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Dienstag, 24. August 2021

Der Doppelsprecher

QR oe24 - Kogler

Der österreichische Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) im Sommergespräch auf oe24. Den "Inhalten" folgen zu wollen überläßt der VdZ masochistischen Anwandlungen lustiger Leser, denn Inhalte in der derzeitigen Debatte, im derzeitigen Sprachraum als geistigen Raum, in dem wir uns in diesen Zeiten bewegen, zu suchen hat der VdZ schon längst aufgegeben. Selbst wo sie wie Inhalte aussehen sind es nur hingeworfene Eidechsenschwänze, die zucken, mit denen zu kämpfen aber die eigentliche Nahrung aus dem Blick entschwinden läßt. 

Aber die Sprechweise ist es, auf die der VdZ mehr und mehr ausschließlich achtet. Wie auch hier, bei Werner Kogler. Der alles, was er spricht, doppelt spricht. Jeder Satz, jeder Nebensatz, jede Wortgruppe, jedes Wort. Da fällt die Lächerlichkeit der Inclusivsprache (hier durch ständige Nennung angeblich femininer Formen angeblich DESSELBEN Wortes - das stimmt aber nicht, die Generalform ist eine andere Kategorie, die des Absoluten, und das macht die Inclusivsprache so desaströs: Das Denken bleibt völlig im Irdischen haften, während die Generalform durch die Notwendigkeit zur Transzendierung des Konkreten ins Absolute eine "INCARNATION des Ewigen, des Geistes" ist. Während er später, im Gespräch mit den "Bürgern" im Studio, zu stottern beginnt. Und anstelle der Doppelungen in ständigen "ä ... ähm ..." die Talsohle der Sprechmelodie sucht, um aus dem Nichts wiederum in etwas Kraftvolleres aufzusteigen.

Kogler, ein Grüner, ist ein Doppelsprecher.
Und er zeigt damit das an, was der Politik der Zeit innewohnt - sie ist extrem ineffizient, ja sie macht ein und denselben, dabei aber nur noch imitierten (also substanzlosen) Effekt zum (brustschwachen, daher die Kurzatmigkeit) Ergebnis eines verdoppelten Weges, dessen (völlig unnötige) Zusatzroute aber sogar zum angeblichen Hauptweg stilisiert wird. 
Während der eigentliche Weg, der, der in Wahrheit das Ergebnis trägt, so ins Vergessen gedrängt wird, daß man ihn mit der Zeit tatsächlich nicht mehr zu benötigen meint. Der Propagandist beginnt, seiner Propaganda zu glauben. Das ist das letzte Stadium vor dem Chaos und der daraus erwachsenden Willkür.

Diese Sprechweisen sind mittlerweile weit verbreitet. Hier zeigen sie sich also nur exemplarisch. Dazu gehören auch die gemeiniglich als "rhetorische Mittel" bezeichneten Rundumbedingungen. Wie die Kurzatmigkeit, die anzeigt, daß kein Satz mehr durchgeformt wird, sodaß der Sprecher mit Attitüden, die man eigentlich vermeiden sollte - Atmen, dabei vor allem die Schnappatmung, Schlucken, Rülpsen und Schnäuzen bzw. Aufziehen - zu Schildern werden, die die Ungeschütztheit, die man hat, hat man keine Form, unter Verweis auf die Schützenswürdigkeit des "baren Menschseins" zum Argument werden lassen, die eigenen Inhalte des Sprechers ernster zu nehmen (wo sie nachträglich gewünscht wird), aber die eigenen damit zu "entschärfen". Wo nichts mehr ist, kann auch nichts angegriffen oder widerlegt werden. Und zwar trotz der Tatsache, daß die Stellung der Worte in Sätzen oder Halbsätzen so falsch ist, daß ganz andere als gewiß intendierte Aussagen herauskommen.

Entsprechend reagiert Kogler auf "Gegenargumente" (und seien sie noch so schwach, wie im Video). Er dröselt sie so lange auf, daß sie zum amorphen Fadengewirr werden, auf dem sich gut weil weich ruhen läßt. Das nennt man dann "Konsens" oder "österreichischer Konsens".

Einen Satz des österreichischen Vizekanzlers wollen wir aber dann doch herausgreifen und vor uns auf den Schreibtisch stellen. Es wird durch absurde Sätze wie "Die Freiheit des einen endet dort, wo die Freiheit des anderen anfängt" vorbereitet (das Argument des Egoismus kriecht dabei als nächsten Grad desselben Unsinns bereits unter der Türe herein) und lautet schließlich: "Wie kommen fünf und bald sechs Millionen Österreicher dazu, ihr Leben einschränken zu lassen weil es ein paar Hartnäckige gibt, die sich nicht impfen lassen wollen." 

Dieses Argument ist so gemeingefährlich und brutal, ist aber - schleichendes Gift - bereits so verbreitet, daß es eine gesonderte Behandlung brauchen wird. Denn hier wird die Verankerung individueller Ethik (und nur um die kann es gehen) auf ganz perfide Weise auf ganz andere, nicht relevante Ebenen verallgemeinerter Betrachtung verschoben. Kurz gesagt: Es gibt keine statistische Verantwortung

Dieser Unsinn als "Denkweise" ist aber so wesentlich für das Zusammenhalten unserer Staaten (und deshalb so tabuisiert und propagandistisch verbreitet, daß er sich wie eine dicke Folie aus PVC über unsere Häupter legt), so durch unzählige, endlos verworrene und verwickelte Packschnüre festgezurrt - weil sonst die Demokratie unseres "Zuschnitts" ALS ANGEBLICHE STAATSVERFASSUNG WEIL REGIERUNGSFORM überhaupt von niemandem mehr geglaubt würde, was in dem Moment der Fall wäre, wo die Vernunft tatsächlich das Sagen hätte, denn hier haben wir es mit völliger Irrationalität zu tun - daß man ihn nicht ohne Generalangriff bloßlegen könnte. 

Womit man sich sogar auf strafrechtlich relevantes Terrain begibt. Und diese Verquickung ist nicht zufällig, und sie ist die Imitation einer völlig anders gelagerten Sicherheit des Ontischen (die letztlich in der Familie als dem einem Fraktale des Ganzen vergleichbaren Kosmos liegt). Sämtliche Gewißheiten der Moderne stehen aber auf diesem dunkelschwarzen Loch, in dem das Nichtgewußte durch tabuisierte Scheinbegriffe zum Mitspieler als "unantastbar Gewußtes", das aber nur einer arkanen Gruppe zugängig ist, erhoben wird. Ohne moderne Propaganda-Eliten könnten unsere Gesellschaften nicht existieren. Und ohne die Tatsache, daß sie mit dem Tiefmenschlichen der Gruppenzugehörigkeit als erste Bedingung des Existierens spielt.