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Donnerstag, 8. Oktober 2020

Die Neurose "Neuzeit" abzuwerfen als Rückkehr (1)

Anders als die bisherigen Filme jener Trilogie, die der niederländische Filmemacher Marijn Poels schaffen wollte, ist "Return to Eden" von Anfang an frei auf Youtube zu empfangen. Poels, der vor diesen Filmen als "Linker" galt, hat damit bewiesen, daß sein Linkssein aus jener Heimatstube kam, in der es mangels Alternativen scheinbar nicht anderes gibt als Sozialismus und Marxismus, auch wenn dieser oft sehr sehr gut versteckt ist.

Und wieder einmal muß man hier die Katholische Kirche in die unerfüllte Pflicht nehmen, denn sie HÄTTE EINZIG die Alternative, und wir werden sie in einiger kurzer Zeit auch in einer Fülle ALS ALTERNATIVKONZEPT DES WIRTSCHAFTENS UND LEBENS vorstellen, die vermutlich manchen Leser aus den Latschen kippen lassen wird. Aber dazu wie gesagt demnächst in diesem Theater. Vorerst zurück zu Poels' Film.

Wenn Poels (der deutsche Wurzeln hat, und mit einer Sächsin verheiratet ist) sympathisch wirkt, hat das aber darin seinen Grund: Er versucht die Wahrheit zu finden, und investiert darein viel Herzblut. Was immer heißt: Mit gewisser Naivität. Umso überraschter war er, als er nach Erscheinen seines Filmes "The Uncertainty has settled" im Jahre 2017 (wir haben darüber hier ausführlich gehandelt) in einem Maß angefeindet und angehaßt wurde, das ihn völlig überrascht hat. Denn er hat doch nichts anderes versucht als die Sache so darzustellen, wie sie sich eben darstellte! 

Aber das Böse hat eben einen wirklichen Feind, und der ist die Vernunft. Und davor hat es sogar Angst, wirkliche Angst. Denn es geht um die Existenz des Irrtums, der als Existenzstütze inmitten des Nichts des Nicht-Seins nichts so sehr braucht als die Herrschaft über die Sprache. 

Mit einem Mal hat Marijn Poels feststellen müssen, daß große Teile derjenigen Teile der Völker, die "die Öffentlichkeit" dominieren, also "darstellen", an Richtigkeit und Faktentreue gar nicht interessiert waren. Ja, daß diese die Fakten und Tatsachen sogar als Bedrohung wahrnahmen, sodaß es in den Reaktionen oft nur noch darum ging, Gegenstimmen, also nicht Zustimmendes, einfach Kritisches, einfach Faktentreues zu unterdrücken. So entstand die Idee zu einer Trilogie, der mit "Paradogma" (der Titel erzählt eigentlich schon den Inhalt) der zweite Teil folgte. 

Der aber leider insofern die Erwartungen des VDZ erfüllte (deshalb hat er ihn hier nicht wirklich besprochen, zu sympathisch war dem VdZ der Filmemacher, er gibt es zu, er ist somit bestechlich, jawohl, er ist also schwach, möge Gott ihn nie wirklich prüfen), als er die philosophischen Mängel aufdeckte, die dem Niederländer nicht bewußt waren, und in denen sich Poels somit eindeutig zu weit vorgewagt hat. "Paradogma" war also schwach. 

Dennoch führte die Arbeit Poels zu einer nächsten und richtigen Fragestellung, nämlich zu der nach dem Paradies. Der Filmemacher beweist damit einmal mehr, daß sich die Wahrheit an der Hand der Dinge erwandert. 

Es ist somit das Material - ja, weiten wir das aus, die materia, die mater, die ... (der Leser möge selbst ergänzen) ... die Frau (Gottverdamminomoi) - das abzuschreiten ist, dem treu zu bleiben ist. Und an dem sich aus dem Tun nach und nach auch die Wahrheit entwickelt. Kein Gott Vater ohne Inkarnation, im Geist, kein Mann ohne die Melodie der Frau, keine Wahrheit ohne Grammatik der Grundlage der Welt, die er aus dieser Grammatik heraus zur Gestalt führen muß. 

Der Künstler (als Prototyp, als Archetyp des Menschlichen überhaupt) ist somit der an das Materiale Gebundene, der Treue, der in dieser Treue erst zur Wahrheit kommt, die ihn so bestimmt, daß er aus der irdischen Weltgesellschaft nahezu ausscheidet (mehr wollen wir zu dem Thema hier nicht weiter ausführen, es ist genug gesagt, und muß doch immer wieder angerissen werden).

Wenn Poels also an seinem Material wächst und sich entwickelt, so zeigt er sich als Künstler. Das sollte dem Leser (und Schauer) doch klar bleiben. Denn es zeigt sich an diesem dritten Teil dieser Filmtrilogie wieder eindeutiger als im zweiten Teil. Dem Gnade zugemessen wird, der Macher war einfach zu deutlich von den Wirkungen des ersten Teiles - also von der Welthaftigkeit selbst - irritiert.

In "Return to Eden" (der Film ist zu großen Teilen in deutscher Sprache, ansonsten gibt es bei Youtube nützliche Untertitel- und Übersetzungsfunktionen) beginnt Poels mit einer realisierten Utopie des landwirtschaftlichen Behabens, der Permakultur. Die als Weg aufscheint, wie ohne technisch-ausbeuterische Absicht (also der Todsünde der Gier unterliegende, an sich protestantische, weil gegen das Wesen der Schöpfung, gegen deren Grammatik protestierende Haltung, die der Welt "einen Würfel schlagen" will, wie es der VdZ stets ausdrückte.

Wo also Eigenwillen in einem Mißverständnis von Freiheit - als Willkür - über den Willen des Seins gestellt wird. Aber es scheint auch anders zu gehen. So nämlich, daß der Natur die Grundlage des Lebens, Nahrung in jeder Form, so entrungen werden kann, daß sie wie ein paradiesisches, leichtes, anstrengungsloses "Herunterfallen des Notwendigen" ("Seht die Lilien des Feldes, sie säen nicht, sie ernten nicht ..." vgl. Neues Testament) wirken könnte. 

Bedeutet also "nach dem Willen Gottes - des Seins - zu leben" auch automatisch, im "Paradies" zu leben? Ja und nein. Ohne Zweifel bedeutet das Leben "im Reich Gottes" (also nicht nur seinem Willen gemäß, sondern als Getaufter, in der Fülle der Sakramentalität, das darf hier nicht vergessen werden, auch wenn Poels das nicht zu wissen scheint) ein "so leben als". 

Womit diese gefallene Welt, diese Welt der Ausbeutung, der technizistisch-mathematischen, rationalistischen Auspressung der Schöpfung im Namen verdinglichter, aus Angst (die mit Fürsorge allzu leicht verwechselt wird) angewandter Weltvergewaltigung, zu einem Kreuz wird. Womit das Leben des Getauften (und wie erst des Ungetauften!) zu einem "vallis lacrimosa" wird, und zwar immer, und zwar ausnahmslos - weil es um das Aushalten geht, um das Durchstehen, um das Erdulden und um das Leiden. 
Als einzigem Weg, diese gefallene Welt auf jene Welt hin zu überwinden, die als "neue Schöpfung" verheißen ist. Und auf mehr läßt sich auch die Hoffnung auf eine "bessere Welt" nicht aufbauen: Sie ist ein Kommendes, und nicht ein gegenwärtig Herstellbares!

Aber das ist dem, der nicht glaubt, der um den Glauben vor allem nicht weiß, nicht begreifbar. Und es ist auch Poels nicht begreifbar, leider. Somit weckt Poels zwar manche Sehnsucht, und darin tut er Gutes, womit er anderseits erfüllt, was Kunst überhaupt nur kann - die Rampe hin zur Übernatur bilden, nicht diese selbst aber sein, dazu bräuchte und braucht es die Sakramentalität, in der Form des einzigen Kunstwerkes, das diese Utopie wirklich werden läßt - DIE SAKRAMENTE, die LITURGIE der Kirche. 

Wer jedoch weiß das noch? Und muß man nicht Poels gegenüber jene Nachsicht walten lassen, die jedem gebührt, der "guten Willens", aber ohne Versorgung mit dem Nötigsten, ohne Kirche in einer bereits toten, aufgelösten Kultur (des Todes") aufwachsen und leben mußte?
 
 
Morgen Teil 2) Der Mensch muß utopisch sein (Ortega y Gasset)
Aber seine Utopie ist die Rückkehr zum logos.


*280920*