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Donnerstag, 5. August 2021

Gedankensplitter (1290)

In Anknüpfung an ein Wort von Hugo Ball - Ich glaube, daß das Allerhöchste, das der Mensch der Geburtenschwemme (Jahrgänge bis etwa Mitte 1960) in seinem Leben erreichen kann ist, daß er durch stete, harte, schmerzhafte, mühsame Arbeit jenen Zustand erreicht, ab bzw. in dem er ein Leben im Glauben und als Gläubiger beginnen könnte. 

a ist er freilich schon so alt, sind seine frischesten Kräfte verbraucht und in lauter unfruchtbarem Unsinn vergeudet, da melden sich schon so viele Krankheiten und Verschleißerscheinungen, daß er gar keine Kraft mehr hat, so ein Leben auf die Füße zu stellen. Selbst, wenn er den Willen dazu noch aufbrächte. 

Nicht nur das, hat er auch noch ein bereits gelebtes Leben hinter sich, dessen Ruinen und Bauten ihm widersprechen, und die er kaum noch beseitigen kann, ehe Freund Hein an der Türe klopft. Viele Verdienste fürs Jenseits zu sammeln geht sich da nicht mehr aus.

Nun bleibt freilich die Frage, was den heute Jungen, also den Kindern der Geburtenboomer, noch möglich ist. Darf ich eine Vermutung äußern? Das Höchste, das sie noch erreichen können werden ist an jenen Punkt zu kommen, an dem sie bereit wären jenen Weg zu beginnen, auf dem sie alles weg- und ausräumen, was sie zu einem Leben im Glauben im Wege steht. Und schon das wird eine schwer zu erkämpfende Ausnahme werden.

Was hat Hugo Ball 1920 geschrieben? Ich hab's vergessen. Irgendwie hat er, glaube ich, die Menschen des Mittelalters beneidet. Die ein ungeheures Vertrauen in die menschliche Vernunft hatten, daß diese das Sein erfassen, die Urbeziehungen und letzten Sinngesetze des Seins erkennen könne. Während die Tatsachen der Offenbarung mit einem nahezu kindlichen Glauben angenommen wurden. Und die deshalb frisch und frei schon als Junge die Welt angepackt und geschaffen haben. 

Man lese die Viten berühmter Leute vergangener Jahrhunderte, man lese Heiligenviten! Nicht wenige, die schon mit 21 ein Leben hinter sich gebracht haben, das dem Heutigen als die Frucht 89jährigen Mühens erscheint. 

Wir verwenden viel zu viel Zeit darauf, lange zu leben. Und natürlich gesund. Was für Zeit und Geld wir verwenden, GESUND zu bleiben! Gesund, DAMIT wir was auf die Füße stellen. Komischerweise kommen wir dann nicht mehr dazu.

lles verweht - Der VdZ ist nun selber in die sogenannten Rentenjahre gekommen. Das erstaunt ihn gar nicht. Staunen macht ihn, wenn er Altersgenossen (+/-) und Jugendfreunde sieht. Die nun ebenfalls in Pension gehen oder gingen, und bei denen sich der VdZ fragt, ob das wirklich schon alles gewesen ist, was sie in ihrem Leben "geschaffen" haben. So wenige Lebenstatsachen, die auf sie zurückgehen! Alles verweht. Und wer wird sich an sie erinnern? Glücklich noch die wenigen, die wenigstens ein Schüppel Kinder haben.

Und nun - bis auf ein paar Thailandurlaube, einen neuen Chevrolet und Disneyworld-Exkurse - ist es zu Ende. Dabei haben sie doch noch zuletzt den Eindruck vermittelt, kurz davor zu stehen, ihr Leben ANZUFANGEN.

a läuft es einem kalt über den Rücken, und man fühlt sich noch mehr angespornt, die zwei, drei Jahrzehnte, die vielleicht noch bleiben, umso ernsthafter zu nützen. Und mit dem anzufangen, was nun endlich genug vorbereitet ist ... (siehe oben, siehe Ball.)

Interessante Unterschiede - Es fällt auf, daß in der Kirche jene Stimmen am lautesten und dringendsten sind, die von sich behaupten, diesen ganz oben beschriebenen Zustand längst zu besitzen, und nichts sonst mehr zu tun hätten als frisch drauf los als "Gläubige" zu leben. Die Konservativen genauso, wie die offen oder heimlich Linken, und das heißt: Der durchschnittliche Gläubige. 

Und hier noch einmal am lautesten - die Jungen. Die der Umstand, daß sie schon so wenige geworden sind, deshalb gar nicht weiter bekümmert. Denn sie glauben schon, daß überhaupt alle in diesem Zustand wären. Ob nun "Gläubige" oder nicht. 

ls wäre da etwas immer weiter "nach unten" gewandert.

Seltsam.