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Samstag, 24. Oktober 2020

Das Wirken des Heiligen Geistes (3a)

 Teil 3a) Die notorisch mäandernden Anmerkungen


*Wir wollen zuerst einmal den Unsinn aufgreifen, der in Fratelli tutti über Migration steht. Der beim völligen Unverständnis von Bezogenheit auf Land ansetzt. Keineswegs steht JEDEM ALLES LAND zur Verfügung! Vielmehr kann man Menschsein nicht denken ohne konkrete Verehelichung an ein BESTIMMTES Land, an einen bestimmten Ort. Nur so kommt der Mensch "vor". Und diesem Land gegenüber hat er insofern Verantwortung, als er nicht nur diesen, ihm überantworteten Raum als Ort, in dem der konkrete Mensch einen Platz hat, der in einem konkreten Beziehungsgeflecht (Kultur bzw. Sozialität) steht, verpflichtet ist, sondern diese Verpflichtung heißt auch, daß er diesem Raum ("Boden") seine Erhaltungsfähigkeit bewahren muß. 

Denn Boden (hier stimmen die Aussagen der Enzyklika) bzw. Eigentum ist nur insofern eine Größe, als es uns von Gott "geliehen", zur Nutznießung übergeben ist. Uns! Nicht als absolutes Eigentum, gewiß. Aber wir haben damit auch die Aufgabe - wie auch das Recht! - ihn zu nutzen. Insofern haben wir ihn als Geschenk (im Rang einer Leihgabe). Aber hier haben wir ihn auch zu schützen! Um nicht zuerst dem Bestand "der Menschheit" zu gewährleisten, solche universalen Kategorien entziehen sich unserem menschlichen Denken überhaupt, ja DÜRFEN nicht einmal angetastet werden! 

Das Allgemeine geht dem Einzelnen voraus, ja, wir haben es hier auch schon oft geschrieben. Aber das Einzelnsein ist immer ein Spezifischsein. Und insofern hat der Einzelne, in Pflicht wie Recht, auch einen Bezug zu Dingen (Boden etc.), die wir als "Eigentum" bezeichnen. Denn das ist ebenfalls Teil der Ähnlichkeit mit Gott: Dem die gesamte Schöpfung als Eigentum (zu seiner rückhaltlosen Verwendung) gehört. Wenn aber Gott Eigentum HAT, dann auch seinem Ebenbild. Bei Gott ist Eigentum absolut, beim Menschen nur in abgeleiteter Form, weil es einen absoluten Eigentümer gibt, nicht zwei geben kann. Dem Menschen ist also alles Leihe. Dieses Eigentum (in diesem nicht absoluten Rang) muß ein Staat aber ebenfalls schützen. Und deshalb hat auch ein Volk eine Eigentumsbeziehung zu einem bestimmten Boden (Raum).

Es ist Gott gegenüber sogar verpflichtet, diesen Raum zu verteidigen, nötigenfalls mit Gewalt. Keinesfalls hat deshalb (wie in Fratelli tutti allen Ernstes behauptet, jeder Mensch das Recht, sich egal wo niederzulassen! Das hängt von der Bereitschaft jener Gemeinschaft ab, die einen bestimmten Raum bewohnt und in ihre Gesamtkultur integriert, davon durchdrungen hat. 

Im übrigen trifft diese Situation nur jene Menschen, die bereits entwurzelt SIND, oder die gar keine Wurzeln (also verantwortliche Anbindung an den Boden WEIL an eine Gemeinschaft, die immer eine Kulturgemeinschaft ist) WOLLEN. Die also Boden wirklich nur NÜTZEN wollen, ohne ihn, weil einer Gemeinschaft wie einer Generationenfolge moralisch weil durch Verbindlichkeitsempfindungen als rechtlichen Grundrahmen verpflichtet sind. Und das heißt ebenfalls: Eigentum. 

Ethnologisch - man beachte etwa die umfänglichsten Studien, die P. W. Schmidt angestellt hat, um speziell diese Frage zu untersuchen - kommt es deshalb in KEINER Kultur der Erde vor, daß die Menschen OHNE EIGENTUM leben! Und zwar auch Eigentum am Boden! Daß das so ist, ist zwar nicht immer so ganz leicht zu sehen, aber es ist so. Und es ist so - man höre und staune! - wo sich die Menschen aus der Hand Gottes geschaffen sehen. 

Sämtliche sozialistischen Utopien entstammen einer romantischen, realitätsfernen Fehlinterpretation. Die der Aufklärung entstammt, und einen Neuentwurf "des Menschen" vornahm. In dem man einen "Idealzustand im noch völlig kulturlosen Urmenschen" ("edler Wilder") annahm. Was nicht nur theoretisch nicht stimmt, sondern auch praktisch nirgendwo "bei den Wilden" vorkommt.

Was hingegen dabei herauskommt, wenn Menschen KEINE Verwurzelung mit dem Boden haben, auf dem sie "leben", wo sie also nur "wohnen" (letztlich wie Nomaden, denn morgen wollen sie vielleicht weiterziehen, weil es irgendwo "besser" ist), erleben wir nicht nur jeden Tag, sondern es IST DIE EIGENTLICHE URSACHE FÜR DIE UMWELTPROBLEME, die Laudato Si und Fratelli Tutti angeblich so ernst nimmt. 

Die Lösung von Mensch und Boden durch Eigentumsverbot ist sogar der Grund, warum gerade sozialistische wie kapitalistische Gesellschaften die schwersten Umweltzerstörungen verursacht haben. Dem, der in keiner verbindlichen Beziehung zum Land steht, auf dem er lebt, ist ununterscheidbar, wo die Grenze zwischen "Kultur" und "Müll" (als der Ordnung ausgegliederte, dem Chaos zurückgegebene Materie) ist.

Und dann wollen wir (nur einmal) den Irrtum bezüglich der Todesstrafe herausgreifen, einer der Irrtümer in der Enzyklika. Von dem Papst Franziskus wohl meint, daß er mit seiner wiederholten Behauptung (und nun sogar in einer Veränderung des erst 1993 herausgegebenen Römisch-Lehramtlichen Katechismus) doch irgendwann als katholisch festnageln zu können. Was nicht geht. Denn nicht nur würde damit eine Lawine ausgelöst werden, die letztlich das gesamte Lehrgebäude einstürzen lassen würde. 

Was zwar nicht die Wahrheit selbst, sondern deren lediglich Inkarnation verdunkeln würde, aber alles andere als vertrauensbildende Maßnahme ist. Freilich, Papier ist geduldig. Und auch wenn Franziskus es noch tausendmal wiederholt - es wird nicht wahrer. Deshalb wird diese Sichtweise, die nicht ins Gefüge der katholischen Wahrheit und Lehre paßt, in der Welt keinen Bestand haben. 

Sprich: Es wird zu Situationen kommen, in der sich die Kirche (bzw. Glieder von ihr) mit realen Forderungen (nach Todesstrafe) konfrontiert sieht. In der jedoch die Wahrheit und Richtigkeit der Todesstrafe evident wird! Plötzlich gerät aber die offizielle Lehre mit dieser Wirklichkeit und Wahrheit in offensichtlichen Konflikt. So nebenbei reißt eine solche Unwahrheit - wie bei einem Dammbruch - ein immer größeres Loch. Auch das wird evident werden. Dieses Loch wird aber ein Schisma hervorrufen. Scheinbar aus "ganz anderen" Gründen. Aber in Wahrheit aus einem einzigen Grund.

Uns geht es hier also darum darauf zu verweisen, daß in diesem Unverständnis der Todesstrafe, das sich hier offenbart, ein weit tieferer und schwerer, ein grundsätzlicher Irrtum verborgen ist. Nämlich der, was denn das Wesen von Strafe (und damit von Erlösung!) überhaupt sei. Und das beginnt NICHT bei praktischen Aspekten wie dem "Selbstschutz des Staates". Sondern das beginnt bei der Sühne und deren Erlösungswirkung. 

Man muß jede Strafe nämlich zuallererst als sühnende Wiedergutmachung gegenüber jener Gemeinschaft verstehen, gegen die man durch die Tat verstoßen hat. Und hier gilt das Prinzip der Adäquatheit, sprich: Die Sühne muß der Tat entsprechen! Die Strafe ist also ein Element der Gerechtigkeit. 

Nur durch ein dem Vergehen entsprechendes, ja dieses eventuell sogar leicht übersteigendes Leiden (siehe das Leiden Christi, das in derselben Wesenserfüllung der Gerechtigkeit seinen Sinn hat!) wird ein Wiedereinstieg in diese Gemeinschaft (aus der man sich mit einem Vergehen nämlich selber ausschließt) wieder möglich. Und das kann in manchen Fällen eben bedeuten, daß der Wiedereinstieg nur mit dem Tod möglich ist. 

Ein Widerspruch ist das nur für diejenigen, die dieses irdische Leben absolut setzen. Und nicht sehen, daß diese Welt zur Gefallenheit und zum Vergehen verdammt ist (durch die Ur- bzw. damit Erbsünde des ersten Menschenpaares), wir also auf das Kommen einer zukünftigen und dann aber endgültigen Welt warten (die in der Kirche bereits ihre Inkarnation hat, in der dieses Zukünftige ins Gegenwärtige hineinragt), daß also diese heutige, irdische Welt der Menschen in einer gewaltigen Kontinuität steht. 

Die mit dem irdischen Tod nicht unterbrochen wird! Weil die Zeit (und in der Erbsünde sind wir zu dieser Zeit verurteilt, was mit dem Bruch in der Erkenntnis zusammenhängt, die von einem Schauen zu einem - möglichen - Verstehen durch den Verstand wurde) in dieser Ewigkeit nicht mehr existiert. Somit ist der Delinquent, der durch eine Todesstrafe entleibt wird, noch immer "existent", wenn auch nur noch in seiner Geist-Seele. 

Aber auf die kommt es ja an, bei der Neuschöpfung am Jüngsten Tag, wenn Gott uns aus unseren Gräbern hervorruft! Somit ist die Sühne des Delinquenten der entscheidende Moment, in dem auch seine Seele in den Himmel gehoben wird, sodaß er am Jüngsten Tag als Erlöster, als Geretteter seinen Platz in der Neuen Schöpfung erhalten wird. Wäre seine Sühne nicht ausreichend, würde er an dieser Gerettetheit (soweit wir Menschen es sagen können) gar nicht mehr teilnehmen. Und DAS begründet die Todesstrafe bzw. überhaupt das Strafwesen einer Gesellschaft.

 
  Teil 3b) Die notorisch mäandernden Anmerkungen