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Sonntag, 29. August 2021

Extra ecclesiam (2)

Sein wie Gott, oder: Wenn der Türsteher es besser weiß als der Chef - Das gesagt, weil Wallner noch eine Tür als Türsteher bewacht. Eine, die NICHT die der Katholischen Kirche ist. Denn genauso, wie er sagt, daß jeder, der Jesus Christus als Gott anerkennt, zur Kirche als Heilsgemeinschaft (das sind Synonyme) gehört, völlig unabhängig, ob er explizit "zur Kirche" gehört (also bereits auf die Dreifaltigkeit getauft ist), genau so muß dann stimmen, daß NICHT zur Kirche gehört, der NICHT die Dreifaltigkeit bzw. Jesus Christus bejaht, völlig unabhängig davon, ob er getauft ist oder nicht.

Wir lassen das hier so stehen, der Leser möge sich selbst sein Bild machen. Aber nicht ohne zuvor auch gehört zu haben, daß das oben Gesagte nicht stimmt, nimmt man es einfach so, wie es da steht. Denn die Taufe prägt als Standessakrament dem Täufling ein unauslöschliches Merkmal ein. Das als Pflicht und Form einer Forderung gleichkommt, der er mit seinem Leben zu genügen hat. Umso schwerer wiegt, wenn er diese innere Zugehörigkeit durch sein Leben nicht erfüllt. Da hat es der Nicht-Getaufte sogar leichter.

Worauf aber wollen wir hinaus? Daß Wallner ein massives Narzißmus-Problem hat, darauf wollen wir hinaus. Denn wer Gott nicht ähnlich wird, versucht ihn zu imitieren.So, wie die gesamte "Nouvelle Théologie" mit ihren sammetweichen Rändern, die die Weitergabe ("missio") des Glaubens nicht mehr als "osmotischen Ausgleich" begreift, wo das Identitätsstärkere (DIE WAHRHEIT) das Identitätsschwächere (DIE EINLASZBEGEHRENDEN) durch den Seinsübergang als Annahme des Stärkeren (Wahren) durch die Schwächeren (das Nicht-Wahre ist immer schwach, es KANN nur in Haltungen begründet liegen, nicht in objektiver Sache) zu sich heranholt, in das Firmengebäude gewissermaßen einläßt, sondern in ein Nebengebäude verführt. Das zwar nicht so pompös und schön ist, aber "naja, auch gut ist". Wo aber die Anstrengung um ein Vielfaches geringer sein kann. Wofür man dem ... Türsteher unendlich dankbar ist, nicht wahr? Dasselbe Endergebnis, aber zum halben Preis, wer würde da nicht zugreifen. 
Aber ihnen wird etwas vorentalten. Ihnen wird vorenthalten, daß es Geist nur gibt, ja daß er selbst aus Essig und ganz real Champagner macht, wenn er den Edelschimmel des Schmerzes ansetzt. Der Mühe, des Kreuzes, des Blutes und des verzweifelten Betens.

Er kommt deshalb nicht sofort. Er kommt spät ins Leben. Und, schreibt Gustave Thibon, er ist eine Frucht der Höhe. Die nouvelle theologie hingeben will ihn als Sonderangebot im Supershop der jugendlichen Leere feilbieten, in die täglich neue Schilder mit noch niedrigeren Preisen eingesetzt werden.* 

Weil aber diese Theologie (die sämtlich aus einer sehr intensiven, aber sehr "innovativen" Befassung mit Klassikern wie etwa Thomas von Aquin hervorgegangen ist) die orthodoxe Terminologie kennt und verwendet, läßt sich mit deren Vertretern auch nicht sachlich sprechen und disputieren. Warum? Weil ihre theologischen Schlüsse in Wahrheit persönliche Schlüsse sind: Das Nicht-Haltenkönnen, das Nicht-mehr-Stoppen-Können (das ist es, was diese Theologie am klarsten kennzeichnet: Sie "überzieht" scheinbar "nur" an den Rändern, aber das stimmt gar nicht: Sie ist ein Grundproblem, das am Beginn stand), das ihre Theologie von Orthodoxie zur Häresie geführt hat und (siehe Wallner) führt, ist nicht in sachlichen Argumenten "begründet" und deshalb auszudiskutieren. Sondern es wurzelt in persönlichen Haltungen, in Charakterschneisen, wie sie der Narzißmus darstellt. 
Der nicht begreifen will, daß die Freiheit eine Krone ist, die sich auf die Notwendigkeit setzt wie eine Krone, wie Thibon einmal schreibt.
Deshalb war die Wahl des Narziß schon VOR aller Befassung mit der Theologie da. Der deshalb den finalen Ausgang immer schon vorwegnimmt, und nur noch vom Echo verfolgt wird, dem er immer eine Ecke voraus sein muß. Der Narziß hat nämlich noch eine Eigenschaft, er sucht im Imitat das Mächtige vorzutäuschen, um es dann, anerkannt vom anderen, in dessen Realität zu rammen, und zum Noch-Mächtigeren zu machen.

Sie war als Entschluß da, weil die Kirche hundert und mehr Jahre erfahren hatte, daß sie den Kampf gegen die dunkelen Mächte der Kultur verloren hatte. Ausgehend von der französischen Revolution, die das Denken völlig umstülpte, griff erst chthonisch, dann ab 1848 immer offener, die Moderne nach der Macht. Und verwirklichte ihren Wunsch nach Totalreform in der Katastrophe des Ersten Weltkrieges, der nichts mehr stehen hatte lassen, was die Kirche in der Gesellschaft verankert. Die eine neue Kultur aufzubauen versuchte, in der es keine Kirche mehr brauchte. Die nach 1918 sogar durch direkten Griff nach der Politik (Österreich hatte jahrelang den Prälaten Ignaz Seipel zum Bundeskanzler).

In diesem Schockzustand eines verlorenen Kulturkampfes wurden Auswege gesucht. Beginnend bei den Massen, den Arbeitern, wo man in den Arbeiterpriestern denselben Fehler wie in der Politik machte, über die Theologie, die aus der Reform, in der die Neoscholastik nach den Fundamenten suchte, mit deren Fragmenten neue Gebäude zu errichten suchte. Und die folgerichtig in einem neuen Kult überzugehen schien, der auf der Grundlage eines gottfernen Wissenschaftsbegriffs wieder Halt in der faktischen Gesellschaft suchte. 

Dort waren wir, und dort sind wir noch heute. Wo die Kirche immer noch nicht mit der Tatsache fertiggeworden ist, daß sie als Kulturgestalt zusammenbrechen muß, wenn die Kultur sie abstößt. Muß! Doch fehlt es nicht an Gestalten, die das immer noch nicht wahrhaben wollen, und zwar an allen Seiten. Und dazu gehören Figuren wie Pater Wallner, die wie Priester der Kirche auftreten, aber wie Agenten einer anderen Veranstaltung, die auf IHREN SCHULTERN ruht, agieren. Nach einem Plan, der sehr alt ist, nach einer Grammatik, die sich nie geändert hat. Aber zu der es gehört, sich jeweils als "neu" zu definieren, weil sie die große Eigenschaft des Vergessens hat. Niemand vergißt so, wie der Narziß.

Morgen Teil 3) Als alles zerfiel, schlug die Stunde der Autonomen, der Besserwisser und der Türsteher: Als alles zu verschwinden drohte, kam der Ruf nach Rettung auf. Und als Retter traten die Eigentlichen mit ihren Nebengebäuden hervor; und dort war der Schmerz verschwunden, war alles gar nicht so schlimm