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Sonntag, 1. August 2021

Süßlikör zur Nachmittagstorte

Das Wesen der Dinge - Wobei die heikle Frage erst einmal zu beantworten wäre, ob eine Gebets- und Opferform die noch dazu einmal verbindlich installiert worden war - die "Alte Messe" geht nicht nur oder gar nicht erst auf das Konzil von Trient bzw. Pius V. zurück, sondern sie ist die in dieser Form am längsten erhaltene, durchgängig also aus der Tradition stammende, also von jeweiligen historisch-zeitgeistigen Strömungen weitgehend freie Liturgie des Opfers - überhaupt VERBOTEN werden kann. Eine Messe, eine Liturgie, die noch dazu zahllose Heilige hervorgebracht hat. Weil das dem jedem kirchenrechtlichen Befugnis vorausgehenden göttlichen Recht (wie bei der Ehe) widersprechen würde.
 
QR Mosebach auf CNA
In einem inneren, geistigen Sinn sicher nicht. Denn die Sakramentenliturgie kann man nicht erfinden, das theologisch begründete Sakrament und seine Liturgie sind untrennbar, eines bedingt das andere. Da gibt es nichts zu erfinden, und da gibt es nichts zu verbieten. Martin Mosebach weist in einem ironischen Kommentar auf CNA darauf hin, daß das Motu proprio von em. P. Benedict XVI. deshalb gar kein Disziplinarschreiben war wie "Traditionis Custodes", sondern vielmehr ein theologisches. Das hat P. Franziskus wohl verkannt, denn dagegen kann man nicht einfach mit einem Rülpser zum Frühstück vorgehen, da muß man auch theologisch argumentieren. Denn P. Benedict wies darauf hin, daß etwas ganz anderes vorliegt: Dieser "Alte Ritus" unterliegt durch die ungebrochene Tradition göttlichem Recht, und seine Ausübung KANN (im theologischen Sinn) GAR NICHT VERBOTEN werden. Darauf aber, so Mosebach, geht P. Franziskus gar nicht ein, das ignoriert er, und verlagert sich rein auf die Disziplin.

Wenn, dann kann er auch nur in diesem Sinn "dagegen" vorgehen (und nur darum geht es auch, P. Franziskus tut es in einer fast fanatischen, damit angstvollen Weise), im Sinn notwendiger Disziplin. Ausrotten kann er den Ritus damit also nicht, aber hier gibt es doch (allerdings nur konkret gemachte) Einschränkungsmöglichkeiten. Sprich: Die Ausübung kann nicht verboten werden. Wohl aber die Abhaltung im Einzelfall. Hier nicht, dort nicht, dann nicht. Das hat deshalb seine Bedeutung, weil Gnadenleben (was im übrigen auch das schlagendste Argument gegenüber der Wahrung der Tradition ist) zuerst den Gehorsam verlangt (der immer ein Einzelfall ist), und Gehorsam (auch allgemein gesehen) dem bloß Richtigen vorausgeht. Man lese die wunderbaren Elogen des Hl. Bernhard von Clairvaux dazu.
In einem streng theologischen Sinn ist der Novus Ordo auch nicht häretisch, ungültig (Sakramentensimulation) oder gar blasphemisch. Das wird zwar manchmal behauptet, aber es stimmt nicht. Nicht generell. In gewisser realistisch-praktischer Wirkung freilich kann man darüber (von Fall zu Fall, s. o.) durchaus streiten.

Daß der Novus Ordo die Glaubenswahrheiten nicht an die Meßteilnehmer weitergibt, ist nämlich ein sehr bedenklich machendes, aber evidentes Indiz dafür. Irgendetwas scheint da mit der Gestalt nicht zu stimmen, irgendetwas Wesentliches transportiert (also: enthält) sie nicht.
Aber da redet sich die Kirche halt gerne auf "den Zeitgeist" hinaus. Statt im Großen wenigstens Katechon - "Aufhalter" - im Kleinen, Einzelnen dennoch in ihren Sakramenten (deren Realisierungsort und -form die Liturgie ist) heiligmachend zu sein. Und hier hinterläßt der Novus Ordo ein brennendes Bedürfen, eine große Sehnsucht nach Fest, Form und Gestalt. 
Ist nicht das auch der Sinn von Christi Himmelfahrt? Vielleicht ist also GENAU das Gottes Schalk, der immer auf krummen Zeilen gerade schreibt, der auch das Schlechte noch zwingt, dem Guten zu dienen. Ob das bei der "Alten Messe" auch immer so ist, wagt der VdZ zu bezweifeln, sieht er sich manchmal deren strenge Verfechter an. Deren Aufgabe - und das sollte man außerdem nicht vergessen! es sagt doch vieles schon aus!? - es ganz gewiß nicht ist, über die dargebotene Liturgie zu urteilen. Die Darreichung der Gnade braucht eben das brennende, aber vor allem demütige Verlangen, das Bitten und Bangen in der Insecuritas der ungeschuldeten Herabsenkung Gottes.
Sollte nicht Gott also vor allem dort gepriesen werden, wo das Verlangen nach ihm brennt? Ist das nicht sogar der eigentlichste Zugang zur Frage um die Theodizee? Ist das nicht überhaupt die Art und Weise des Wirkens des Heiligen Geistes? Und ist sie das nicht ganz besonders in diesen Zeiten, wo uns alles, wirklich alles wegbricht, was an der Erde noch "heil" war?
Daß der totale Niedergang der Menschheit letztendlich von nichts und niemandem aufzuhalten ist, auch von keiner noch so schönen Liturgie, das ist so gewiß wie das Amen in der Kirche. Denn der Herr dieser Welt ist Satan.

Kirche aber, als dessen Gegenreich, als der eigentliche Rahmen aller Schöpfung, alles Seienden, als geistige Gestalt der Societas Perfectas, der vollkommenen Welt, gibt es nur konkret, weil sie die Transzendenz braucht, um ZU EXISTIEREN. Das ein actu ist, das nur im Aktivsein DA ist. Also im Moment des Sterbens. 

Und das kann nur an bzw. durch konkreten Ort geschehen, mit dem man "ehelich" verbunden ist. Weil nur im Ehelichen (ein Archetyp, das sich durch alle Ebenen der Schöpfung zieht) das Gewand des Wirklichen eng genug - also vollkommen - anliegt, um sich wirklich diesem Wirklichen hinzugeben, weil nur der Sterbende, ja der Tote bräutlich ist. Christus wurde VON DEN TOTEN erweckt. Und das Frühjahr ist die Erweckung der toten Natur.

Es gibt sie also nur durch direkte Verankerung im Boden. Weil der Mensch im Boden verankert ist, und vom Boden vertikal in den Himmel reicht. So wurde er geschaffen: Aus Lehm. Gott hauchte dem Lehm - dem Bodendreck, sozusagen - dann Leben ein. So wurde der Mensch gemacht, als Säule von ganz unten, der einfachsten Materie aus, bis nach ganz oben, das allem unteren Geist und Form gibt, und somit dessen Charakter, dessen Zugehörigkeit zu einem Ort in der Ordnung der Schöpfung bestimmt. Das ist die Kernaussage über das Wesen des Menschen. 

Morgen Teil 3) Der Gehorsam schließt den Bogen, und: Die Anmerkungen.


*240721*