Francois Mauriac macht eine interessante Beobachtung. Er schreibt: Wenn wir rückblickend eine Zeit betrachten, in der wir geliebt haben, so scheint es uns, als habe sich damals (sonst) nichts ereignet.
Was beim VdZ die Frage auftreibt: Haben wir in diesen letzten eineinhalb Jahren, in denen wir von Geschehen atemlos gehalten und zugedeckt wurden, nicht geliebt?
Oder, umgekehrt: Sind Zeiten, in denen sich viel ereignet, auch Zeiten fehlender Liebe? Liebe, nicht Leidenschaft, die (wieder Mauriac in einer nächsten tief-treffenden Beobachtung) ja ewige Gegenwart ohne Zukunft, nämlich Zeiten der Hölle sind - weil ihnen das Sterben aber fehlt, der diabolische, selbstische Gegenentwurf zum (die Selbstlosigkeit fordernden) Einbruch der Gnade sohin. Nein: Liebe.
Sind dann also Diktatoren, die uns in Verstrickungen verweben, die uns Tag und Nacht auf den Beinen halten und all unser Denken und Tun beanspruchen, Diktatoren der Verhängung allgemeiner Entsagung der Liebe? Ja, ist das vielleicht sogar ihre wahrste Absicht: Die Unterdrückung der Liebe durch ständiges Außer-Atem-Halten der beherrschten Menschen? Sogar umgekehrt: Erkennt man Diktatoren nicht daran, daß in ihren Zeiten unter den Menschen die Liebe fehlt?