Mit einer Mischung von Trauer und Wut liest man die Ankündigung der Bäckerinnung, daß ab Herbst die Brotpreise um 120 Prozent steigen sollen. Wie überall, nützt auch diese Branche die von der Politik angerichtete und weiter und weiter verstärkte Verwirrung, um den Erlösdruck, der vor allem ein Kostendruck und eine Krisenabfederung ist, zu mindern. Das ist zwar verständlich, aber nicht rechtfertigbar, und warum werden wir gleich sehen.
Die Innung spricht natürlich davon, daß es um "notwendige Kostenwahrheiten" gehe. Denn die Kosten seien in diesen Monaten radikal gestiegen. Kosten, die vor allem durch den Bereich entstehen, der in globalisierten Zeiten zum Schlüssel sämtlicher Kosten wird - Transport. Der durch die politisch verordnete Umstellung der Fahrzeuge auf Elektroantrieb noch nicht einmal angefangen hat, sein schreckliches Gesicht zu zeigen. Ein Gesicht, das die Bevölkerungen durch immer höhere Preise erschreckt. Die einen Einkaufsbereiche abzapfen, der vor allem die unteren Einkommensschichten massiv weil existentiell trifft.
Zu diesen absolut unveränderlichen Kosten gehören pro Person derzeit gut und gerne 300 Euro, und das sind die Lebensmittel. Wobei man mit diesem Budget von den grünen Träumen von "produktionsnahen Produkten" (Direktverkauf ab Hof, Hofläden, Bioläden als meist schon einzige Form in der mittelständische Kleinversorgung unweit des Wohnorts noch existiert) nur feucht träumen kann. Und zum regelmäßigen Abnehmer der Wühlkisten mit gerade noch nicht oder gerade erst, aber "sicher noch guter", in der Lagerfähigkeit abgelaufener, und vor allem billiger Ware wird, bei der auf andere Kriterien zu achten, die angeblich so wichtig sind, gar nicht möglich ist. Eine Erhöhung dieses Betrages um 10 % (d. s. 30 Euro) stößt da rasch an die absolute Grenze der Verfügbarkeit von Geld. Anders nämlich als bei höheren Einkommen. Wie viele Menschen es gibt, die den Unterschied zwischen einem hofgeschlachteten Rinderfilet und den Sonderangeboten in manchen Supermärten noch nie geschmeckt haben, kann man sich also ausmalen. Verglichen mit historischen Zuständen, haben wir es hier nicht nur mit Armen, sondern mit Bettlern zu tun.
Aber warum wird in Wahrheit alles teurer? Das ist rasch zusammengefaßt. Denn anders als die Innung es wünscht, herrscht im Gesamtbetrieb der Budgets, ob öffentlich ob privat, alles andere als Kostenwahrheit. Und das Zuschütten der Menschen mit Katastrophenmeldungen, die alle ein "dringendes, unausweichliches, alternativloses" Handeln einmahnen, das alle übrigen Kriterien vergessen lassen soll, macht die Zusammenhänge immer weniger erkennbar.
Was wir derzeit aber erleben und was sogar erst im Anfang steht sind aber zwei Grundsätze, die seit Jahren und monoton-pausenlos, als wären die Eliten und Meinungsbildner allesamt zu kranken Katatoniefällen geworden, in die Köpfe der Menschen eingehämmert werden und vor allem jedes Herz erwürgen. Das ist einmal die - Stichwort "Klima-Weltrettung" - Einführung einer zweiten Energieschiene, von denen die eine, die "klimafreundliche" Schiene, die Lebenslandschaften dekoriert, und die das Ausschalten eines Naturprinzips bedeutet, das da heißt: Ökonomie. Jeder Lebensvorgang der Natur zielt darauf ab möglichst viel Effekt aus möglichst wenig Arbeit (=Energie) zu erzielen. Was nur bei Menschen seine wirkliche Erfüllung findet, weil der kraft seines Geistes in der Lage ist, Nutzungsvorgänge zu planen. Bei denen eine Maxime oberster Leitsatz aller technischen Einführungen war: Je konzentrierter die Energiedichte von Energie(=Arbeits)Lieferungsprozessen ist, desto mehr Effekt läßt sich daraus gewinnen.
Um die Hände frei zu bekommen, das Leben - wenigstens ansatzweise - zu einem Spiel zu gestalten. Denn das ist buchstäblich der Sinn des Lebens, es ist der Sinn der Schöpfung und der eigentlichste Wille Gottes. So sehr, daß er die Menschen "erlösen" wollte, die sich selbst in dieses furchtbare Dilemma brachten, sich die Natur wieder so mundgerecht zu gestalten, daß sie diesen Sinn wenigstens annähernd erreichen können.
In der "Energiewende" aber passiert das genaue Gegenteil.
Gipfelpunkt dabei ist aber, daß ein Betrieb der derzeitigen Zivilisation ohne Energiedichte nicht denkbar ist. Beides gehört zusammen und ist nicht zu trennen: Hohe Energiedichte heißt Kulturrealisierung, geringe Energiedichte das Gegenteil. Wer Kuhdung zum Heizen verwendet, und ein Drittel des Tages eines Familienmitglieds alleine dafür braucht, ihn zu sammeln, bindet seine Leistungskraft an Vorgänge, die der Verfüger über Atomkraft auf die Größe eines Fingernagels reduziert hat. Sodaß er enorm viel Potenz für andere Vorgänge hat. Die sind es dann, die Europa immer noch zwei Dritteln der Welt deutlich "überlegen" machen. Weil Einrichtungen eingeführt und erhalten werden können, die ein Lebensumfeld bedeuten, das viele nächste Vorgänge ökonomisiert.
Reichtum bedeutet dabei nicht, "viel Geld" (=Bewegungsmacht) zu besitzen, sondern sein Lebensumfeld dicht und dichter zu gestalten, sich die Welt also "vollzuräumen", mit Dingen, die jeweils spezifische, ökonomische Entfaltung bedeuten. Dieses Prinzip findet sich selbst bei den niedrigsten Lebensformen, und es ist das Prinzip jeder Entwicklung als "Entelechie", als Realisierung von Aspekten und Facetten, von Differenziertheit generell. Man kann vom Leben in einem Runddorf in Botswana träumen, gut, aber die Lebenswelt dort ist kaum noch erfaßbar "einrichtungsärmer" als unsere.
Warum? Weil wir es verstanden haben, seit hunderten von Jahren Energie in immer dichterer Form gebunden zu finden und durch Entbindung zu nutzen. Sämtliche Stufen der Entwicklung unseres Wohlstandes (als Gemeinwohl) in Europa waren durch weiter entwickelte Nutzung in der Natur zu findender, immer dichter gebundener Energie geknüpft. Und mit der Verfügbarkeit davon, sodaß die entbundene Energie möglichst vielen zur Verfügung steht. Sonne, Feuer, Tiere, Wind, Wasser, Kohle, Erdöl, Elektrizität, Atomkraft. Je weiter man auf dieser Wohlstandsleiter nach unten klettert, desto geringer werden die Energiedichten der genutzten Stoffe. Der Satz gilt auch umgekehrt: Je geringer die Energiedichte der genutzten Stoffe, desto weniger Wohlstand ist möglich, und das ist hier vor allem einmal als "Einrichtungsvielfalt" gemeint. Krankenhäuser statt Heimpflege zum Beispiel, die ja nicht nur Pflege bedeutet, sondern Gesundungsmöglichkeiten, von denen vor fünfhundert Jahren nicht einmal geträumt werden konnte.
Natürlich ist das alles in gewisser Hinsicht ein Nullsummenspiel, auch wenn es ein Leck gibt, sodaß die Summe der Einrichtungen nicht dieselbe Menge Energie bedeutet wie ein Zustand ohne diese Einrichtungen, sondern mehr. Denn jede Einrichtung hat sogenannte "Reibungsverluste". Sodaß mit der Entwicklung einer Kultur der Gesamtbedarf an Energie steigt, das ist zweifellos so.
Die Arbeit, die der Transport von Gütern auf von Tieren gezogenen Wagen (samt Be- und Entladungsprozessen, samt notwendiger menschlicher Anwesenheit und begleitender Steuerung) erfordert, muß auf andere Weise geliefert werden. Durch Autos und deren Herstellung, durch die Treibstoffe und deren Verbrennungs- weil Nutzungsmöglichkeiten, durch Mikrochips und - oft vergessen! - durch Planung und Ablaufsteuerung. Auch Computerprogramme, die ein Problem "lösen", sind also Maschinen, die Energie verbrauchen.
Das ist endlos fortzudenken. Erklärt aber, warum der Energiehunger des Westens (und China, Indien, Brasilien, Indonesien, Nigeria ziehen in atemberaubendem Tempo nach) so gewaltig ist, und immer gewaltiger wurde und wird.
Morgen Teil 2) Unstillbarer Energiehunger nicht TROTZ der immensen Aufwendungen, die Welt durch Energiewenden aller Art zu retten, sondern DERETWEGEN