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Mittwoch, 3. Februar 2010

Weitere groteske Fakten zu Biosprit

pressetext.at bringt einen Bericht mit Aussagen der kolumbianischen Politologin Paula Alvarez Roa, Expertin für Organisationen im Bereich Umwelt und ländlicher Raum bei der NGO Grupo Semillas http://www.semillas.org.co. Der über Details informiert, die das "Ökologie- und Nachhaltigkeitsmäntelchen" über biosprit (das hier schon Thema gewesen) noch weiter umfärben:

Kolumbiens Palmöl wird derzeit zu Kochöl, Margarine und Seife verarbeitet, für die Zukunft steuert man jedoch ein stärkeres Augenmerk auf die Erzeugung von Biodiesel an. Einen anderen biogenen Treibstoff gewinnt man schon bisher aus dem Zuckerrohr, das zu Ethanol verarbeitet werden kann. Bisher versorgen die Agrotreibstoffe erst den nationalen Markt Kolumbiens - zehn Prozent Biosprit werden hier dem Benzin beigemischt. Die Regierung hofft jedoch, angetrieben von weltweit steigender Nachfrage und internationalen Subventionen, Biosprit in Zukunft in großem Stil exportieren zu können. Damit verbunden ist derzeit eine rasante Zunahme der Energie-Monokulturen. 

Soziale und ökologische Katastrophe 
 
Dieser Anbau habe hohe soziale Kosten, macht Alvarez aufmerksam. In Kolumbien gibt es aufgrund des seit über vier Jahrzehnten anhaltenden Konflikts derzeit vier Millionen vertriebene Menschen im eigenen Land, für die bisher noch keine Lösung gefunden werden konnte. Gleichzeitig seien fünf Millionen Hektar im Besitz weniger Agrosprit-Unternehmer, die es besonders auf die ertragreichsten Böden abgesehen haben. Der Druck auf die Bauern steige, ihre Gebiete aufzugeben oder Zuckerrohr und Palmen statt Lebensmittel (ähnliches übrigens gab es seit Jahrzehnten in Haiti, mit Mangos und Kaffee, das genau deshalb heute keine ausreichende Lebensmittelproduktion mehr schafft; Anm.) anzubauen. „Wir glauben, daß durch den zunehmenden Anbau von Biotreibstoffen die Konflikte rund um den Landbesitz verschärft wurden, was auch zu einem Anstieg der Gewalt geführt hat“, so Alvarez.

[...] sei hohe Ausbeutung mit vierzehn Arbeitsstunden pro Tag bei Niedriglohn die Regel. Möglich sei dies durch die Ausgliederung der Arbeiter in Arbeitskooperativen, die ihnen auch Sozialleistungen verwehrt. „Üblich ist auch die Verbrennung des grünen Zuckerrohrs, bei der das Saccharose-Produkt konzentriert wird und ein Drittel seines Gewichtes verliert. Dieser Vorgang sorgt dafür, daß Transport und Arbeitskraft billiger werden, da sich der Gehalt nach dem Produktgewicht richtet.“ Die dabei erzeugten Abgase würden dafür sorgen, daß in den Plantagenregionen die meisten Atemwegserkrankungen registriert werden. (Na, und was sagt da das CO2 überhaupt erst dazu, das ja die Ursache dieser Biosprit-Initiativen ist ...; Anm.).


"Es gibt keine grünen Biotreibstoffe"

Jedoch auch für die Umwelt sei der agroindustrielle Anbau von Palme und Zuckerrohr schädlich. Beide seien sehr wasserintensive Pflanzen, betont die kolumbianische Politologin. „Ein Hektar Palmen oder Zuckerrohr benötigt jährlich über 10.000 Kubikmeter Wasser, somit rund dreimal mehr als Tomate und Mais.“ Wasser sei auch in Kolumbien zunehmend ein knappes Gut, das soziale Konflikte herbeiführen könne. Der Monokultur-Anbau erfordere hohen Einsatz von Pestiziden, die die Böden langfristig belasten, zudem bedeute auch die Zerstörung des Regenwaldes zugunsten der Plantagen einen Verlust an Biodiversität.
(Und es bleibt noch die Frage, warum wohl in Afrika und Südamerika bereits so riesige Landwirtschaftsflächen in den Händen von Konzernen oder Staaten - wie China! - sind, gekauft, oder gepachtet.)

"Weder Palmöl noch Biotreibstoffe sind als nachhaltige, grüne Produkte anzusehen", resümiert Alvarez. Es sei daher nicht sinnvoll, Agrotreibstoffen Nachhaltigkeits-Zertifikate zu erteilen. Als einzigen Ausweg sieht Alvarez ein globales Umdenken weg von Biotreibstoffen. „Es braucht mehr Bewusstsein dafür, wie problematisch diese Energieform für die Anbauländer und schließlich auch für den gesamten Planeten ist. Weit günstiger und nachhaltiger wäre es, andere Formen der Energieerzeugung zu fördern.“