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Freitag, 19. Februar 2010

Aus hoher Kultur

"Wenn wir heute hinter die von unserer mittleren Gewohnheit als primitiv bezeichneten Kulturen zurückgehen, so finden wir zu unserem Erstaunen immer wieder Hochkulturen, und immer wieder treffen wir bei ihnen auf eine zentrale Vorstellung von herrschender Hoheit. 

Diese Vorstellung, um die sich das menschliche Gehaben je und je als Sitte ausbildete, ist heute völlig schattenhaft geworden; wir haben viele Gesetze, die eine ungeheure Leere ausfüllen, und wir haben wenig Sitte

Das durch die Sitte geleitete Empfinden wird verworfen. Noch Kent sagt zum Bettler Lear: "Es ist etwas an dir, was mich zwingt, dich Herr zu nennen", sein Erkennen und der Zwang, den es auf sein Verhalten ausübt, ist den Heutigen nicht mehr faßbar. Dieses Erkennen ist nur möglich in einer gestuften Welt, in der das Leitende auch immer das Hohe ist, aus dem jede Autorität sich ergibt, so daß man ihrer Gegenwart mit Ehrfurcht begegnet."


Carl J. Burckhardt, in den einleitenden Passagen von "Gedanken über Karl V."
*190210*