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Mittwoch, 28. Oktober 2020

Um das Absehbare zu verhindern (1)

Wenn General George S. Patton sehr ernsthaft darüber nachdachte, noch im Jahr 1945 die Sowjetunion anzugreifen, so hatte das zum einen natürlich den ideologischen Grund. Patton sah kommen, daß der Kommunismus nach Europa und nach der Welt greifen würde, und zwar genau dadurch, daß man ihn "wie Seinesgleichen" behandelte. 

Jeder Dialog war falsch. Er öffnete nur der Ideologie Tür und Tor und schwächte die eigene Position. Denn die Sowjets nützten lediglich die ehrliche Offenheit, mit der man ihm entgegen kam, um für sich selbst Vorteile zu erlangen, die sie später gegen die freie Welt einsetzen würden. Man dürfe Kommunisten deshalb niemals trauen!

Und so war es ja dann auch, wie die Geschichte zeigt. Politische Macht entsteht aus militärischer Macht, und genau das war das Konzept Stalins, das zu verfolgen er nie aufgehört hatte. 

Patton sah mit jedem Kontakt mit der Roten Armee mehr, das ihn in seiner Ablehnung der Sowjets bestärkte. Er bemerkte in zahlreichen Notizen, wie wenig Disziplin in den Reihen der sowjetischen Offiziere vorhanden war. Viele wirkten auf ihn wie erst kürzlich zivilisierte mongolische Banditen. Sie waren grausam und unbeherrscht. Was immer er sah stärkte sein Urteil, daß man den Russen nicht trauen konnte. 

Aber es gab für den amerikanischen Fünf Sterne-General einen ganz klaren Grund, warum die Alliierten gleich im Anschluß an die Niederwerfung Deutschlands handeln sollten. Wenn klar war, wo es politisch mit den Kommunisten hinführen würde, warum also zögern? Aus militärischen Gründen war die Gelegenheit nicht nur nie günstiger, sondern würde niemals wiederkommen. 

Denn die Sowjets hatten eine eklatante Schwäche, die der erfahrene Militär Patton - er war Sproß einer Familie mit jahrhundertelanger Offizierstradition - sah. Sie hatten keine funktionierenden Nachschublinien mehr, und zwar ganz besonders was Lebensmittel anbelangte. 
Die Rote Armee lebte "vom Land", war aber nun mit der Tatsache konfrontiert, daß nicht nur das eroberte Deutschland völlig verwüstet und zerstört war, sondern auch die dreitausend Kilometer Land bis Moskau! 
Im jetzigen Zustand (Mai 1945) mangelte es der Roten Armee an allem. Sie hatten zu wenige Panzer, Artillerie und Treibstoff. Außerdem waren sie nicht fähig, die Taktik der kombinierten Waffengattungen umzusetzen, die aber schon längst die Schlachtfelder beherrschte. 
Vor allem aber würden die Sowjets nach allerhöchstens fünf Tagen keine Lebensmittel mehr für ihre Soldaten haben. Gebt mir die Vollmachten, meinte Patton schon im Mai 1945, und ich lege Euch binnen weniger Wochen Moskau zu Füßen.

Ein Krieg mit den Kommunisten war ohnehin unausbleiblich, Patton war überzeugt davon. Deshalb dürfte man den Sowjets nicht Zeit lassen, ihre Verbindungslinien aufzubauen. So züchtete man sich selber einen Gegner, der bald enorme Stärke und beste strategische Positionen in Europa hatte. Ein Krieg würde dann viel mehr Blut kosten. Ein Blutzoll, den die USA nur wenige Jahre später in Korea und Vietnam auch tatsächlich bezahlen würden. Und der noch mehr als Mittel der Erpressung die Position im bald folgenden Kalten Krieg erheblich schwächen würde.

Ab nun aber, schrieb Patton nach dem Ende der Kampfhandlungen gegen Deutschland an seine Frau, werden die Sowjets mit jedem Tag stärker, und wir schwächer. 

Warum war ein Krieg nur eine Frage der Zeit? Weil der Kommunismus nach dem Rest Europas (ja nach der Welt) greifen würde. Er ist aus seinem Wesen heraus auf Weltherrschaft ausgerichtet, und wird niemals ruhen, bis er dieses Ziel erreicht hat.

Kommunismus und Freiheit sind unvereinbar. Es kann deshalb niemals Co-Existenz, sondern nur ein "die oder wir!" geben.

Unentwegt warnte Patton davor, die alliierten Truppen so rasch aus Europa abzuziehen. Vielmehr sollte man sich bemühen, Deutschlands Infrastruktur schleunigst wieder intakt zu kriegen. Er selbst tat in seinem Verwaltungsbereich als Gouverneur Bayerns deshalb alles, dieses Ziel unter Nutzung der vorhandenen Verwaltungsstrukturen so rasch wie möglich zu erreichen. Von Entnazifizierung hielt er ohnehin nichts. Denn in seinen Augen war die NSDAP ideologisch nur wenig von den amerikanischen Parteien unterschieden.

In seinen Tagebüchern (die aber leider in "War as I knew it" nur auszugsweise veröffentlicht wurden) schreibt er, daß er angesichts von sehr ernsthaft überlegten Plänen wie dem des Mitglieds des Kabinetts von Roosevelt, Samuel Morgenthau, Deutschland für immer als Industrienation auszulöschen und zu einem reinen Bauernland zu machen (samt einer Dezimierung der Bevölkerung auf die Hälfte), nicht einverstanden sei. 

Er weigerte sich, deutsche Industrieanlagen zu sprengen, womit man fallweise bereits begonnen hatte, und lehnte die üblich gewordene Vorgangsweise ab, Deutsche in die Siegerländer zu deportieren, um dort als Wiedergutmachung Sklavenarbeit zu leisten.

Seiner Ansicht nach dürfe man nicht zulassen, daß die Juden nun Rache am deutschen Volk üben wollten. Das zeigte in seinen Augen aber die wahre Natur jener Menschen, für die Amerika in den Krieg gezogen war. Seiner Meinung nach war auch die häufig geübte Praxis abzulehnen, Deutschen, die individuell keine Schuld hatten aber nun für rechtlos erklärt wurden, Häuser und Wohnungen zu nehmen, um sie Juden oder den vielen displaced persons vor allem aus dem Osten Europas, die sich nun in Deutschland aufhielten, zu geben. Das war für ihn purer Rassismus.

Patton drängte sogar darauf, die deutsche Wehrmacht aufzurüsten, um mit ihr gemeinsam den Schlag nach Osten durchzuführen. Auch jede Andersbehandlung von SS-Angehörigen lehnte er strikt ab. Er sah keinen Unterschied zu den amerikanischen Demokraten.* 
Am Anfang des Krieges waren die SS-Soldaten zwar noch ideologische und oft verbrecherische Elite. Das hatte sich aber im Laufe des Krieges seiner Erfahrung nach völlig geändert. Weil die erste Riege längst gefallen war.**

 

Morgen Teil 2) 


*(Die damals, übrigens, tatsächlich die Partei des Großkapitals und des Rassismus war; Anm.)

**Was gewiß zutraf. Zahlreiche Zeitzeugen und Unterlagen belegen, daß die ersten SS-Soldaten-Verbände nicht nur schlecht ausgebildet waren, sondern durch ihren Fanatismus, mit dem sie kämpften, extrem hohe Verluste hatten.



*121020*