Gerade dieses aktuelle Aufbegehren zeigt es erneut, ja zeigt es klarer denn je. Wo es um den Widerstand gegen die päpstliche Anbindung des Meßritus an die Diözesanbischöfe geht. Was VÖLLIG RICHTIG ist. Denn was Ratzinger (aka Benedict XVI.) machte war falsch. Der eine Entwurzelung akzeptierte zugunsten einer vielleicht (und dabei ohnehin nicht realisierten) Einigung mit der Gemeinschaft Pius X.
Man sieht es aber doch: Warum hat man dort so lange gewartet? Nichts ist geschehen! Und nun? Eine Einigung ist unmöglicher denn je! Ist das Realismus? Ist das Wirklichkeitsbezug der Pius-Sekte, zu der sie geworden ist?
Und das Motu proprio "Traditionis Custodes" richtet sich vor allem gegen eine Parallelkirche, wie sie die von Erzbischof Lefebvre gegründete Priestergemeinschaft Pius X. weltweit aufgezogen hat, und im Zuge gewisser Zugeständnisse in den letzten zehn Jahren (temporäre Beichterlaubnis etc.) von vielen schon als vollwertige Alternative zu herkömmlichen Angeboten galt, wie sie in der Kirche gegeben sind. Im Speziellen ist dabei die USA im Blickfeld, wo die traditionelle Messe erstaunliche Verbreitung und viele offene Bischöfe findet.
Was auf viel Widerspruch auch seitens anderer, "moderner" Bischöfe stößt.* Die der "Alten Messe" Spaltungskraft zumessen, und deshalb "Einheit" fordern. Was nicht selten den Beigeschmack hat, dem anderen dasselbe Fiasko an den Hals zu wünschen, als man selbst gerade erleidet. Denn die "normale Pfarrpastoral" ist auch in den USA dramatisch zusammengebrochen und ergeht sich öffentlich erkennbar nur noch in Homosexuellenfahnen und parallel stattfindenden ruinösen Medienkampagnen und Zahlungen an Mißbrauchsopfer. Wobei auch der VdZ die "Prosperität" von Gemeinden rund um die "Alte Messe" mit recht gespaltenem Sinn betrachtet. Gesund, sozusagen, gesund ist das auch nicht, und ebenfalls ein Scheinzeichen. Ohne damit jeden Einzelfall zu verurteilen, der viel Differenzierung benötigt.
Weil nämlich - allen Einschränkungen zum Trotz, bei weitem nicht alle Kritik daran ist falsch, und es hatte schon seinen Grund, warum vor hundert Jahren nicht die schlechtesten Priester (man denke an Romano Guardini oder an Pius Parsch) neue liturgische Formen zu entwickeln versuchten - die Alte Messe dem Novus Ordo als liturgisches Kunstwerk und Schauspiel selbst in dieser Mangelhaftigkeit (ein Hang zur Musealität ist nicht die einzige) jederzeit vorzuziehen wäre.
Und zwar aus prinzipiellen Gründen. Es geht vor allem um den Opfercharakter des Meßopfers, und in diesem Zusammenhang um die Umkehr der Haltung vor Gott, im Wesentlichen also um verschiedene Arten der Verfügbarkeitsmachung der Gnade.
Aber diese Selbstherrlichkeit ist auch der Fall, wenn sich Meßbesucher Pfarre und Meßort aussuchen! Der Grundcharakter der Liturgie muß die "schicksalhafte Zugewiesenheit" sein und bleiben. Erst so wird die rechte Haltung vor Gott möglich.
Der Schaden durch die Selbstautorisierung, den Ort selbst zu wählen, an dem man "Kirche" in ihren Sakramenten erfährt, ist nicht nur durch die Sünde des Hochmuts groß. Er ist deshalb so groß (und er ist SEHR groß), weil diese Entscheidung auf einer HÖHEREN EBENE steht als die, ob die Liturgie "gut oder schlecht" ist. Ja diese Entscheidung "erreicht" diese erstere nicht einmal, sodaß sie belanglos wird angesichts der ersten Sünde, die höherrangig ist. Und wie alles Höherrangige das unter ihr Stehende zusammenhält, das sonst zerfällt und dann mit dem Zentrum des Ich gar nicht mehr in Verbindung steht. Somit sind auch die Schäden für die Erkenntniskraft im Sinne einer Seelenentwicklung in der Annäherung an Christus und der Vereinigung mit ihm fundamentaler als alle Fragen nach der Liturgie.
Für die anderen "Traditionsgemeinschaften" wird sich aber auch mit diesem aktuellen Papstschreiben nicht viel ändern. Denn die haben (meist zumindest) ohnehin schon bisher die Anbindung an die jeweiligen Ortsdiözesen gesucht. Was auch so sein muß.