Gegenkonzept gegen den Genderismus meist betrieben wird, greift nämlich deutlich zu kurz, ja liefert dem Genderismus sogar die entscheidenden Argumente. Es ist letztlich ein materialistischer Ansatz zu meinen, daß sich Geschlecht nur aus der biologischen Konstitution ergäbe. Vielmehr ist der Mensch als Geistwesen sehr wohl in der Sprachstruktur verankert, wenn auch nicht primär konstituiert, und Geschlecht ist sehr wohl eine soziale Idee, die in der Realität konstruiert werden muß, und das Geschlecht muß sehr wohl als "Utopie" vorausgeworfen werden, als zweiter, ja formgebender Pol der materialen Konstitution - nur ist diese nicht willkürlich und relativ, wie der Genderismus behauptet. Hier zeigt sich vielmehr die altbekannte protestantische Verweigerung der Metaphysik. Die dann die Biologie mit Evidenz anreichert, bestätigt - nicht (zuerst zumindest) umgekehrt. Ohne geistiges Bild kann gar nichts erkannt werden, auch nicht in der Biologie, was nicht heißt, daß dieses Bild bewußt sein muß. Genau das macht sich ja der Genderismus zunutze, der Erkenntnis und Selbstsein auf Bewußtheit reduziert. Paglia sagt ja selbst, daß es die großen Ideen sind, die in der Geschichte sichtbar werden.*)

Interessant ist, daß Paglia erzählt, daß Emigranten damit große Probleme haben, ja mit diesen Zuständen nicht zurechtkommen, und häufig ihr Studium oder ihre Berufspläne aufgeben. Denn ihre andere, auch traditionellere, traditionsverbundenere Art die Welt zu sehen und ihr zu begegnen wirkt wie ein Ausschließungsgrund.

Aber noch etwas Wichtiges spricht Paglia an, das auch den VdZ immer wieder verwundert, weil es so offensichtlich ist: Daß niemand sehen will, daß die Emanzipation die Frauen tief unglücklich gemacht, ihr Glücksversprechen also nie eingelöst hat. Indem den Frauen versprochen wurde, sie könnten nun - weil frei - so leben wie die Männer. Paglia sieht aber weltweit die jungen Frauen, wenn sie im Beruf stehen, tief unglücklich.** Familie, Ehe, Kinder werden überall sogar als "Vergeudung von Talent" betrachtet. Scheinbar macht diese Talentreiterei aber so gar nicht glücklich. Während sie sieht wie glücklich Frauen werden, wenn sie im Familienleben aufgehen.










*Das berührt den Kern des Problems, das an dieser Stelle ebenfalls schon angerührt wurde, indem Geschichte nur unter (heutigen) Moralbegriffen betrachtet wird, auch die des Nationalsozialismus, der für unsere Gegenwartsgeschichte so relevant ist. Denn man konzentriert sich auf die heute herausgestrichene Unmoral. Man übersieht, ja vermeidet zwanghaft, zu sehen, daß in der damaligen Zeit wirklich große Ideen aufgebrochen sind, gerade in der deutschen Philosophie. Auf dieses Pferd hat sich dann der Nationalsozialismus gesetzt, was aber die Ideen - die utopische Verfaßtheit des Menschen -  nicht schmälert. Doch gerade diese Ideen (die heute so nottäten) werden mit der Pauschalisierung unter "Unmoral und Verbrechen" mit entsorgt. Und der VdZ behauptet sogar: DAS ist das eigentliche Ziel dieser Art, mit dem Nationalsozialismus so falsch umzugehen. Deshalb läßt sich mit dem reduktiven Verweis auf verbrecherische Erscheinungen in dieser Zeit, die deshalb zur Gänze abzulehnen ist, die Faszination des Nationalsozialismus (die ja in einer tiefen Wahrheit über den Menschen gründet, dort sogar befreiende Resonanz fand) weder erklären, noch austrocknen.

**Was dazu führt, daß mit immer verbissenerer Energie nach Gründen gesucht wird, die natürlich im ungerechten Herrschaftsanspruch der Männer liegen müssen, wo sonst, die dieses Glück nach wie vor verhindern. Und sei es, daß Gender-Quoten vorgeschrieben werden. Darin wird ein Muster erkennbar, das eine heute allgemeine Haltung beschreibt: Das eigene Wohlergehen dadurch zu suchen, daß der andere vermindert oder zerstört wird, weil er das eigene Glück angeblich verhindert.





*210516*