Dieses Blog durchsuchen

Freitag, 9. Oktober 2020

Die Neurose "Neuzeit" abzuwerfen als Rückkehr (2)

Teil 2) Der Mensch muß utopisch sein (Ortega y Gasset)
Aber seine Utopie ist die Rückkehr zum logos.


Das aber überschattet und schwächt den ganzen, so gut gemeinten Film "Return to Eden", den der Filmemacher Marijn Poels am 17. September 2020 der Weltöffentlichkeit vorstellte, und der (vielleicht auch "wegen" Corona) bereits von Anbeginn an auf Youtube zur kostenfreien Verfügung steht. 

Denn es ist ein Kampf gegen das Böse, die Sünde, um den es Poels und um den es ja in Wahrheit bei allen diesen Fragen geht. Mit der Moral als praktisch-reale Ethik ist immer und natürlich auch heute DAS treibende Element hinter und in jeder Form des Wirtschaftens als Form des Lebens- und Überlebens. 

Aber diese Welt des Gefallenen, dieses "vallis lacrimosa", ist nicht auf einem Weg überwindbar, in dem durch technische Einsicht, durch praktisches Verhalten, das noch dazu in irdischen Kategorien "beweisbar" ist und somit als Überzeugungselement die Kraft hat, die Welt "zu verändern", auf daß es nur noch darum gehe, mit den Menschen "zu reden" (also ... um Medien-, um Pressefreiheit), ist es nicht genau und nur das? 
Willkür, Subjektivität, menschlicher Wille als DAS weltschaffende, weltrettende Element, sodaß also alles nichts ist als der nächste Anlauf der ... Aufklärungsideologie des 18. Jahrhunderts?!? Rousseau! Rousseau! Als der Prototyp des heutigen Menschen! Herrschaften, das ist es, darum geht es doch? Auch bei Poels. Leider.

Und doch, und doch geht es bei diesem Impuls des "returning home", des "Heimkommens", um einen grundchristlichen Impuls. Denn es geht in der Hinwendung zu Jesus Christus um ein Zurückkommen zum Neuen Adam, zum Anbeginn selbst, zum neuen Paradies. Dieses Zurückkommen ist sogar das, was E. Michael Jones als "Logos rising" ahnt, weil es generell als Rückwendung zum logos selbst zu sehen ist. Als neuerliche Hinwendung zur gottgegebenen wie damit gottgewollten Grammatik der Schöpfung selbst. 

Worin sich das Wesen aller Dinge in der Ideenhaftigkeit in Gott begründet wie daraus lebt und existiert. Und zwar NUR daraus. Wenn es davon abweicht, geht es zugrunde. So schaut es aus! Deshalb ist jedes Weiterschreiten ein Zurückwenden an den Beginn, den Ursprung, die Quelle - ein "Return to Eden". Denn das Unnatürliche als das von Gott Abgewandte ist das, was einer toten und dem Tode zuweisenden Kultur wie der unsrigen (+S. PP Johannes Paul II. sprach deshalb von einer "Kultur des Todes") als NORMAL empfunden und gesehen wird, ist nicht mehr als es ist: Eine wahre und wahrhaftig empfundene Aussage.

Das ist aber auch das Verführerische an Rousseau, das ist aber zugleich das große Mißverständnis, das sich damit verbindet, weil diese Sichtweise Rousseaus ("Zurück zur Natur", zurück zu einem IDEALEN URZUSTAND) das Wesen des Menschen ALS KULTURWESEN mangels Kenntnis des Wesens Gottes völlig (und zwar wirklich: VÖLLIG) verkennt. (Wir haben darüber bereits gehandelt.) 

Ein Idealzustand ist nur dann ablesbar und erkennbar, wenn das Wesen des Menschen und der Schöpfung erkannt wurde! Nur dann können wir erkennen, wovon alles ausging, und wohin es strebt und worum es kämpft. Worum also der Lebenskampf des Geschöpflichen bzw. des Lebens überhaupt geht. Und WARUM das Lebende kämpft, das sich im Kampf gegen die Nichtung in Form des Todes wehrt, indem es aus aller Aussichtslosigkeit immer noch nach Wegen sucht, um zu überleben. 

Und das ist nur einer der Punkte, worin wir die Schöpfung allzu leicht unterschätzen, und uns so leicht - aus Unkenntnis des wirklich Wirklichen, des Wesens aller Dinge! - in Katastrophenpanik treiben lassen, die nicht in der Wirklichkeit gründet.

Daraus, aus Unkenntnis der tiefsten Zusammenhänge aber - so viel davon auch geschwätzt wird - stammt der immer wieder auftauchende Impuls (und vielleicht ist es sogar das Grundmotiv für Poels, diesen Film zu machen), zu "mobilisieren", die "Menschen zu bewegen", "etwas zu tun", sich "zu erheben," sich "zu wehren." Was konkret heißt, sich gegen diese Kultur zu wenden. 

Und gar nicht, gar nicht! gegen die ZIVILISATION, weil letztlich alles Vorgestellte wieder in demselben Denken gründet, das die vermeinte Zerstörung bewirkt hat: Dem Technizismus. Oder, in dessen pseudo-geistiger, oft gut verhüllter Gestalt, der Gestalt der Magie. Nur, eben WEIL diese Zivilisation GEGEN DIE KULTUR abgebogen ist, haben wir, was wir schmerzhaft sehen, haben wir dieses Ausmaß an Zerstörung DES LEBENDIGEN. Nur KULTUR kann uns "retten", und zwar ins Ewige hinein, darum geht es nämlich. 

Und Kultur gründet im Kult, und damit in der Verehrung Gottes als Urgrund in Ursprung wie Erhalt von allem. Schon wer von Evolution daherschwafelt ist deshalb mehr als nur ein "Andersdenkender", er ist ein Priester des Todes. Denn alles wird aus dem Geist bewegt, aus dem Wort. Auch das Böse, auch der Irrtum, auch die Weltzerstörung. 

Die direkte Folge einer Vorstellung von Welt ist, die NICHT aus dem Geist, und die nicht innerhalb des logos entstanden ist und besteht (besteht!), sondern die (da mögen sich diese Leute winden und wenden, wohin sie mögen, es ist so) immanent materialistisch und mechanistisch ist. Die sich also nicht Gott, dem Sein selbst, VERDANKT. Der jedes Haar am Kopf, jedes Blatt, das zu Boden fällt, gezählt hat.

Deshalb kann eine Welt nur "funktionieren", also "gut sein", die diesem Gott huldigt. Die weiß und glaubt, daß alles aus seiner Hand stammt. Das erst ergibt jene Haltung, aus der heraus überhaupt Schöpferisches, Gutes, in die Welt eindringen kann. Weil jeder Mensch somit zur Pforte des Übernatürlichen, des Ewigen wird. Und Bestand kann es nur aus der Rückbindung ("religio") an das Ewige, an das Unvergängliche, an das Geistige selbst geben.
 
 
Morgen Teil 3)


*280920*