Wer Gina-Lisa Lohfink ist, weiß der VdZ nicht. Die Zeitungen schreiben, sie sei ein "Promi" und reihen sie damit in jene undefinierte Definiertheit ein, die nichts zu einer sozialen Ordnung beiträgt, nur allerorts und auch beim Promi selbst Erwartungen schürt, bei denen man nie sagen konnte, ob sie erfüllt werden. Was das Etikett "Promi" also zum Erkennen, nein, im Sozialgefüge Markieren (!) einer Person - und das heißt vor allem: Zur Kriteriensetzung in der Begegnung - beiträgt, weiß der VdZ auch nicht. Aber es tut momentan nichts zur Sache.
Diese Dame läßt nämlich nun die Welt wissen, daß sie ihre Schönheits-Operation bereue. Darin hatte sie sich die Lippen "aufspritzen" lassen. Man schiebt bei solchen Eingriffen Silikonmaterialien in Muskeln und Unterhaut. Sie würde es nicht mehr tun, meinte sie den Medien gegenüber. Die Lippen seien ihr zu groß. Aber man könne ja heute alles rückgängig machen, auch solche chirurgischen Eingriffe. Offenbar hat sie das auch vor.
Man könnte lange Ausführungen verfassen, wo das Problem liegt. Wenn man sein Aussehen nicht unterstützt, wie es Kosmetik im besten Sinn bewirken soll, sodaß der eigene Charakter stärker betont wird, was bei Frauen aus naheliegenden Gründen nicht ohne Sinn sein kann, sondern man gestaltet sich überhaupt nach eigenen Vorstellungen um. Das Wort "eigenen" hat dabei seine besondere Bewandtnis. Denn was "eigene" überhaupt sind ist nur schwer zu beantworten.
Diese Illusion wird heute zwar flächendeckend erzeugt, und die Jungen allzumal glauben wirklich, es gäbe dieses "eigene", dem sie nachzujagen hätten. Aber wir können das gleich abkürzen: Das "Eigene" ist nur in der Aufgabe und dem Ort definierbar, an dem man steht, und auf den man qua Geburt vor allem gestellt wurde. Das ist auch so ziemlich die einzige wirkliche Verbindung mit den leiblichen Eltern, die der Mensch hat. Und der Grund, warum sie wahrlich Ehrerbietung verdient haben. Denn sie haben den Kindern tatsächlich "alles" gegeben.
Auch das, was man gemeiniglich "Talente" nennt. Aber diese "Talente" sind leer und wertlos, weil sie lediglich einige von zahlreichen Bedingungen (man denke alleine an die Gegebenheiten aus den größeren sozialen Einheiten, Familie, Dorf, Stadt, Land, Nation usw.) sind, unter denen man die Aufgaben erfüllt, die sich am Ort stellen. Ob man dafür "Talent" hat oder nicht (schon die Beurteilung* dessen ist gar nicht möglich), ist völlig belanglos. Das Wesentliche geschieht auf einer völlig anderen Ebene. Auf der der Selbstvergessenheit, der Transzendierung auf diesen Ort, den man erfüllen möchte.
In dieser selbstlosen Hingabe wird erst und vor allem - das ist ihr Sinn - jenes Tor geöffnet, das den Gestalten, die man zu erfüllen, die man darzustellen hat, ihre wunderhafte, schöpferische Dimension gibt. Und wie immer dann andere die technischen Erfülltheiten der Aufgabe beurteilen mögen, es ist irrelevant. In dieser Hingabe wird die Grundbedingung erfüllt, in der alle Menschen, auch die von der Aufgabe betroffenen, darauf vertrauen dürfen, daß das, was immer ihnen da begegnet, im Willen Gottes steht, und ein Beitrag zur Ordnung der Welt im Rahmen göttlicher Vorsehung ist. Zu der auch Elemente wie "Ärger", "Mangel" und was auch immer gehören, die wir gelernt haben zu vermeiden, auszumerzen und zu "verbessern".
Seit fünfzig Jahren und mehr rennen also die Menschen einer Chimäre nach, einem Phantom! Eine ganze Kultur wurde gekippt und jeder ihrer Ärmel umgewendet, um dieses angeblich durch Talente erkennbare und nun durch äußere Erkennungszeichen definierte, als Erkenntnis vorgeschriebene (!) "Ich" zu finden. Auf das es ja lange Zeit überhaupt nicht ankam, angeblich, weil in diesen Talenten ja alles festgelegt sei. Was das für Auswirkungen auf das Vertrauen dem sozialen Umfeld gegenüber hat, das jedes Versagen zu einer Gerichtsverhandlung "coram publico" macht.
Weshalb - tatsächlich! - die Aufarbeitung von Schuld und Versagen zu einem unlösbaren Problem geworden ist! Denn jedes Versagen - und bei Gott, ich schwör's: Der Mensch versagt unentwegt! - führt zum Zusammenbruch des Ich in der Welt. Die Vergebung der Welt ist nichts wert. Sie wird tatsächlich als Unterwerfung, als sozialer Abstieg erfahren, denn man liegt in der Hand dessen, dem man schuldet. Deshalb ist das Denken, die Weltanschauung der jungen Menschen zu einem wüsten Schlachtfeld der Selbstrechtfertigung und Schuldzuweisung an andere(s) geworden. Dort wird es nun am deutlichsten sichtbar.
Morgen Teil 2) Weil wir nach Seinem Bilde gemacht sind, ist unsere Aufgabe, dieses Bild zu manifestieren. Was nur heißen kann, es als Geschenk anzunehmen. Denn das ist einerseits Schöpfung: Manifestierung. Inkarnation. Und das ist anderseits Welt: Annahme.
*Welcher Zynismus hinter dieser Art der Feststellung von Talenten als "Wert" eines Menschen steht (als: den deshalb jeder hätte), zeigt der Film "Zeit der Stille", getragen von den großartigen Schauspielern Dustin Hoffman und Tom Cruise. Wo der autistische Bruder Die "Fähigkeit" hat, Telephonbücher, Listen, Aufzeichnungen auswendig zu lernen. Eine "Fähigkeit", die viele Autisten haben. Die aber gar keine "Fähigkeit" ist! Sondern Zeichen eines schrecklichen Mangels der Psyche, sich im Außen und in einem übergreifenden Rahmen zu verorten, weshalb sie - führungslos, gewissermaßen - ihre "Fähigkeiten" ziel- und wahllos ausübt.
Wir sehen also nicht nur, wie sinnlos es ist, einen Menschen über "Fähigkeiten" beurteilen zu wollen, sondern auch, wie sehr eines Menschen Tätigkeit und "Leistung" vom Ort abhängt, an dem er steht, und den er auszufüllen hat. "Fähigkeiten" als solche ohne Umfeld sind nicht einmal als "Fähigkeiten" erkennbar! Sie sind lediglich leere Eigenschaften. Das heißt: Es ist die Identität, es ist die daraus vorgegebene Aufgabe am Ort. Ohne den wird nichts an den Menschen zu "Fähigkeiten". Der kranke Bruder hatte so einen Ort nicht, bzw. hat man ihm, der zu gewisser geistiger Krankheit neigte, den kleinen Rahmen, den er zuvor hatte, auch noch genommen. In der Gegenwart erkennt der VdZ unter dem lächerlichen (und völlig falsch eingeordneten) Schlagwort der "Inklusivität" nichts anderes: Eine zynische Zumutung der Eltern (meist), und zwar sowohl an den Kranken, als auch an die Umwelt.
*260721*