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Sonntag, 25. Oktober 2020

Das Wirken des Heiligen Geistes (3b)

  Teil 3b) Die notorisch mäandernden Anmerkungen


Auch ein nächstes Argument zählt nicht, wiewohl FRATELLI TUTTI es sogar explizit erwähnt. Nämlich jenes, daß es in einem weltweiten Verbot der Todesstrafe um das Verhindern einer in der Praxis tatsächlich (und gar nicht selten, ja zumeist sogar) mißbräuchlich verwendeten Todesstrafe geht. Weil die Todesstrafe natürlich, das muß man zugeben, weit häufiger zur Beseitigung unliebsamer Opposition eingesetzt wird denn als gerechtfertigtes, ja notwendiges (!) Mittel eines Staates, der das Wesen der Strafe einerseits, ihre Funktion im Leben eines Volkes (und Staates) anderseits erfüllen würde. 

Denn das Mittel wird auch in diesem Fall nicht durch den Zweck geheiligt. Und man kann kein Gut (in diesem Fall: Abstellen der Mißbräuche) bewirken, wenn man in sich falsche Mittel (generelles Verbot der Todesstrafe) einsetzt. 

Wobei der Papst bereits hinlänglich gezeigt hat, daß er dieses "in sich" nicht versteht, ja glatt ablehnt, wenn seinen Absichten etwas im Weg steht. Denn er weiß es schon, wenn es ihm paßt. Wenn er etwa sagt, daß die Todesstrafe "in jedem Fall" abzulehnen sei. Da gibt es also doch ein "in sich" Schlechtes? 

Was, um es mit den Worten von Sepp Breitschniedling zu sagen, "einmal schon gar nicht geht."  

Wenn es aber darum geht, ein Unrecht zu verhindern (in einer mißbräuchlich verwendeten Todesstrafe) gilt sinngemäß dasselbe Argument wie oben: Das der Sühne. Denn in der Sühne hat auch das Unrecht seinen Sinn! Für die Menschheit zum einen (in der stellvertretenden Sühne, die dem gesamten Menschheitskörper sozusagen zugute kommt), für das Individuum, das in der Seele fortbesteht und beim Endgericht wieder zum ganzen Menschen (= Seele UND - neu geschaffener - Leib) wird. Und der Sinn ist jene Dimension, um die es im Leben überhaupt geht! Denn nur im Sinn existiert die Übereinstimmung mit dem logos, dem Sinn, dem "auf-zu" der Schöpfung.

Um nicht zuletzt auf den bei Franziskus ebenfalls oft genug geschundenen Begriff der "Würde" des Menschen einzugehen. Denn es ENTSPRICHT GENAU der Würde des Menschen, ihn ernst zu nehmen, auch in seiner Tat gegen eine Gemeinschaft, und ihn damit der Sühne für fähig und damit für adäquat zur Tat straffähig - auch in der Todesstrafe - zu sehen. 

Die Ablehnung der Todesstrafe (als gerechtes Strafmittel einer Gemeinschaft) hat also keine sachliche Begründung. Sie gründet vielmehr in jener (jawohl, wir nennen es beim Namen: in der Widerlichen!) Sentimentalität, in der subjektives und völlig relatives, wesentlich irrationales "Fühlen" zum Maßstab der Ethik gemacht wird. Das fällt ebenfalls aber unter die Kategorie Sepp Breitschniedling. 

Es wird Zeit endlich mit dem substanzlosen Hollywood-Blödsinn aufzuhören, daß sentimentale Menschen auch gute Menschen seien. Sie sind nachgerade das Gegenteil.

**Was notwendig ist, will man der Schizoidität nicht zum Opfer fallen, will man sich also nicht "gaslighten" lassen. Weil der Schizoide ständig über die Wahrheit der Gestalt, des sinnlich Erfaßbaren an der Welt, hinwegzutäuschen versucht. Der Schizoide (Vorsicht, Schizophrenie ist nicht Schizoidität! Sondern noch einmal etwas anderes, wenn auch wesensverwandt) macht einem also "ein X für ein U vor", salopp formuliert, er "erklärt ein Gesehenes zu einem anderen", und kann und tut dies kraft seiner Autorität (der spezifischen durch eine formale hierarchische Linie, sowie der allgemeinen, die dem Gebot der Herzensöffnung entspringt und damit dem Begegnenden "Autorität" quasi "schenkt").

Dieser Autoritätsbezug ist das Besondere an der Schizoidität. Womit diese seinem Gegenüber die allererste anthropologische Anbindung an die Wahrheit selbst - die Sinne - aus der Hand zu schlagen versucht, um sie für die eigene Deutung (die eine Lüge ist) aufzusprengen.

***Auch die schöne Tradition, daß als Urheber eines Werkes nicht der gilt, der etwas ausführt, sondern der, der es in Auftrag gibt - sodaß also Papst Franziskus Fratelli tutti GESCHRIEBEN hat, auch wenn er selber vermutlich die Tastatur einer Schreibmaschine nicht einmal angerührt haben wird - hat hier einmal eine tiefere Aussage. 

Die wir uns vor Augen führen wollen indem wir zum einen beachten, daß es immer "der Geist" ist, der etwas bewegt, daß das Wirkliche also immer das Unsichtbare, das Geistige ist, und zum anderen sehen, daß dieses Wissen, das die Grammatik einer Haltung war (so wie immer das wirklich Gewußte die Grammatik von Haltungen ist), unserer Kultur noch bis ins 12. Jahrhundert immanent war. 

Erst im 13. Jahrhundert begann sich der Ausführende aus dem Insgesamt herauszulösen, was wir als eines der ersten und ernstzunehmenden Symptome des Zerfalls des Abendlandes begreifen können. Erst DAMIT, erst indem der Mensch sein Wirken seinem "Können", also einer immer mehr für sich stehenden und zu behandelnden Funktionalität zuschreibt, löst sich eine Gemeinschaft auf. Weil sie ihren Gehorsam verliert, und der Einzelne mehr und mehr autonom wird. Was sich dann in der Geschichte auch genauso zeigt. 

Und sei es, daß der solcherart "autonom gewordene Mensch" auch jeden Schutz der Gemeinschaft verliert (Gemeinschaft wird dann durch Gesellschaft und vor allem "Staat" und "'Verrechtung/Recht" ersetzt) und somit unsere Gesellschaften zu leichten Opfern von Interessen werden konnten, die nicht dem Gemeinwohl, sondern der Partikularität entsprungen sind bzw. dienen.   


*071020*
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