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Montag, 23. August 2021

Wenn unsere Arbeit ins Weltall verdunstet (3)

Das verdanken wir den Erben. Sie sind es, die die Sinnlosigkeit etabliert haben - Weil diese Situation eine ganz neue Charaktergruppe schafft. Vergessen wir nicht: In Deutschland befinden wir uns DERZEIT in einem Umbruchsprozeß, in dem 6 bis 8 Billionen Euro Erbe (1) umgewälzt werden. Das führt bereits heute zu einer Verschleuderung wahrer Werte zugunsten eines hedonistischen Lebensstils, zu dem auch die "Öko-Bewegungen" nämlich zu rechnen sind. 

Der "Kultur" durch Hedonismus ersetzt, der Differenziertheit als Eigenwilligkeit mißdeutet. Der über Macht verfügt, die der Persönlichkeitsstruktur gar nicht entspricht, die immer im Gleichschritt mit Macht (Mächtigkeit, Verfügungs- und Bewegungsgewalt) gehen muß. Stattdessen stehen sich nun zwei Generationen gegenüber, die eigentlich nichts mehr verbindet: Eltern, die Substanz und Wohlstand aufgebaut haben, und Kinder, die in der 68er-Revolution nie zu Persönlichkeiten wurden, die aber in eine Anspruchs- und Erfüllungshaltung hineingeformt wurden, die von der Wirklichkeit entkoppelt.
Jedes Erbe wird Unrecht, das nicht mit einer Weiterführung des Hauses verbunden ist. Das nur die Verfügungsmacht benützt, die den Nachkommen zufällt, und nun aufgezehrt wird. Nicht nur das. Das auch noch die Substanz zerstört, auf der es beruht.

Dieser Generation, die (grosso modo) nichts mehr aufbauen konnte (wobei das durchaus ein Leid ist, das man ihr zugefügt hat, keine Frage) fehlt es damit an Führungskraft, an der Kraft zu dulden und durchzuhalten. Sie ist von den Anstürmungen des Augenblicks so bewegt, daß sie einer geistigen, durchgängigen Idee nicht mehr treu bleiben kann, sondern ihre Entscheidungen dem Moment nach fällt - und damit ihrem Leben die Stringenz und Kontinuität raubt. Die damit als soziales Gegenüber zum gefährlichen Dämon jedes Gemeinwohls werden.

Nicht nur, daß das verwirrt, sie wie andere, und das Soziale auflöst (machen wir die Augen auf, wie erleben es vor der Haustüre), aber sie konnte nicht nur nichts daraus lernen, sondern schon gar nicht etwas ändern, weil der Änderungsdruck in Wahrheit fehlt. Und zwar erst durch die Perspektive auf Erbe, und dann durch das Erbe selbst. Das dazu dient, die Konsequenzen des eigenen Lebens auszuglätten. Mit dem pikanten Detail, daß wenn noch zu eigenen Lebzeiten alles so verbraucht ist, daß man noch längere Zeit zu leben hätte, der Wunsch nach vorzeitigem Tod (und DAS wird sich als Euthanasie abspielen, wir erleben es ja schon, und werden es noch so richtig erleben) in den Vordergrund drängt. 

Das schlechte Gewissen, das in Wahrheit aus der Vermeidung dessen stammt, was Leben überhaupt erst evoziert: Die (wir haben es unlängst hier dargestellt) "klaffende Wunde", die Verletzung aus der unkalkulierbaren Begegnung mit dem Wirklichen, die immer ein Akt des gewaltsamen Einbruchs ins "Jungferndasein" ist) ist es nämlich, die unser Leben - das ein actu, ein zu führender Akt des Selbsttätigseins ist - zur Welt bringen läßt.

Das ungestillte, zutiefst innerliche Andrängen, das aus dieser Wesensform des Menschseins herandrängt, aber stillgelegt, gelähmt, übertönt werden muß, wird durch Sondergesellschaften beruhigt. Sondergesellschaften jeder, wirklich jeder Art. Sei es in Öko-Bewegungen, in allen möglichen Formen der Konsumraffinesse (Veganismus etwa, oder besondere Lebensmittel, man denke an die Zusatzstoff-Industrie, an die jährlich wechselnden Moden von Superfood, oder "nur Bio-Lebensmittel", usw.) oder, die sich (ja, auch das, es wird manche nun schockieren, aber ... so ist es) in einem Abwenden von der "normalen" Kirche äußert, sodaß man "alte Liturgien" und so weiter sucht. 

Merkmal all dieser Disposition ist die BESONDERHEIT. Und läßt sich die Gegenwart leichter, besser charakterisieren?

ZUVOR bzw. genau damit aber haben sie noch für kräftigen Rückenwind für die Konsumindustrie gesorgt, die einfach nur abschöpft. Denn an "ewigen Ideen" fehlt es ja überall. (Dabei wären sie die einzigen Ansätze, wie man einen Wirtschaftsbetrieb INNOVATIV halten könnte.)

Was in diesem Zusammenhang etwa die Tatsache bedeutet, daß die 15 (fünfzehn) größten Transportschiffe der Welt, die unfaßbare Mengen an Gütern zu transportieren in der Lage sind, man schaue sich einmal solche Frachter an, sodaß es nur logisch ist: Das Zeug wird doch nicht ohne im Prinzip immer derselben Energie PRO EINHEIT transportiert, egal ob es per Pferdewagen oder Riesenfrachter kommt, die im Gegenteil sogar pro Einheit MEHR Energie brauchen, weil mehr Maschinen beteiligt sind) mehr Energie (=Arbeit) verbrauchen als sämtliche Kraftfahrzeuge zusammengenommen, daß das US-Militär ein Drittel des weltweiten Ölverbrauchs zu verbuchen hat (Wirtschaft und Militär sind zwei Seiten derselben Medaille) bleibt der Phantasie des Lesers überlassen.

Die Erhöhung der Brotpreise ist also nur ein nächster Anfang, und es wird ständig solche Anfänge geben, es wird nämlich nicht mehr aufhören. Weil der fanatisch betriebene Ausbau dieser unfaßbar sinnlosen, ja sinnwidrigen Art des "Wirtschaftens" - das zugleich ein bereits ins Gigantische gewachsene Schaukastenwirtschaft erzeugt hat, die nicht nur nichts zur Speisung der elementaren Lebensvorgänge beiträgt, sondern diese immer extremer belastet - ist, glaubt man den grünen und violetten und schwarzen Tomaten, noch weit hinter den (angeblichen) Notwendigkeiten. Weichgetreten von Corona, stehen diesem nächsten Wahnsinn alle Tore offen. Ein Zeitfenster, das zu nutzen sich nun hektisch alle bemühen, die bei gesetzter Verfaßtheit der Menschen keine Chance hätten.

Elementarste Wirtschaftsvorgänge, die noch vor zwanzig Jahren unser Leben durch ihre Produktivkraft betrieben haben - man denke an die Autoindustrie, oder überhaupt an den Energiesektor -  sind zu grotesken Scheininszenierungen verkommen. Die nach Plänen von Menschen gestaltet sind, die sich allen Ernstes für Götter oder zumindest ihm Nahestehende, ihn Repräsentierende und Priester halten. Das kann man so machen, warum nicht. Wenn man es sich leisten kann, dasl heißt: Wenn man in der Lage ist, die Hälfte seiner Arbeit ins Weltall verdunsten zu lassen, weil die andere Hälfte fürs Leben reicht, und man grad mal lustig ist.

Denn man gönnt sich ja sonst nichts. 

Wie lange man aber - und zwar aus einer immer größeren Zahl von Gründen - in absehbarer Zukunft noch von einer knusprigen Kante Brot vom Bäcker drei Straßen weiter abbeißen kann, sei dahingestellt. Der VdZ sagt gar nicht (mehr), wir haben es ja nicht anders gewollt. Der VdZ schüttelt über das Theater der Sinnlosigkeit, zu dem sich unsere Lebenswelt umgestaltet hat, vielmehr nur noch den Kopf, lehnt sich zurück und denkt an jene Welten, die er zu Papier bringt solange das noch möglich ist. Welten, die immer eines zeigen, sonst kann man sie nicht schaffen: Daß Welt immer bedeutet, daß sich alles an Sinn orientiert. Während Sinnlosigkeit immer heißt, daß etwas in Chaos, und Chaos letztlich in Hölle abstürzt.

Oder - ins Weltall verdunstet. Weil im Grunde nichts, wirklich nichts mehr Sinn erfüllt, der über mangelnde Ernsthaftigkeit eine Lebensführung mit sich führt, die - von ausreichend Geld gestützt - zu Erscheinungen wie Lohnerhöhungen und generell Verteuerungen (vor allem bei den Grundmitteln unseres Existierens; Brot, Miete, Baustoffe, Heizung ...) nach sich zieht, die durch keine Kostenwahrheit mehr aufzuhellen sind. Es sei denn, man beherrscht die Grammatik, also die Rhetorik dieser Kunstwelt, die wir uns bilden. Um ein solches unwesentlich gewordenes Leben wenigstens schönreden zu können. Und durch uns gar nie zustehende, aber uns durch Erbe zugefallene Verfügungsmächtigkeiten (Geld) glattzubügeln, was durch achtzehn Matratzen doch noch an Wirklichkeit sticht. 

Damit steigt aber alles Tun und Wirken nicht mehr als Wohlgeruch an Gottes Nase, sondern verdunstet ins Weltall, um in den unendlichen Weiten zu verschwinden.

Aber vielleicht - und diesen Verdacht will der VdZ nicht einfach vom Tisch wischen, er fügt sich zu harmonisch in den Fluß der Worte, er fühlt sich zu real an - ist all das, all dieses Verschwenden, all dieses sinnlose Verbrennen von Mächtigkeiten und Substanz, nur die Realisierung des gefühlten und wahren inneren Wertes alles dessen, was auf uns gekommen ist. In dem wir selber ehrlos wurden, weil das, woran wir weiterbauen sollten bereits ehrlos war. Sodaß wir selbst im Betrauern des Verlusts eine Art der Trauer anwenden (denn Trauer HAT nur eine Art), der aber die Gegenstände in Wahrheit fehlen, die zu betrauern wären.

Dann wäre unsere Aufgabe freilich ganz anders. Dann lautete sie, aus den Schwebstoffen, die an uns vorbei in die Weite des Alls verduften wollen, jene herauszupicken, aus deren Substanz sich ein neues Haus bauen lassen wird. 

Weil die Verfügungsmächtigkeit unseres Erbes nur noch dem Blutgeld vergleichbar ist, das man gleich wieder loswerden möchte, und aus deren Opferung sich die Tempelschätze der Welt aufgebaut haben.

Zumindest muß so ein Gedanke legitim sein, weil sich sämtliche Generationen heute so verhalten, als wäre es so. 

Anmerkungen