Hans-Ulrich Instinsky denkt in seiner geschichtswissenschaftlichen Studie zur Historizität von Jesus Christus, "Das Jahr der Geburt Christi", darüber nach, wie sorgsam mit den historischen Quellen umgegangen werden muß. Es sei geradezu der Inkarnation Gottes typisch, daß sie sich nicht nur als Mensch, sondern auch der menschlichen Überlieferung ausgeliefert habe. Jede Überlieferung und Tradierung habe wiederum nicht nur die Aufgabe, einfach weiterzugeben, was sie gehört habe, sondern zugleich zu reinigen, seinen Kern erneut zum Leuchten zu bringen, ohne in simplen Archäologismus zu verfallen. Denn jede historische Gestalt habe ihr historisches Gewand, ihre historischen Bedingtheiten.
Den Glauben an Jesus Christus aber auf eine geschichtswissenschaftliche Beweistatsache zurückführen zu wollen, ihn sonst gar zu verwerfen, bringe in seiner technischen Folgerichtigkeit, der nicht zuzustimmen ja widermenschlich wäre, das eigentlich Christliche um seinen Kern: der Betonung der Würde des Menschen, der sich in Eigenverantwortlichkeit auch zu seinem Glauben immer wieder und je neu durchzuringen habe.
So ist und bleibt der Boden, von dem aus der Mensch auch die Wissenschaft - als eines der beiden Beine des Erkennens - zu betreiben aufgerufen ist, ein menschlich-sittlicher Akt, der Verdienstlichkeit beinhalte. Und nur in diesem Zusammenspiel, in dieser sittlichen Reife und Leistung, erhebe sich der Mensch zu jener Wirklichkeitsbereitschaft, die eine Erkenntnis in aller seiner menschlichen Tiefe und Breite bedeuten könne.
Wer meint, auf den Glauben verzichten zu können, beraube sich lediglich einer, und zwar: seiner entscheidenden, Wesenswirklichkeit.
Wissenschaftlich-kritische Prüfung der Grundlagen der Geburt Christi vermöge, so Instinsky, nie den Glauben zu begründen. Sie vermag lediglich, ihn zu stützen. Genauso wenig aber kann wissenschaftliche Skepsis und mangelnde Beweiskraft einen Glauben zerstören, der nicht bereits zuvor aufgegeben war.
*250210*
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