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Montag, 30. August 2021

Extra ecclesiam (3)

Als alles zerfiel, schlug die Stunde der Autonomen, der Besserwisser und der Türsteher: Als alles zu verschwinden drohte, kam der Ruf nach Rettung auf. Und als Retter traten die Eigentlichen mit ihren Nebengebäuden hervor; und dort war der Schmerz verschwunden, war alles gar nicht so schlimm - Wir wissen somit auch, daß Narzißmus sich in einer Form von Türsteher-Mentalität äußert. Dieser auf einer anderen Ebene - ein Archetyp, eine Konstruktionsgrammatik, jeweils mit Kostümen, die auf anderen Welt- und Seins-Ebenen ganz andere Figuren zu erzeugen scheinen - völlig gleichkommt. In der der Türsteher den Einlaßbegehrenden auf eine Art begegnet, in der er tatsächlich zum Unternehmen WIRD, dessen Tore er bewacht. Wo er es "besser weiß", als die offiziellen Richtlinien sagen, und nicht nur das: Genau in diesem Abweichen von den offiziellen Richtlinien äußert sich seine Macht erst so richtig. Hier wird sie erlebbar, hier wird sie zum Gewinn, der sich aus der Dankbarkeit jener ergibt, die, obwohl sie den Richtlinien nicht entsprechen, eingelassen werden. Es liegt alles in seiner Hand.

Und deshalb haben sowohl von Balthasar wie auch sein Jünger, Pater Karl Wallner aus Heiligenkreuz, nicht nur dasselbe Charakterproblem, sondern beide bieten ein Sondertor an. Der Schweizer Theolunke, wie ihn manche bezeichnen (wobei auch der VdZ in seinen Schriften gerne liest, aber immer wissend, daß er es mit stachligen Früchten zu tun hat, die entsprechend vorsichtig behandelt werden müssen) hat dieses Tor aufgemacht. Das aus ganz anderen Überlegungen genährt wird, die aber - mit entsprechendem Türsteher-Willen - zu einer Vollmacht werden, ALLE einzulassen. Das heißt - so zu tun, als ließe man sie ein. Denn in Wahrheit ist diese Tür, die auch Wallner bewacht, nein, zu der er lockt, die Tür zu einem anderen Unternehmen. Einem, das neben dem steht, das ihn angestellt hat. Einem, das die Ungeheuerlichkeit des Häretikers bedient, der da meint, es wäre möglich, etwas zu ersetzen.

Durch etwas, das sich besonders auf Narzißten spezialisiert hat, die abgeworben werden. Die unter dem Vorwand, das Große zu bewachen - die Kirche - in ganz andere Gebäude Einlaß geben, somit Kunden abwerben. Im Rausch der Macht, die ihnen übertragen wurde, tun sie so, als sei ihr offizieller Auftraggeber ganz anderer Natur, als die Eintrittswerber angenommen haben. Nein, sagt deshalb Wallner, JEDE Form des Frommseins ist gleichzusetzen mit der Zugehörigkeit zur Kirche. Wer ihr angehört - gut, der soll auch drin bleiben, warum nicht. Aber SINN hat es nicht unbedingt. Denn sein Heil könnte der Einzelne auch auf andere Weise gewinnen. 

Wallner ist damit aber gar nicht so exclusiv, wie er in seinem Narzißmus ganz ganz heimlich (aber enorm mächtig; ja umso mächtiger, als er dieses sein Zentralproblem, das ihm ganze Seitentrakte der Theologie völlig verschiebt, ganz offenbar nicht erkennt, denn er ist darin seit Jahrzehnten unverändert wahrzunehmen) glaubt. Wiewohl er einer Gesellschaft zahlloser solcher Narzißten angehört (und angehören will, darum geht es), die immer mit demselben Türstehersyndrom aufgetreten sind. Ob sie nun Hans Urs von Balthasar, Karl Rahner oder Martin Luther heißen. Sie verführen die Menschen, die meinen, in ihnen DER KIRCHE zu begegnen, zu einer ANDEREN KIRCHE. Einer, die es EINFACHER GIBT, die manches LEICHTER NIMMT, die behauptet, es wäre als das viel EINFACHER ZU VERSTEHEN, was man in Wahrheit einfach NICHT versteht. 

Zwar verwendet Wallner, dessen Doktorarbeit** dem VdZ vorliegt und - eiderdautz - über Hans Urs von Balthasar handelt, das Inventar der Firma, die ihn beschäftigt (sprich: seine Sätze sind, isoliert gesehen, zum überwiegenden Teil "orthodox"), ja er verschwindet immer wieder in deren Lagerräumen, und kommt dann mit Paketen aus der Tür, die aus den Lagerbeständen seines Auftraggebers stammen, aber er setzt sie dann anders zusammen. Und beweist damit den Menschen, daß auch die Seitentür zum selben Event führt, das man besuchen möchte.