Teil 2) Vorwärts zum Guten zurück!
Denn es ist praktisch vollständig vergessen! Auch wenn wir noch unzählige Relikte, sogar in unserem Alltag, sogar in den alltäglichsten Lebensgewohnheiten und Vollzügen, finden, die direkt daraus entstammen und bewahrt wurden. Wir können also sogar davon sprechen, daß im Wesen der Kirche diese Vision einer wahrhaft menschlichen Kultur mitten unter uns ist! Und wir nur danach greifen müssen, wollen wir diese wahrhaft humane - und damit göttliche, weil von Gott durchdrungene - Kultur in die Realität umsetzen.
Denn wir haben das bereits einmal geschafft, die Geschichte beweist es. Freilich immer im Rahmen einer realistischen Welthaltung, die diese Utopie niemals zu Ideologie und Zwangsimperativ werden lassen kann. Weil genau diese Realistik, die darum weiß, daß der Mensch zur Sünde neigt und Tag für Tag in Sünde fällt, aber auch Tag für Tag daraus aufstehen muß, zu ihrem unabdingbaren Wesensbestandteil gehört.
Warum das so ist, von welcher realistischen Utopie (eine nur scheinbare contradictio in adjectio!) Fratelli tutti handelt ohne es zu wissen, und warum wir deshalb diese neue Enzyklika mit Staunen und Freude aufnehmen, werden wir in den folgenden Ausführungen begründen. Soweit kann man bereits ankündigen, daß wir durchaus mit dem Papst auch darin übereinstimmen, wenn diese Visionen dem Kapitalismus der Gegenwart ein Ende ankündigen.
Und zwar genau deshalb, weil wir die Freiheit des Menschen als unabdingbaren Bestandteil einer Kultur überhaupt betrachten. Was zugleich dem Wesen des Katholischen entspricht, die eine Anthropologie vertritt, in der der Mensch als Ebenbild Gottes zur Freiheit (der Söhne) Gottes berufen ist. Nur dann wird er ein geglücktes Leben führen können, nur dann kann eine Kultur des Gemeinwohls entstehen. Deren Tor und Tür einen konkreten Namen hat: Bedingungsloses Schenken. Sterben. Kreuz.
Jede Kultur der Kreuzvermeidung muß also notwendig scheitern. Und wenn man den sozialistischen Utopien, die auch die aktuellste Enzyklika aus der Schreibstube*** von Papst Franziskus Fratelli tutti sogar explizit vertritt (man lese etwa die Ausführungen zu Eigentum!). Man frage sich doch nur, warum ausgerechnet die Freimaurer, deren Ziele praktisch identisch mit denen des realen Kommunismus sind, ja die hinter dem Kommunismus stehen und standen, diese Enzyklika fast euphorisch begrüßen.
Aber wir schließen hier keineswegs an Schreckensbotschaften an, die in den Freimaurern das verkörperte, institutionalisierte Werkzeug Satans IN DER GEGENWART sehen möchten. Weil wir meinen, daß die Freimaurerei historisch-praktisch überlebt ist. Sie ist längst durch andere, der Zeit gemäßere, somit weit effektivere Machtkonstellationen ersetzt.
Die Reaktion der (oder: Vieler) Freimaurer auf Fratelli tutti zeigt also etwas ganz anderes an. Etwas über Papst Franziskus. In dieser Reaktion zeigt sich nämlich folgerichtig, wie wenig diese Enzyklika expressis verbis die Gegenwart aufschlüsselt. Daß sie manche Übel wörtlich anführt ist lediglich dem üblichen Vorgehen des Liberalen gleichzusetzen, der zwar nicht weiß, warum etwas nicht funktioniert, der aber oft genau und besser als viele weiß, was NICHT funktioniert.
Erzbischof Viganò hat also zum einen Recht, wenn er diese Koinzidenz von Fratelli tutti mit freimaurerischen Anschauungen anprangert. Zum anderen ist aber der Grund, warum Viganò das tut, nicht ganz korrekt. Der derzeitige Pontifex Maximus beweist damit nämlich nur, wie wenig er diese Zeit verstanden hat. Das ist eine Tragödie, gewiß, das ist enttäuschend, ja, aber das ist nicht überraschend. Und DAS ist auch schon fast alles, was man dazu sagen kann.
Aber wenn wir uns dem DURCH Fratelli tutti aufgerissenen Acker anschauen, dann finden wir plötzlich etwas, das jenen, die mit dem Pflug enteilt sind, entgangen ist. Wir finden die Problematik dieser Kultur, die mit dem realen Leben zusammenhängt. Und dieses ist, weil wir es hier mit einem Grundproblem DER MORAL zu tun haben (richtig, der Moral, und NICHT der Wirtschafts- oder der Sozialwissenschaften), mit ein- und derselben Fliegenklappe zu erledigen.
Morgen Teil 3a) Die notorisch mäandernden Anmerkungen
*071020*
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