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Donnerstag, 15. Oktober 2020

Filmempfehlung (2)

Teil 2) 


Alles im Film "Angel Heart" ist logisch, wenn man auch - wie für Logik überhaupt - Geduld braucht. Denn die wahre Frucht der Kunst ist immer eine Frage des richtigen Endes. Erst dann, wenn das bislang Unsichtbare, das Geheimnis, seine Masken ablegt. Das alles trug, und im Handlungsgeschehen eingebettet war bzw. umgekehrt alles einbettete. 

Die Handlung selbst ist dann nur Seziermesser, das das Skelett freilegt, das dem Auge nicht sichtbar ist. An dem alles hängt, das vor allem aber alle Einzelteile an ihren Platz, ihren Ort weist und dort hält. Kunst ist also Offenbarung, Freilegung. Weil alles letztlich Geheimnis ist, das erst im Letzten offenbar wird - und das nennt man ja "apokalyptisch": Die Offenbarung. Sie kommt am Schluß. 

Das Geschehen ist die Geschichte des Vorher, der Weg zum Ende. Wo man wie in Nebel und Nacht mehr tastend als wissend wandeln mußte. Und nur den Glauben an das von Gott selbst Geoffenbarte hat, das angeblich am Ende als Belohnung wartet. 

Alles andere als dieser treue Glaube sind Wege der Ausflüchte, Abschneider, vermeintlich kürzere, direktere Wege, und sie alle sind Ergebnis mangelnder Geduld. Und das wiederum ist eine Folge mangelnder Fähigkeit zur Spannung, was man gemeiniglich sogar deutlich benennt: "Laster".

Somit wird in "Angel Heart" die wahre Gestalt der Welt, die Symbolik, denn letztlich ist alles Dinghafte Symbol, erkennbar. Über das die Welt des Geistes aber zu uns spricht bzw. in der diese spricht. Das Geheimnis, der Geist kommt als Bild, als Gestalt zur bzw. in diese Welt, und das ist als solches dann Welt

Hier in einer filmischen Sprache. Wo sich Gemälde an Gemälde reiht, die in dieser Reihe, die man "Handlung" nennt, großartig kräftig bleiben, ohne je plump zu werden. 

Geheimnis um Geheimnis türmt sich also während der knapp zwei Stunden beim Zuseher auf. Er darf aber nicht säumen, die Bilder, die Spannungen wie einen Dottersack von Minute zu Minute mitzunehmen. Er darf nie ungeduldig werden. Dafür wird er zum Schluß belohnt, denn dann darf er die Nahrung aufzehren. Wenn alles klar wird! Und das ist letztlich wieder ein Geheimnis, so wie die Quelle der Welt eines ist, aber man sieht, daß alles logisch war. 

Denn wenn die Bilder - jedes für sich - wahr sind, treibt sich ein Geschehen als Geschichte dennoch zu einem logischen Ende. Als Fabel, die immer erst am Schluß wirklich vor Augen steht Die im Erlebten, Durchlebten in einem selbst Gestalt annimmt, was man dann Erkenntnis nennt. 
Und die hier heißt: Wer mit dem Teufel einen Handel abschließt und dann doch meint, ihm zu entkommen, weil er glaubt, diesen übers Ohr hauen zu können, hat sich geschnitten. Er entkommt ihm nicht, wenn er nicht die Hilfe der Gnade in Anspruch nimmt. 

Aber das verweigert unser Proponent konsequent. Warum? Wohl aus demselben Grund, warum jeder die Gnade verweigert, wenn er es denn tut: Er läßt sich von der Welthaftigkeit binden. 

Die in jenem Akt ihre Daseinsqualität erlangt, worauf der Blick in der Haltung gerichtet wird: Nach oben oder nach unten. Das erst kann man dann "irdisch" nennen statt "himmlisch", denn so einfach läßt sich Welt und Himmel ja gar nicht trennen. 

Was etwas ist, ist es aber nur aus dem, woraufhin es sich transzendiert! Alles Seiende ist ein Akt des Hinstreckens, der Gerichtetheit, ist eine Bewegung auf ein Ziel - den logos - zu. Nichts, das ist, ist starr und unbeweglich, außer es ist bereits tot und im Zerfall.

Letztendlich hängt deshalb sogar der Teufel am Sein, also an Gott, er blickt nur von diesem weg, ins Nichts sohin. Dieser Blick ist dann auch die Kraft, die ein Daseiendes bestimmt, und alles an ihm und alles, was er tut, hierhin oder dorthin ausrichtet und zieht. Ein Dazwischen der Blickrichtung gibt es nicht.

Die Welthaftigkeit als Orientierung ist aber auch die Unterordnung unter jene Kraft, die nicht zuletzt in der Sexualität das Seelenheil entscheidet. Wo sie, entfesselt und als Kraft für sich genommen, sich letztlich sogar jeder Persönlichkeit entschlägt (Amnesie! Dementia!).

Und dann selbst strengste Tabus brechen kann, ohne es zu "wissen", weil ohne Fähigkeit zum Urteil. Der Wille wird inhaltslos und zufällig. Auch Angel Heart findet den scheinbaren und gesuchten Gipfelpunkt der weltlichen Ekstase zwar in einer jungen Frau ... aber er weiß (in der Erinnerungslosigkeit, also in der Gestaltlosigkeit, zu der die Welt degeneriert) nicht, daß es seine eigene Tochter ist.

Was immer Angel Heart also tut und tat, um sich die Erinnerung zu verwehren, um damit dem Teufel zu entkommen - mit jeder weiteren Verstrickung (Achtung, Spoiler: Verstrickung, weil er alles zu töten und auszulöschen versucht, das diese Erinnerung auslösen könnte) kommt er dem Punkt näher, an dem er sich schließlich doch erinnert. Dann kann (weil muß) er dem Teufel gegenüber seinen Vertrag erfüllen.

Hier aber nun der Trailer.